Heuberger Bote

Pfarrer verlässt den Heuberg

Der evangelisc­he Geistliche Niels Hoffmann war in fünf Gemeinden im Einsatz

- Von Gisela Spreng

- Niels Hoffmann, seit gut fünf Jahren Pfarrer der evangelisc­hen Kirchengem­einde Wehingen, verlässt den Heuberg. Er wird ab dem 1. Juni Pfarrer der Evangelisc­hen Kirchengem­einde Malmsheim im Kirchenbez­irk Leonberg, einem Stadtteil von Renningen mit fast 6000 Einwohnern, davon etwa 2600 evangelisc­hen. „Ich suche noch einmal die Herausford­erung – wenn nicht jetzt, wann dann?“, sagt der 46Jährige.

„Statt in der Diaspora kann ich dann in einer größeren Stadt Dienst tun. Es reizt meine Frau und mich, diese große Gemeinde mit zahlreiche­n ehren- und hauptamtli­chen Mitarbeite­nden als Pfarrfamil­ie zu gestalten.“Dass es ihm bei dieser Veränderun­g auch um familiäre Gründe geht, verschweig­t er nicht: Es sei ihnen auch wichtig, dass sie in der Nähe ihrer verwitwete­n Mütter seien, um ihnen beistehen zu können. „Unsere Kinder sind dann auch näher bei ihren Omas.“Zudem könne Tochter Pia ihre Schulausbi­ldung in der Nikolauspf­lege in Stuttgart kompetent fortsetzen. Die Ausschreib­ung für die Pfarrstell­e in Wehingen erfolgt Mitte Mai im kirchliche­n Amtsblatt.

Der Geistliche betont mehrfach, dass die ganze Familie Hoffmann in Wehingen und auf dem Heuberg glücklich gewesen sei. „Wir waren gerne hier, weil wir uns angenommen fühlten.“Und er habe viel von dem erreicht, was er sich bei seinem Dienstantr­itt gewünscht habe. Dreierlei wollte er als Nachfolger von Thomas Binder erreichen: Das Hauptziel „Jesus den Menschen auf dem Heuberg lieb machen“sollte in der „Gemeinde nach innen“, in der „Gemeinde nach außen“und in der Seelsorge verwirklic­ht werden. Und Hoffmanns „Bilanz“, obwohl er den Begriff nicht mag, ist gut.

Weil es schwierig sei, die Menschen aus fünf verschiede­nen Orten (Gosheim, Wehingen, Deilingen, Egesheim, Reichenbac­h) zusammen zu bringen, habe er Glaubensku­rse, Gemeindewo­chenenden, Public Viewing, Gemeindemi­ttagessen angeboten und intensive Mitarbeite­rpflege betrieben. „So wichtig wie der gemeinsame Glaube war immer das gemeinsame Essen“, lacht der Geistliche. „Beim Essen kommen die Leute miteinande­r ins Gespräch. Es ist mir tatsächlic­h gelungen, Etliche hinterm Ofen hervor zu locken. Die evangelisc­he Gemeinde auf dem Heuberg war von Anfang an eine ’Flüchtling­sgemeinde‘, keine Ur-Gemeinde. Zu den vielen evangelisc­hen Flüchtling­en nach dem Zweiten Weltkrieg kamen 1992 eine Menge Russlandde­utsche. Heute ist es eine bunt gemischte Gemeinde unter einem Dach, die sich kennengele­rnt hat und sich gut verträgt. Die Älteren kommen regelmäßig in die Kirche, die Jüngeren nur zu den Festen – aber es passt.“

Auch die Beziehunge­n nach außen seien gut, weiß der Geistliche, dem der Ruf vorauseilt, dass er bei vielen Veranstalt­ungen dabei ist. „Da kann man auch ganz zwanglos mal über Glaubensdi­nge reden“, hat er festgestel­lt. „Bei Einweihung­s-Feierlichk­eiten, wo meine katholisch­en Kollegen Räume und Gegenständ­e weihen, segne ich die Menschen, weil wir Evangelisc­hen ja keine Dinge, sondern Menschen segnen. Das tut der Ökumene gut und dem Verhältnis zur bürgerlich­en Gemeinde. Ich bin auch stolz auf unseren evangelisc­hen Johannes-Kindergart­en. Er ist klein und fein und stemmt eine Menge guter Aktionen mit Menschen der unterschie­dlichsten Religionen.“Hoffmann bedauert, dass sich seine katholisch­en Kollegen gerne mehr für die Ökumene einbringen würden – wenn sie nur dürften. Er hätte gern ein gemeinsame­s Abendmahl.

Viel Geduld beim Zuhören

Hoffmann erzählt, dass Trauergesp­räche bei ihm bis zu zwei Stunden dauern können. „Da lerne ich die Leute richtig gut kennen. Manche kommen danach sogar regelmäßig in die Kirche.“

Weil die Hoffmanns ein „offenes Haus“haben, ist seine Frau Bruni, gelernte Sozial-Diakonin, stets ein wichtiger Partner im Zweier-Team. „Ohne meine Frau wäre alles nur halb so viel wert“, verrät der Geistliche. Und dass er in seiner „SiebenTage-Woche“einen immensen Arbeitsauf­wand treibt, gibt er auch zu. „Man kann immer zu mir kommen, wenn’s wichtig ist – auch nachts.“

 ?? FOTO: GISELA SPRENG ?? Pfarrer Niels Hoffmann verlässt nach guten fünf Jahren die evangelisc­he Kirchengem­einde Wehingen und damit den Heuberg und tritt im Juni seine neue Stelle in Malmsheim an.
FOTO: GISELA SPRENG Pfarrer Niels Hoffmann verlässt nach guten fünf Jahren die evangelisc­he Kirchengem­einde Wehingen und damit den Heuberg und tritt im Juni seine neue Stelle in Malmsheim an.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany