Früh geübt, um ein Meister zu werden
Max Oehler aus Spaichingen ist eines der größten Handballtalente Deutschlands – Bei Proficlubs auf dem Zettel
- Mit dem Ball spielt und wirft er schon, kaum dass er laufen kann. Seine Begabung ist damals noch nicht wirklich zu erkennen. Mittlerweile hat sich Max Oehler aber zu einem vielversprechenden Handball-Talent entwickelt. Der 15Jährige aus Spaichingen zählt wegen seiner Leistungen für die JSG Balingen-Weilstetten nicht nur zum Kreis der Jugend-Nationalmannschaft, sondern er steht auch schon auf den Zetteln von Profivereinen.
Sein Ziel ist, später Handball-Profi zu werden
Vom SC DHfK Leipzig, immerhin Sechster in der Bundesliga, wurde er bereits zum Probetraining eingeladen. „Das war eine Ehre, so ein Angebot zu bekommen“, sagt Oehler, der im April 16 Jahre alt geworden ist. Sein Ziel ist es, einmal Profi zu werden. „Dem ordnet er alles unter“, sagt Vater Andreas. Training oder ein Spiel finde eigentlich jeden Tag statt, meint Mutter Claudia, die abwechselnd mit Tochter Anna den Fahrdienst nach Balingen übernimmt. Viel Freizeit bleibt für Max Oehler da nicht. „Ich habe den Sport und die Schule“, sagt er. Und selbst dies lässt sich nicht reibungslos miteinander vereinbaren. Mit dem Stundenplan an der Realschule in Spaichingen ist – im Gegensatz zu den BundesligaStandorten Balingen oder Leipzig – ein Frühtraining nicht möglich.
Oehler wechselt auf Stuttgarter Eliteschule des Sports
Deshalb steht nach der zehnten Klasse im Sommer ein Wechsel an. Max Oehler wird künftig in Stuttgart an der Eliteschule des Sports lernen. „Der Sport wird dort viel mehr gefördert. Die Schule hat die Möglichkeiten, auf den Schüler einzugehen und ihn aktiv zu unterstützen“, erklärt Andreas Oehler die Vorteile. Als Abschluss plant sein Sohn den Erwerb der Fachhochschulreife im Bereich Sportmanagement. „Ich möchte auf jeden Fall im Sport arbeiten“, meint Max Oehler – für den Fall, dass aus der Profi-Laufbahn nichts wird. Danach sieht es momentan aber nicht aus. Bei der Sichtung des Deutschen Handball-Bundes (DHB) – einem Turnier mit zehn Landesauswahlen – wurde Max Oehler Anfang März als bester Mittelmann in das All-StarTeam gewählt. Sein Talent wurde ihm wahrscheinlich in die Wiege gelegt. Andreas Oehler spielte selbst Handball für den TV Spaichingen und ist nachher Jugendtrainer im Verein. Mit vier Jahren wird Sohn Max angemeldet, durchläuft von den Minis bis zur D-Jugend die „gute Jugendarbeit des Vereins“, sagt sein Vater.
Der Höhe- ist gleichzeitig der Schlusspunkt von Max Oehlers Spaichinger Zeit. Mit den D-Junioren des TVS wird er inoffizieller Württembergischer Meister. Die JSG Balingen-Weilstetten – Jugendunterbau von Bundesligist HBW – muss schmerzhaft erfahren, welch begnadeter Handballer ihnen mit Max Oehler gegenübersteht. „Wir haben sie in der Runde rausgeworfen“, grinst der Teenager, der zum Spieler des Turniers gewählt wird. „Und dann kam das Angebot.“
Als B-Junior bereits in der A-Jugend-Bundesliga am Ball
Auch in Balingen-Weilstetten ist Max Oehler Leistungsträger seiner Mannschaften. In der Oberliga Baden-Württemberg steht er mit den BJunioren der JSG auf dem dritten Platz – allerdings mit deutlichem Abstand nach oben. Gut ein Fünftel der 458 Saisontore (96 Treffer) gehen auf das Konto des sechsbesten Schützen der Oberliga. Ziemlich viele Treffer für einen Spielmacher, der zudem seine Mitspieler in Szene setzt. Mit seiner Schnelligkeit, Gewandtheit und Spielübersicht in Eins-gegenEins-Situationen kann er sich aber selbst gegen deutlich längere Gegenspieler durchsetzen. „Die sind meist einen Kopf größer“, sagt der 1,84 Meter lange Spielgestalter. Obwohl er noch ein Jahr in der B-Jugend spielen darf, wird er bereits in der A-JugendBundesliga eingesetzt. Mit der JSG hat er sich für die Endrunde der Deutschen Meisterschaft qualifiziert. Mit Balingen-Weilstetten trifft er im Achtelfinale auf die Füchse Berlin Reinickendorf.
Nach Leipzig zieht es den Jugendlichen derzeit noch nicht. „Eigentlich möchte ich gerne in Balingen bleiben“, sagt Max Oehler. Nach dem Probetraining sitzen er, seine Eltern, Julian Thomannder, sportlicher Leiter der JSG, und Balingen-Weilstettens Manager Wolfgang Strobl zusammen, um die Perspektive des Talents zu besprechen. „Ich soll mich erst einmal im Verein weiterentwickeln und meine Leistung bringen“, sagt Max Oehler. Nach der Jugendzeit soll er über die Drittliga-Mannschaft an den Bundesliga-Kader herangeführt werden. Kontakte mit den HBW-Stars wie Ex-Nationalspieler Martin Strobel, der mit Nikola Karabatic (Paris Saint-Germanin HB) oder Domagoj Duvnjak (THW Kiel) zu Oehlers Idolen zählt, gibt es bereits. „Wir sehen uns täglich. Er kennt mich auch.“
Wie sein Vorbild will auch die Handball-Hoffnung bald das Trikot der deutschen (Jugend)-Nationalmannschaft überstreifen. „Ich denke schon, dass ich gute Chancen habe, dazuzugehören.“Im Sommer steht ein Großereignis bevor: Das European Youth Olympic Festival (EYOF) im ungarischen Györ – so etwas wie die olympischen Spiele für Jugendliche. Events dieser Kategorie sind für Oehler auf lange Sicht nicht ausgeschlossen. Schließlich steht in Friedrich Schillers Tell: „Früh übt sich, was ein Meister werden will.“