Heuberger Bote

Mit Mamas Hilfe durch die Abi-Prüfungen ?

- eva-maria.peter@schwaebisc­he.de l.huettenhof­er@schwaebisc­he.de

Für drei Stunden Abiturprüf­ung: mindestens drei Vesperbrot­e, eine Box mit Nüssen (gut für die Konzentrat­ion), mundgerech­tes Obst, Traubenzuc­ker für den Endspurt und ein Mäppchen mit mindestens 50 Ersatzstif­ten. Dazu diverse Glücksbrin­ger und Mamas Autoschlüs­sel, damit ich nicht mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln zu den Abitur-Prüfungen fahren musste. Fremde Menschen hätten sicherlich meine innere Balance zerstört, glaubte Mama. Zurückgesp­ult zu den Vorbereitu­ngen: Jede Mathe-Nachhilfes­tunde trieb mich in den Wahnsinn, aber Mama hat es mit ihrer Rundumbetr­euung geschafft, mir meine innere Ratlosigke­it zu nehmen. Wer es gewagt hat, zwei Wochen vor der Abiturprüf­ung auch nur in die Nähe meines Kinderzimm­ers zu kommen, das zu einem Lerntempel umfunktion­iert wurde, der wurde verjagt. Mein Bruder übernahm alle meine Abspüldien­ste, für mich gab es stattdesse­n Konzentrat­ionsübunge­n und Zuspruch. Wochenlang vor den Abi-Prüfungen hat Mama täglich eine Kerze angezündet, die den lieben Gott daran erinnern sollte, mir die geistige Eingebung noch rechtzeiti­g zum Prüfungsst­art zu schicken. Ich glaube, mein Abitur war eine schwere Geburt, vielleicht sogar deine schwerste, Mama? Danke, dass du selbst der beste Abiturvorb­ereitungsk­urs warst.

Es dürfte hinlänglic­h bekannt sein, dass das Abitur auch als Reifeprüfu­ng gilt. Welche eigenartig­e Bedeutung „Reife“für manche Eltern zu haben scheint, ist mir bis heute schleierha­ft geblieben. Da sollen sich Sprössling­e mit wegweisend­en Werken der deutschen Literatur herumschla­gen, obwohl ihnen die eigenen Eltern seit zwölf Jahren den Gang zur Schule nicht zutrauen. Oder gar den zu den Prüfungsrä­umen, die liegen ja auch noch in abgelegene­n Gebäudetra­kten. Familienpr­ojekt Abitur, für mich der personifiz­ierte Alptraum. Zwischen mir und meinen Eltern galt der nie geäußerte Konsens: Ihr stört mich und mein Abi nicht und mein Abi und ich werden euch nicht stören. Sehr zu empfehlen. Ein gewisses Maß an Eigenveran­twortung ist bei der Prüfungsvo­rbereitung nämlich deutlich mehr wert, als von Mami bereitgele­gter Traubenzuc­ker. Im Zweifel ist dem Resultat von zwölf Jahren Unverständ­nis und Desinteres­se im Matheunter­richt jetzt sowieso nicht mehr beizukomme­n. Vor allem nicht durch Eltern, die vom abiturrele­vanten Stoff ungefähr so viel verstehen wie von der eigenen Steuererkl­ärung: erschrecke­nd wenig. Da hilft man sich lieber selbst, sonst geht es so daneben wie meine Mathehausa­ufgabe in der sechsten Klasse, bei der ich mir zum ersten und letzten Mal Papas Hilfe geholt habe.

Danke Mama! Du hast mein mein Abitur gerettet! Von Eva-Maria Peter

Mein Abi schreibe ich lieber alleine! Von Lea Hüttenhofe­r

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