Mehr Hilfe für schwache Schüler
Die „Duale Ausbildungsvorbereitung“soll im Landkreis Tuttlingen kommen
- Der Landkreis Tuttlingen will in den Schulversuch „Duale Ausbildungsvorbereitung“an den beruflichen Schulen einsteigen. Einen entsprechenden Entschluss fasste der Ausschuss für Verwaltung und Finanzen des Kreistags in seiner Sitzung am Mittwochnachmittag einstimmig. Der Versuch ist zunächst auf zwei Jahre befristet und soll Schülern zugute kommen, die Schwierigkeiten beim Übergang von der Schule in die berufliche Ausbildung haben.
Laut Kreiskämmerer Diethard Bernhard gelingt etwa zwei Dritteln der Jugendlichen der Einstieg in die Ausbildung ohne größere Probleme. Allerdings hätten rund 70 Schüler der Spaichinger Erwin-Teufel-Schule und 80 Schüler der Ferdinandvon-Steinbeis-Schule in Tuttlingen einen Förderungsbedarf, sodass sie in den Genuss der Förderung kommen würden.
„Wir wollen diejenigen, die es etwas schwieriger haben beim Übergang in den Beruf, unterstützen“, betonte Landrat Stefan Bär zu dem Versuch, der vom Landesministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau bis zum Jahr 2019 gefördert wird. Er verspreche sich von der „Dualen Ausbildungsvorbereitung“einen Erfolg. Sollte dieser eintreten, dann würde das Landratsamt vorschlagen, den Versuch fortzuführen. Bär hegte am Mittwoch die leise Hoffnung, dass die Förderung nach zwei Jahren nicht ausläuft. Aber: „Wenn wir uns an der Realität aufreiben, dann müssen wir den Versuch neu bewerten.“Immerhin rund 58 000 Euro der veranschlagten 166 000 Euro verbleiben beim Landkreis.
Praktika sollen gefunden werden
Angesprochen werden sollen Schüler, die nach der Beendigung der Haupt-, Werkreal-, Gemeinschaftsoder Realschule keinen direkten Ausbildungsvertrag bekommen. In Kooperation mit Unternehmen sollen ihnen Praktika angeboten werden, die sie für den Arbeitsmarkt zusätzlich qualifizieren sollen. An den beruflichen Schulen soll zudem ein neuer, ganztagesschulischer und einjähriger Bildungsgang eingerichtet werden, der laut der Sitzungsvorlage „im Wesentlichen die bisherigen berufsvorbereitenden Bildungsgänge Berufsvorbereitungsjahr und Berufseinstiegsjahr integriert“.
Alle Fraktionen im Kreistag sprachen sich für eine Teilnahme an dem Versuch aus, sodass die Empfehlung an den Kreistag einstimmig erfolgte. Joachim Löffler (CDU) regte eine Informationsveranstaltung für die Schulen und das Staatliche Schulamt Konstanz an, um alle bei der „Dualen Ausbildungsvorbereitung“auf einen Nenner zu bringen. Clemens Maier (FWV) betonte die Wichtigkeit, junge Menschen in einen Beruf zu bringen, die langfristig eher auf Hilfsarbeiterjobs angewiesen seien. Der Versuch erinnerte ihn an die Kooperationsklassen, die bereits bestehen würden.
Bernhard berichtete, dass diese in die gleiche Richtung gehen würden, die Kooperationsklassen angesichts der mangelnden Unterstützung durch die Hauptschulen aber inzwischen ausgelaufen seien. Laut Maier hänge der Erfolg des Versuchs auch von der Bereitschaft der Unternehmen ab, für die in Frage kommenden Schüler Praktikumsplätze anzubieten. „Das ist das Entscheidende“, betonte auch Bernhard. Hartwig Hils, Leiter der Steinbeis-Schule, betonte, dass seine Bildungseinrichtung bereits mit 700 Betrieben zusammenarbeiten würde: „Die Vermittlung ist wichtig“, sagte er.
Auch Flüchtlinge im Blick
Hans-Martin Schwarz (OGL) meinte, dass Schüler nicht in „unnötigen Warteschleifen“stecken sollten. Er richtete dabei auch den Blick auf die Asylbewerber. Hils berichtete, dass von ihnen nicht alle, aber diejenigen, die schon fast ausbildungsreif sind, in dem Versuch berücksichtigt würden.
Für Rainer Buggle (CDU) ist die „Duale Ausbildungsvorbereitung“eine Weiterentwicklung von vielen Bereichen. So seien früher Praktika mit den Unternehmen nicht abgesprochen worden: „Nun kommt jemand mit, der seriös abspricht, wie es laufen soll“, sagte er. Hils betonte, dass ein zweiwöchiges Praktikum nicht ausreiche, sondern dieses dauerhaft auf ein, zwei Tage in der Woche ausgerichtet sein sollte.