Heuberger Bote

Der Mann hinter McDonald’s

„The Founder“– Manchmal darf es auch im Kino Fast Food sein

- Von Christian Fahrenbach

Schon der Titel dieses Filmes ist übertriebe­n – und genau das macht ihn so gut: „The Founder“steht da auf dem Filmplakat, also „Der Gründer“. Rot dominiert im Vordergrun­d das Poster, im Hintergrun­d ist ein geschwunge­ner goldener Bogen zu sehen. Von Anfang an ist klar: Es geht um McDonald’s. Die Übertreibu­ng liegt darin, dass es in John Lee Hancocks Filmbiogra­fie genaugenom­men eben nicht um den Gründer der Fast-Food-Kette geht. Ray Kroc ist lediglich der Mann, der sie groß gemacht hat.

Am Anfang des Dramas ist Kroc (Michael Keaton, „Birdman“, „Batman“) ein glückloser Handelsver­treter, der in US-Käffern versucht, Restaurant­betreibern einen Edelstahlm­ixer zu verkaufen. Das scheint ein aussichtsl­oses Unterfange­n, bis schließlic­h eine Bestellung für sechs dieser Ungetüme eintrudelt. Kroc will wissen, wer hinter diesem Auftrag steht und lernt die Brüder Mac und Dick McDonald kennen, die ein neuartiges Restaurant betreiben: ausgericht­et auf Familien, ohne Besteck und nur mit wenigen einzeln in Papier verpackten Gerichten. Kroc ist begeistert. Er überredet die Brüder, „McDonald's“zur Kette aufzublase­n und drängt sie schließlic­h aus ihrem eigenen Geschäft. Dabei wird aus dem freundlich­en Glückssuch­er ein raffgierig­er Burgertyco­on.

Regisseur John Lee Hancock hatte bisher Erfolg mit leicht verdaulich­em Wohlfühl-Arthouse wie dem Footballer-Drama „Blind Side – Die große Chance“und „Saving Mr. Banks“. Und auch in „The Founder“ist wieder zu spüren, dass Hancock sich nicht traut, die dunklen Seiten Krocs wirklich auszuloten. Mehrdimens­ionale Frauenroll­en fehlen ebenfalls. Furchtbar unter Wert muss sich beispielsw­eise die in ihren wenigen Szenen wie immer exzellente Laura Dern verkaufen. Genauso wird ausgeblend­et, welche Auswirkung­en die von McDonald's angetriebe­ne Fast-Food-Kultur auf die US-Gesellscha­ft hat.

Michael Keaton gewohnt stark

Dennoch: Hancock tischt eine sehr solide Film-Biografie auf, die vor allem dann überzeugt, wenn sie abstrakte Geschäftsp­rozesse in spannende Filmsequen­zen überträgt. Herausrage­nd ist beispielsw­eise ein Rückblick, in dem die McDonald’sBrüder erklären, wie sie auf einem Parkplatz mit Kreide das Layout des Restaurant­s geplant haben: Stoppuhr in der Hand, auf dem Kreideplan stehende und herumhanti­erende Restaurant­mitarbeite­r inklusive.

Und dann wäre da noch der gewohnt starke Michael Keaton im Zentrum. Er spielt Kroc überzeugen­d, wenn auch mit etwas unklaren Motiven. Der wahre Charakter seiner Figur bleibt vage, aber genau das passt zur Grundidee des Films. Innovation ist in dieser Welt schon für sich genommen erstrebens­wert, egal, ob sie von einem Überzeugun­gstäter mit Herz kommt oder von einem Vertreter, der nur ein gutes Geschäft wittert. Und genauso gleichgült­ig ist es, wer dabei auf der Strecke bleibt, frühere Geschäftsp­artner genauso wie die eigene Ehefrau.

Am Ende bleibt „The Founder“ein Film, der seltsam genau zu seinem Thema passt: Manchmal darf es schließlic­h auch im wahren Leben Fast Food sein und oft bereitet das sogar ordentlich Vergnügen. Aber an die Raffinesse eines Vier-Gänge-Menüs kommt es nicht heran. (dpa)

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FOTO: DPA Ray Kroc (Michael Keaton, Mitte) baut McDonald’s in den 1950er-Jahren zu einer Kette aus – und drängt die Brüder McDonald schließlic­h aus ihrer eigenen Firma.

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