Dr. Feelgood muss zum Erneuerer werden
Das böse Wort „Vercoachen“ist in der hitzigen Aufregung nach dem spektakulären 2:4 des FC Bayern bei Real wenn überhaupt moderat verwendet worden. Vorgänger hatte sich das ja drei Jahre in Serie anhören müssen. Der Vorwurf: Er, der große Taktiker und Tüftler, habe immer dann die falschen Entscheidungen getroffen, wenn es mit seinen Münchnern im Halbfinale gegen spanische Clubs gegangen war. Falsche Aufstellung, falsche Wechsel, falsche taktische Ausrichtung. Vercoacht eben.
Carlo Ancelottis Pep Guardiola
ausgewechselt. Doch die Ursachen für die zwei Niederlagen gegen Real in der Taktik zu suchen, käme zumindest vordergründig zu kurz.
Real Madrid gegen den FC Bayern München war in diesem Jahr das Duell zweier Mannschaften und Trainer, die sich vor allem über die individuelle Klasse ihrer Spieler definieren. Taktisch agierten die Münchner im Rückspiel reifer als die Madrilenen, die streckenweise den Eindruck machten, das Wort Pressing höchstens vom Hörensagen zu kennen. Doch war in diesen zwei Spielen eben nicht und
ist ohnehin einzigartig.
Thiago Toni Kroos, Cristiano Ronaldo
Die Versuchsanordnung der Bayern für diese Saison war durchaus interessant: Eine Mannschaft, die alles gewonnen hat, sollte sich unter Carlo Ancelotti, diesem Doctor-Feelgood der Trainerzunft, nach drei unglaublich interessanten, aber fordernden Jahren unter Guardiola noch einmal selbst mit dem größtmöglichen Triumph belohnen. 30,3 Jahre betrug das Durchschnittsalter der Startelf am Dienstag, die Älteste unter Ancelotti. Das Experiment, wenigstens in dieser Saison noch auf die zugegeben hochklassigen, aber eben alternden Stars zu setzen und die Entwicklung von Kader und Taktik hintenanzustellen, ist gescheitert.
Der mit großen Vorschusslorbeeren und für eine noch größere Ablösesumme nach München gekommene
Philipp Lahms Süle Renato Sanches
Europameister hat so ein ganzes Jahr seiner Entwicklung verloren. hat eine vielversprechende Vergangenheit unter Guardiola und soll eine strahlende Zukunft als Nachfolger
oder haben, die sich in wenigen Wochen zur Ruhe setzen. Doch ihm fehlt die Gegenwart. Mit ein wenig mehr Spielpraxis hätte er am Dienstag vor dem 2:3 womöglich ein taktisches Foul begangen, statt hinter herzulaufen.
Joshua Kimmich Xabi Alonsos Sebastian Rudy Marcelo
Ancelotti, der schon den AC Milan, Chelsea, Paris Saint-Germain und Real Madrid betreut hat und immer als Trainer für die großen Frühlingsabende galt, muss sich nun als Erneuerer betätigen. Bayern muss im Sommer einen Umbruch einleiten, der nicht bei der Kaderauffrischung – verpflichtet wurden schon die Hoffenheimer und
– enden darf. Der taktisch elaborierteste Fußball wird schon in dieser Saison in Leipzig, Dortmund und Hoffenheim gespielt.
Niklas