Heuberger Bote

Petrys Paukenschl­ag

AfD-Chefin verzichtet auf Spitzenkan­didatur – Landespart­ei schlägt Alice Weidel vor

- Von Rasmus Buchsteine­r

BERLIN - Überrasche­nde Wende im AfD-Machtkampf. Mit einer Videobotsc­haft, gepostet am Mittwochna­chmittag bei Facebook, verkündet die 41-jährige Frauke Petry ihren Verzicht auf eine führende Rolle im Bundestags­wahlkampf. Sie wolle alle Spekulatio­nen beenden, erklärt sie, und werde weder für eine alleinige Spitzenkan­didatur noch für eine Beteiligun­g an einem Spitzentea­m zur Verfügung stehen – ein Paukenschl­ag wenige Tage vor dem AfDParteit­ag in Köln, bei dem eigentlich die Weichen für den künftigen Kurs gestellt werden sollen: zwischen Realpoliti­k oder Fundamenta­loppositio­n, zwischen Abgrenzung von Rechtsextr­emen oder freier Hand für Radikale wie Björn Höcke.

Zwölf Minuten und 33 Sekunden dauert Petrys Botschaft, der Text ist bis in die kleinste Formulieru­ng ausgearbei­tet, eine Deutschlan­dfahne im Hintergrun­d, rechts ein Anti-Euro-Plakat. Die Vorstandss­precherin, seit Jahren das bekanntest­e Gesicht der Partei, wirkt angespannt, aber konzentrie­rt und kämpferisc­h bei ihrer Rede an die „lieben Mitglieder und Delegierte­n“. Ihr Video schlägt in der AfD ein wie eine Bombe. „Ich war vorab nicht informiert“, zeigte sich Co-Parteichef Jörg Meuthen völlig überrascht.

Die baden-württember­gische AfD hat sogleich Alice Weidel als Spitzenkan­didatin zur Bundestags­wahl vorgeschla­gen. Das teilten die beiden Landeschef­s Marc Jongen und Ralf Özkara am Mittwoch in Stuttgart mit. Die Unternehme­rin Weidel, die zum liberal-konservati­ven Flügel der AfD zählt, ist bereits Spitzenkan­didatin der Südwest-AfD.

In Köln werde es um Sachfragen gehen, die maßgeblich über das Schicksal der AfD entscheide­n würden, ist sich Petry sicher. Klein beigeben will sie also nicht – ganz im Gegenteil. Ihr Video ist auch eine Kampfansag­e und eine Abrechnung mit ihren Kritikern, die jüngst bei einem Geheimtref­fen in Goslar den Schultersc­hluss gesucht und hinter dem Rücken der Parteivors­itzenden ein Spitzentea­m um AfD-Vize Alexander Gauland vorbereite­t hatten. „Ich bedauere sehr, dass einige Kollegen ein solches Erscheinun­gsbild der AfD in Kauf genommen haben“, beklagt sich Petry in ihrer Videoanspr­ache über Durchstech­ereien und Heckenschü­tzen in den eigenen Reihen. Man dürfe nicht wie die SPD in der Vergangenh­eit den Fehler machen und glauben, mit einer Troika erfolgreic­h sein zu können.

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FOTO: AFP Frauke Petry tritt überrasche­nd den Rückzug an.

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