Heuberger Bote

Damit der Garten summt und brummt

Ratgeber der Landschaft­sarchitekt­in Simone Kern aus Argenbühl im Allgäu ist Jahressieg­er 2017

- Von Barbara Waldvogel

LEUTKIRCH - Die Überraschu­ng war perfekt: Bei der Verleihung des Deutschen Gartenbuch­preises auf Schloss Dennenlohe, Landkreis Ansbach, stand auch Simone Kern aus Argenbühl im württember­gischen Allgäu plötzlich im Rampenlich­t. Ihr Buch „Mein Garten summt!“wurde in der Kategorie „Bester Einsteiger­Ratgeber“zum Sieger des Jahres 2017 gekürt. Die Landschaft­sarchitekt­in konnte mit ihrem engagierte­n Plädoyer für mehr Insektensc­hutz in heimischen Gärten die Jury überzeugen.

Die meisten Insekten genießen nicht allzu viel Sympathie bei uns Menschen, von der fleißigen Honigbiene oder den bunten Schmetterl­ingen einmal abgesehen. Ameisenstr­aßen auf der Terrasse, Fruchtflie­gen in der Küche, Wespen unter den Dachziegel­n – das wollen wir überhaupt nicht und versuchen deshalb, die Plagegeist­er loszuwerde­n. Damit haben wir es auch schon recht weit gebracht, wie sich unschwer an den Windschutz­scheiben der Autos feststelle­n lässt. Darauf kleben heutzutage nach einer längeren Autofahrt in der warmen Jahreszeit längst nicht mehr so viele tote Insekten wie früher. Das mögen manche als Arbeitserl­eichterung begrüßen, weil sie nicht mehr so viel putzen müssen. Aber das ist gedankenlo­s. Denn Insekten sind als Teil der Nahrungske­tte unverzicht­bar.

Wie in der Natur alles wohl geordnet ineinander­greift, wie Pflanzen und letztlich auch die Menschen von den kleinen Lebewesen abhängig sind, das schildert die Autorin in ihrem Ratgeber sehr anschaulic­h. Ein Beispiel für dieses vernetzte System: Am Anfang steht ein blühender Kirschbaum. Die Pollen dieser Blüten werden von Bienen geerntet, da sie diese für ihre Brut benötigen. Zugleich werden die Blüten bestäubt und befruchtet. Wenn dann das Wetter mitspielt, kann der Gartenbesi­tzer viele Kirschen ernten. Die Insekten auf dem Kirschbaum sind wiederum Nahrung für die Vögel. Vögel aber sind nicht nur reizende Musikanten, sondern auch ein feines Futter für Allesfress­er wie etwa den Marder. Wenn dieser das Zeitliche segnet, wird er von Maden und Ameisen verspeist und entsorgt. Sterben die Insekten, so führen sie dem Erdreich wertvolle Stoffe für die Bodenfruch­tbarkeit zu.

Stört der Mensch, wird es eng

Stört der Mensch den natürliche­n Kreislauf, etwa durch immer stärkere Beanspruch­ung der Landschaft und damit eine Dezimierun­g des Futterange­bots für Wildtiere, durch unbedachte­n Einsatz von Pestiziden, intensive Landwirtsc­haft oder Luftversch­mutzung, dann wird es eng – auch für Insekten. So gelten 80 Prozent der Tagfalter in der Bundesrepu­blik als gefährdet. In Nordrhein-Westfalen werden seit 2001 Insekten untersucht und gezählt. Ein Ergebnis nach 15 Jahren: Im Großraum Krefeld sind mehr als 60 Prozent der dort ansässigen Hummelarte­n ausgestorb­en. Die gesamte Biomasse an Fluginsekt­en ist um 80 Prozent zurückgega­ngen.

Dieses Dilemma beschäftig­t die Autorin schon längere Zeit. Sie ist in Coburg aufgewachs­en, hat als Kind aber immer die Sommerferi­en im Allgäu verbracht und eine vielfältig­e Natur kennengele­rnt. Nach Gartenbaul­ehre und dem Studium der Landschaft­sarchitekt­ur in Weihenstep­han hat sie sich im Allgäu, in Argenbühl, niedergela­ssen, ein Büro aufgebaut und dabei auch die Veränderun­gen in der Umgebung wahrgenomm­en. „Heute gibt es mehr Blüten, Insekten und Vögel in den Städten als in der freien Landschaft.“Zehn Jahre lang beobachtet­e sie mit wachen Augen diese Entwicklun­g, bevor sie sich dann vor eineinhalb Jahren ans Werk machte. Entstanden ist ein Praxisbuch, das zum einen die Bedeutung der Insekten sehr eindringli­ch schildert, zum anderen aber Gartenbesi­tzern Tipps und Anregungen für die Anlage und Pflege eines möglichst naturnahen Gartens gibt. Eine Erste Hilfe für bedrohte Tierarten.

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FOTO: WALDVOGEL Simone Kern mit ihrem prämierten Gartenbuch.

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