„Ich fand Menschen schon immer spannend“
„Gesichterleserin“Tatjana Strobel ist die nächste Referentin bei „Die Erfolgsmacher“
- „Die hohe Kunst der Selbstdarstellung“ist das Thema der nächsten Veranstaltung „Die Erfolgsmacher“von Schwäbisch Media. Referentin am Donnerstag, 27. April, in der Angerhalle in Möhringen (Beginn 19.30 Uhr) ist Tatjana Strobel. Redakteurin Anja Schuster sprach im Vorfeld mit der sogenannten „Gesichterleserin“.
Sie bezeichnen sich selbst als Gesichterleserin. Wie wird man das?
(lacht) Indem man viele Gesichter liest. Und sich mit der Materie befasst. Es handelt sich dabei nämlich um eine alte Wissenschaft aus Asien. Wir kennen über 300 Gesichtsmerkmale, die sich wie eine Schablone über das Gesicht legen lassen. Dadurch kann man Rückschlüsse auf die Persönlichkeit eines Menschen ziehen.
Und wie sind Sie dazu gekommen?
Ich fand Menschen schon immer mega spannend. Schon als Kind habe ich viel beobachtet: Gestik, Mimik, Sprache, Stimme. Später habe ich im Vertrieb gearbeitet, mit 600 Mitarbeitern. Dort bin ich bei einem Seminar auch das erste Mal einem Gesichtsleser begegnet. Er hat meine Mitarbeiter und mich analysiert. Das hat mich fasziniert. In dieser Nacht wusste ich, dass ich meinen hochdotierten Job im Vertrieb aufgeben werde. Ich hatte das letzte Puzzleteil gefunden.
Wie ging es dann weiter?
Ich habe dann von heute auf morgen hingeschmissen und war drei Monate lang in Indien und Sri Lanka, wo das Gesichterlesen herkommt, und habe mich intensiv ausbilden lassen. Danach habe ich mich selbstständig gemacht und Seminare angeboten.
Sie haben von 300 Merkmalen gesprochen. Lassen sich diese kategorisieren?
Ich teile die Menschen in vier Grundtypen ein: der Macher, der Emotionale, der Visionär und der Rationale. Dabei lässt sich aber kein Mensch nur einem dieser Typen zuordnen. Wir sind alle Mischtypen. Die Frage ist nur, wie hoch ist der jeweilige Anteil.
Das heißt, durch Ihre Arbeit kön- nen Sie die Menschen durchschauen?
Mir geht es immer darum, die Menschen zu verstehen, nicht darum, sie zu benutzen oder zu manipulieren. Aber ja, diese Merkmale, wir tragen sie alle im Gesicht, wir können sie nicht verstecken. Beispiele sind die Irisgröße, die Form der Nase oder die Stellung und Farbe der Augen.
Es hat also nichts mit Mimik zu tun?
Nein, eigentlich nicht. Aber natürlich hinterlässt die Mimik Spuren in unserem Gesicht. Falten graben sich in das Gesicht ein und lassen auf die Erlebnisse eines Menschen schließen, ob er oft lacht oder ob er Sorgen hat.
Neben dem Gesichterlesen beschäftigen Sie sich auch mit Hypnose.
Ja, ich habe meine eigene Hypnose- methode entwickelt. Dabei geht es darum, dass der Mensch erkennt, wie er ist und warum er so handelt, wie er handelt.
Erklären Sie das bitte ein bisschen genauer.
Ich gehe in drei Schritten vor. Als erstes muss jeder erkennen, was sein Thema ist, das heißt, worum geht es, hat er Blockaden, Süchte, Ängste. Als nächstes muss man das annehmen und akzeptieren, dass es so ist. Und als letzter Schritt kommt die Erkenntnis, dass ich alles, was ich mir aneignen, auch loslassen kann. Der Klient und ich löschen die alten subjektiven Gefühle und neutralisieren diese, sodass das jeweilige Ereignis an Dramatik und Bedeutung verliert und keine langwierigen Auswirkungen auf das Leben mehr hat. Das ist wie bei einem Worddokument, bei dem man die Rechtschreibfehler korrigiert und das Dokument dann neu abspeichert. Die meisten Prägungen entstehen in den ersten zehn, zwölf Jahren. Das Problem ist, dass wir in diesem Alter Erlebnisse nur subjektiv bewerten und dann abspeichern. Ein Beispiel: Jemand, der als Kind von seinen Eltern geschlagen wurde, denkt oft, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Er sieht nicht, dass eigentlich die Ohnmacht der Eltern zu den Schlägen geführt hat. Man arbeitet viel mit dem inneren Kind. Alle Ängste und Sorgen, die wir haben, sind immer die des Kindes, nie des Erwachsenen in uns.
Was erwartet die Besucher in Tuttlingen?
Auf jeden Fall ein lustiger Abend. Ich erzähle Geschichten aus dem Leben. Dabei dreht sich alles um das Thema Selbstdarstellung. Wie ich schon in meinem Buch „Die hohe Kunst der Selbstdarstellung“beschrieben habe, begegnen wir alle in unserem Leben immer wieder – nennen wir es beim Namen – Arschlöchern. Das können sie aber nur sein, weil wir sie lassen. Wir lernen deswegen an diesem Abend, wie grenze ich mich davon ab und wie stehe ich zu mir selber.