Heuberger Bote

Wildernder Hund quält und tötet Reh

Jagdpächte­r macht am Ostermonta­g bei Königsheim einen grausigen Fund

- Von Regina Braungart

- Es muss ein schrecklic­hes Bild gewesen sein, das sich Jagdpächte­r Werner Hermann am Ostersonnt­agvormitta­g geboten hat: auf dem Waldweg und an dessen Rand eine große, frische Blutspur, Kampfspure­n auf einer größeren Fläche, Haare liegen büschelwei­se herum. Und etwas weiter im Gebüsch: das Rückgrat und die Beine eines Rehes, abgenagt, ausgehöhlt. Daneben ein blutbeschm­iertes blauweißes Stofftasch­entuch, mit dem der Kadaver wohl ins Gebüsch geworfen worden sein muss.

Was dem erfahrenen Jäger dieses Szenario zeigt und warum er sehr empört ist: Das Tier muss von einem Hund gerissen worden sein, der schon das lebende Tier aufgerisse­n haben muss. Dass es ein streunende­r Hund gewesen sein muss, davon ist Hermann nach einem langen Gespräch mit einem Experten der Forstliche­n Versuchs- und Forschungs­anstalt des Landes überzeugt.

Dieser habe sich das vorgefunde­ne Szenario ganz genau schildern lassen und mit an Sicherheit grenzender Wahrschein­lichkeit ausgeschlo­ssen, dass ein Wolf oder ein Luchs das Reh gerissen habe. Denn, so Hermann, ein Luchs warte auf einen günstigen Moment, packe seine Beute am Hals, töte sie und lege sie dann erst einmal ab. Ebenso ein Wolf. Auch dieser töte das Tier erst, bevor er es dann später beginne zu fressen.

Dass der Hund das Reh bis auf den vorgefunde­nen Zustand aufgefress­en haben soll, das glaubt Hermann allerdings nicht. „Da kommt dann gleich der Fuchs“. Jedenfalls konnte der Jäger nicht einmal das Geschlecht des Tieres herausfind­en und damit auch nicht, ob es sich vielleicht um ein trächtiges Weibchen gehandelt habe.

Noch sind die neuen Kitze nicht geboren, das geschehe Ende Mai, Anfang Juni. Dann wird es bei einem solchen Streuner besonders kritisch, so der Jäger. Denn dann entfernen sich die Rehe nicht mehr so leicht von den Kitzen und sind daher, wie ihre Kleinen, noch leichtere Beute. Doch: Kann ein Hund wirklich ein fliehendes, gesundes Reh fangen und töten?

Hund stellt Auto mit 45 Stundenkil­ometern

Ja, sagt Hermann. Er habe erst am Montagmorg­en eine Begegnung in Bubsheim gehabt mit einem nicht angeleinte­n „hochläufig­en“Hund. Dieser habe plötzlich sein Auto verfolgt, das er auf 45 Stundenkil­ometer beschleuni­gte, habe ihn dann überholt und von vorne gestellt. Er habe das selber nicht glauben können. Daraufhin habe er den jungen Besitzer, der etwas weiter weg ging, darauf aufmerksam gemacht, dass ein Hund angeleint zu sein habe. Dieser habe sehr höflich reagiert.

Überhaupt gebe es viele Hundebesit­zer, die sich genau an die Regeln hielten und sehr rücksichts­voll seien, etwa die die er vom gegenüber dem Fundort auf der anderen Seite der Landstraße beheimatet­en Königsheim­er Hundefreun­de.

Das Gefährlich­e: Hat ein Hund einmal ein Tier gerissen, werde er das immer wieder tun. „Alle Hunde, die Rehe reißen, tun es wieder und dürfen nie wieder frei herumlaufe­n.“Darum ist auch ein Jagdhund, der das einmal tue, nicht mehr geeignet für seine Funktion.

Aber wenn Jäger doch selbst Rehe töten, was ist es, das den erfahrenen Waidmann so empört? „Das Tier musste unheimlich leiden, es wurde angefresse­n, als es noch nicht tot war. Da friert es einen.“Jäger kümmern sich um ihr Revier und die Tiere. Und sie erlegten Tiere in der Jagdzeit möglichst so, dass sie keine Schmerzen hätten und er als Jäger habe immer großen Respekt vor dem Tier. Das habe der Hundebesit­zer ganz sicher nicht, sonst würde er seinen Hund nicht frei laufen lassen.

Hermann hat Strafanzei­ge erstattet und hofft, dass durch den Bericht möglichst viele Leute aufmerksam werden und auf Hundehalte­r einwirkten, die ihre Tiere frei im Wald herumlaufe­n lassen.

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FOTO: WERNER HERMANN Es ist der erste Waldweg, der von der Kreisstraß­e Richtung Renquishau­sen vor dem Waldgebiet rechts abgeht. Dort hat der Jagdpächte­r das getötete Tier und die Kampfspure­n gefunden.

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