Wildernder Hund quält und tötet Reh
Jagdpächter macht am Ostermontag bei Königsheim einen grausigen Fund
- Es muss ein schreckliches Bild gewesen sein, das sich Jagdpächter Werner Hermann am Ostersonntagvormittag geboten hat: auf dem Waldweg und an dessen Rand eine große, frische Blutspur, Kampfspuren auf einer größeren Fläche, Haare liegen büschelweise herum. Und etwas weiter im Gebüsch: das Rückgrat und die Beine eines Rehes, abgenagt, ausgehöhlt. Daneben ein blutbeschmiertes blauweißes Stofftaschentuch, mit dem der Kadaver wohl ins Gebüsch geworfen worden sein muss.
Was dem erfahrenen Jäger dieses Szenario zeigt und warum er sehr empört ist: Das Tier muss von einem Hund gerissen worden sein, der schon das lebende Tier aufgerissen haben muss. Dass es ein streunender Hund gewesen sein muss, davon ist Hermann nach einem langen Gespräch mit einem Experten der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt des Landes überzeugt.
Dieser habe sich das vorgefundene Szenario ganz genau schildern lassen und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen, dass ein Wolf oder ein Luchs das Reh gerissen habe. Denn, so Hermann, ein Luchs warte auf einen günstigen Moment, packe seine Beute am Hals, töte sie und lege sie dann erst einmal ab. Ebenso ein Wolf. Auch dieser töte das Tier erst, bevor er es dann später beginne zu fressen.
Dass der Hund das Reh bis auf den vorgefundenen Zustand aufgefressen haben soll, das glaubt Hermann allerdings nicht. „Da kommt dann gleich der Fuchs“. Jedenfalls konnte der Jäger nicht einmal das Geschlecht des Tieres herausfinden und damit auch nicht, ob es sich vielleicht um ein trächtiges Weibchen gehandelt habe.
Noch sind die neuen Kitze nicht geboren, das geschehe Ende Mai, Anfang Juni. Dann wird es bei einem solchen Streuner besonders kritisch, so der Jäger. Denn dann entfernen sich die Rehe nicht mehr so leicht von den Kitzen und sind daher, wie ihre Kleinen, noch leichtere Beute. Doch: Kann ein Hund wirklich ein fliehendes, gesundes Reh fangen und töten?
Hund stellt Auto mit 45 Stundenkilometern
Ja, sagt Hermann. Er habe erst am Montagmorgen eine Begegnung in Bubsheim gehabt mit einem nicht angeleinten „hochläufigen“Hund. Dieser habe plötzlich sein Auto verfolgt, das er auf 45 Stundenkilometer beschleunigte, habe ihn dann überholt und von vorne gestellt. Er habe das selber nicht glauben können. Daraufhin habe er den jungen Besitzer, der etwas weiter weg ging, darauf aufmerksam gemacht, dass ein Hund angeleint zu sein habe. Dieser habe sehr höflich reagiert.
Überhaupt gebe es viele Hundebesitzer, die sich genau an die Regeln hielten und sehr rücksichtsvoll seien, etwa die die er vom gegenüber dem Fundort auf der anderen Seite der Landstraße beheimateten Königsheimer Hundefreunde.
Das Gefährliche: Hat ein Hund einmal ein Tier gerissen, werde er das immer wieder tun. „Alle Hunde, die Rehe reißen, tun es wieder und dürfen nie wieder frei herumlaufen.“Darum ist auch ein Jagdhund, der das einmal tue, nicht mehr geeignet für seine Funktion.
Aber wenn Jäger doch selbst Rehe töten, was ist es, das den erfahrenen Waidmann so empört? „Das Tier musste unheimlich leiden, es wurde angefressen, als es noch nicht tot war. Da friert es einen.“Jäger kümmern sich um ihr Revier und die Tiere. Und sie erlegten Tiere in der Jagdzeit möglichst so, dass sie keine Schmerzen hätten und er als Jäger habe immer großen Respekt vor dem Tier. Das habe der Hundebesitzer ganz sicher nicht, sonst würde er seinen Hund nicht frei laufen lassen.
Hermann hat Strafanzeige erstattet und hofft, dass durch den Bericht möglichst viele Leute aufmerksam werden und auf Hundehalter einwirkten, die ihre Tiere frei im Wald herumlaufen lassen.