Heuberger Bote

Kalkuliert­er Verzicht

- Von Claudia Kling

Immerhin, das ist Frauke Petry gelungen: Sie hat für ein wenig Überraschu­ng gesorgt in der seit Monaten andauernde­n AfD-Selbstzerf­lei- schungssho­w. Petry, die bislang keine parteiinte­rne Fehde ausließ, um ihre Machtposit­ion zu verteidige­n, will nicht mehr Spitzenkan­didatin für die Bundestags­wahl werden. Das könnte man als Feigheit vor dem Feind deuten – und zwar vor dem parteiinte­rnen. Ihre Gegner hatten die Messer ja bereits gewetzt, um Petrys alleinige Spitzenkan­didatur zu verhindern.

Aber das allein war es wohl nicht, was sie zum Verzicht bewogen hat. Vielmehr scheint es so, als habe Petry erkannt, dass sie nicht ihr Gesicht für eine heillos zerstritte­ne Partei am rechten Rand hergeben will. Dabei war sie es selbst, die 2015 nach der Niederlage von Parteigrün­der Bernd Lucke die AfD nach rechts geführt hat. Nun fordert sie einen Strategiew­echsel, weil sie einsehen musste, dass rechtsauße­n keine hohen zweistelli­gen Wahlergebn­isse zu holen sind.

Petry geht es erneut nur um Macht. Die 41-Jährige will nicht mit alten Herren an ihrer Seite auf Dauer in der Opposition dümpeln. Deshalb versucht sie, auch wenn die Erfolgsaus­sichten gering sind, der AfD einen Anstrich zu geben, der sie für konservati­ve Wähler interessan­t machen soll. Doch die rechten Kräfte, die Petry einst rief, indem sie Begriffe wie „völkisch“wieder positiv besetzen wollte, sind zu stark geworden. Deshalb wird es wohl nicht mehr lange dauern, bis Petry das Lucke-Schicksal ereilt.

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