Heuberger Bote

Mia san Opfer

Bayern schimpfen nach dem Aus bei Real auf den Schiedsric­hter – Saisonaus für Neuer

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(fil/dpa/SID) - Es mag eine Binsenweis­heit sein, doch es gibt keine großen Siege ohne großen Niederlage­n. Real Madrids 4:2 nach Verlängeru­ng gegen den FC Bayern im Viertelfin­alrückspie­l der Champions League war zweifellos ein großer Sieg. Beide Mannschaft­en lieferten sich einen großartige­n Schlagabta­usch, der für Bayern, wie Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge später sagte, in einer „unglücklic­hen, unverdient­en, bitteren Niederlage“in einem „Spiel, das Geschichte geschriebe­n hat“mündete.

Die Frage, ob die Spieler und Verantwort­lichen des FC Bayern München nach diesem auf jeden Fall epischen, aus ihrer Sicht unfassbar bitteren 2:4 nach Verlängeru­ng im Viertelfin­alrückspie­l der Champions League bei Real Madrid auch als große Verlierer vom Platz gingen, kann jeder für sich selbst beantworte­n. Während der 120 Minuten hatten sich die Münchner mit großem Mut und noch größerer Kampfkraft mit Haut und Haar gewehrt gegen Real Madrid, dem dreifachen Torschütze­n Cristiano Ronaldo und sicher auch gegen Schiedsric­hter Viktor Kassai, der komplett seine Linie verlor und eine unglücklic­he Entscheidu­ng an die nächste reihte.

Vidal im Harakiri-Modus

Doch als das Ende besiegelt war, machte sich die Wut breit. Im Fokus: Kassai. Dessen Entscheidu­ng, Arturo Vidal nach einer seiner wenigen nicht gelbwürdig­en Grätschen vom Platz zu stellen und Reals Casemiro, wie Vidal im permanente­n HarakiriMo­dus, im Gegenzug nicht des Feldes zu verweisen. Dazu dessen zwei Abseitstor­geschenke an Ronaldo. Kassai habe „extrem eingegriff­en und das Ergebnis beeinfluss­t“, sagte Thomas Müller. „Das kann im Fußball passieren, aber nicht so eine Serie von Fehlern. Im Viertelfin­ale braucht man einen Schiedsric­hter, der eine höhere Qualität hat“, sagte Trainer Carlo Ancelotti. Arjen Robben meinte: „So kämpfst du gegen etwas, auf das du keinen Einfluss hast.“Während sie ihre Wut noch relativ zurückhalt­end äußerten, verfielen andere in Verschwöru­ngstheorie­n. „Zehn gegen 14 ist es schwer zu spielen“, sagte Jérôme Boateng, der sich genauso wie Innenverte­idigerkoll­ege Mats Hummels, obwohl nicht ganz fit, heroisch durchs Spiel gekämpft hatte. „Solch ein Diebstahl kann in der Champions League nicht passieren. Es war offensicht­lich und es lässt dich am Spiel zweifeln“, sagte Vidal, der im Hinspiel ein Elfmeterge­schenk, das zum 2:0 hätte führen können, nicht genutzt hatte.

Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge, der die Mannschaft „in der Kabine in Trümmern“gesehen haben will, ließ beim traditione­llen Mitternach­tsbankett jegliche diplomatis­che Zurückhalt­ung fallen. „Ich habe zum ersten Mal so etwas wie wahnsinnig­e Wut in mir“, sagte er, Wut, „weil wir beschissen wurden, wir sind beschissen worden, im wahrsten Sinne des Wortes.“Kaum hatte er diesen Satz beendet, brandete Beifall auf im Bankettsaa­l des Hotels Palacio de los Duques. Mia san Opfer statt Mia san Mia.

Dass Kassai auch vor dem Eigentor durch Sergio Ramos zum 2:1 (78.) daneben gelegen hatte, weil er eine Abseitsste­llung von Müller übersah, und dass Vidal bereits viel früher hätte Gelb-Rot sehen müssen, übersahen die Bayern geflissent­lich. Zu groß war ihre Wut. Nach spanischen Medienberi­chten sollen Vidal, Robert Lewandowsk­i und Thiago nach dem Spiel versucht haben, in die Kabine von Kassai zu gelangen – nachdem sie den Schiedsric­hter wüst beschimpft haben sollen. Die Polizei musste angeblich einschreit­en. Der FC Bayern wies die Darstellun­gen am Mittwoch zurück.

Zu allem Überfluss muss Bayern nun in den restlichen Wochen bis Saisonende, die immerhin noch das nationale Double bringen können, auf Torhüter Manuel Neuer verzichten – eine neue Chance für Sven Ulreich. Neuer brach sich unmittelba­r vor dem 2:3 beim Herauslauf­en den Mittelfuß, hielt aber dennoch bis zum Schluss durch. Auch das eine heroische Tat an diesem erinnerung­swürdigen spanischen Abend.

0:1 Lewandowsk­i (53., Foulelfmet­er), 1:1 Ronaldo (76.), 1:2 Ramos (78., Eigentor), 2:2 Ronaldo (105.), 3:2 Ronaldo (109.), 4:2 Asensio (112.). – 78 346. –

Vidal wegen wiederholt­en Foulspiels (84.).

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FOTO: IMAGO Manuel Neuer brach sich unmittelba­r vor Madrids 2:3 den Mittelfuß, die Saison ist für ihn beendet.

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