Heuberger Bote

„Leitkultur ist mehr als nur das Grundgeset­z“

CDU-Generalsek­retär Peter Tauber zum Wahlkampf und zu Koalitions­möglichkei­ten seiner Partei

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- Stolz auf Schwarz-RotGold zu sein, gehört laut CDU-Generalsek­retär Peter Tauber zu den Werten der deutschen Leitkultur. Sabine Lennartz sprach mit Peter Tauber über den bevorstehe­nden Wahlkampf und die Herausford­erungen für die CDU.

Herr Tauber, kann das Thema Leitkultur wieder zu einem Wahlkampfh­it der CDU werden?

Es geht hier nicht um Wahlkampf. Wenn sich eine Gesellscha­ft verändert, braucht es etwas Verbindlic­hes und Verbindend­es. Und für uns Christdemo­kraten ist das die deutsche Leitkultur. Sie ist mehr als nur das Grundgeset­z. Es sind die Werte, die das Zusammenle­ben in unserem Land ausmachen – beispielsw­eise dass wir eine Aufsteiger­gesellscha­ft sind, dass sich Leistung lohnt, dass wir stolz auf Schwarz-Rot-Gold sind.

Bei der letzten Bundestags­wahl hat die CDU mit einem Merkel-Porträt unter dem Motto „Sie kennen mich“geworben. Warum reicht das nicht mehr? Hat die Republik Merkel, wie sich in der Flüchtling­skrise zeigte, doch nicht so gut gekannt?

Die Deutschen wissen sehr genau, was sie an dieser Bundeskanz­lerin haben. Die Zustimmung, die Angela Merkel als Person genießt, ist höher als die Zustimmung zur Partei. Wenn alle, die heute sagen „Merkel macht einen guten Job und soll Kanzlerin bleiben“, CDU wählen würden, dann würde der Wahlkampf sehr entspannt werden. Aber es geht nicht einfach um ein „Weiter so“, das hat Angela Merkel auch immer klar gesagt. Deshalb werben wir mit einer starken Kanzlerin, einer sehr guten Bilanz und überzeugen­den Angeboten, wie Deutschlan­d in einer sich verändernd­en Welt stark und erfolgreic­h bleibt.

Ist das nicht ein Widerspruc­h? Einerseits wollen Sie mit Ruhe und Gelassenhe­it auf Martin Schulz (SPD) reagieren, anderersei­ts reicht es nicht, „weiter so“zu sagen?

Nein, in unserem Regierungs­programm zeigen wir, welche Vorstellun­g wir von Deutschlan­d 2025 haben. Wir wollen über Innovation­en reden, über starke ländliche Räume, über die Entlastung kleiner Einkommen, über Wohneigent­um für Familien, über Aufstiegsc­hancen für alle Kinder. Das sind konkrete Projekte, die nach vorne schauen. Martin Schulz hat sich bislang an Entscheidu­ngen von gestern abgearbeit­et, Stichwort Agenda 2010. Wir reden von denen, die Kinder bekommen und die Zukunft des Landes sichern. Wie schaffen wir es, dass die, die hart arbeiten, mehr im Geldbeutel haben?

Wird über die nicht immer kurz vor Wahlen geredet?

Einspruch! Wir haben bereits etwas gegen die kalte Progressio­n getan, das BAfög deutlich erhöht, die Mütter in der Rente bessergest­ellt. Aber jetzt können wir aufgrund des wirtschaft­lichen Erfolges und der soliden Finanzpoli­tik von Wolfgang Schäuble noch mehr tun. Wir haben uns Spielräume erarbeitet. Und jetzt sind die jungen Familien dran. Da werden wir Wort halten.

Wer sollte oder könnte dabei denn Ihr Partner sein?

Das hängt davon ab, welche der anderen Parteien – also SPD, Grüne oder FDP – bereit ist, unsere Forderunge­n mit umzusetzen. Klassisch gibt es eine Nähe zur FDP, aber in Hessen und Baden-Württember­g läuft es mit den Grünen gut.

Haben Sie eigentlich gar keine Angst, sich am Ende doch in einer Koalition mit der SPD wiederzufi­nden?

Da gilt mein Motto: Angst ist keine Weltanscha­uung. So wie sich die SPD derzeit verhält, täten ihr vier Jahre Opposition ganz gut. Ich finde es unerträgli­ch, wie sie aktuell beim wirksamen Kampf gegen Einbruchsk­riminalitä­t wieder auf der Bremse steht. Das ärgert die Leute – zu Recht.

Können Sie sich der FDP als Partner sicher sein, nachdem Martin Schulz sie auch umwirbt?

Ich bin überzeugt: Viele FDP-Anhänger wollen keine Umverteilu­ng à la SPD und keine Mehrbelast­ung der Wirtschaft. Und Kandidat Schulz verstellt damit doch nur den Blick, dass er in Wahrheit nur eine Option hat, Kanzler zu werden: Rot-RotGrün. Das ist also ein reines Ablenkungs­manöver.

Eine neue Rote-Socken-Kampagne streben Sie nicht an, aber Sie warnen vor Rot-Rot-Grün?

Ja, zum Beispiel müssen wir erklären, dass man dann mit Außenminis­terin Sahra Wagenknech­t aus der Nato aussteigt und mit Verkehrsmi­nister Toni Hofreiter ein generelles Tempolimit oder ein Diesel-Verbot bekommt. Wer Schulz will, bekommt dies gratis obendrauf. Das will die Mehrheit aber nicht.

Sind die Mai-Wahlen in Schleswig-Holstein und NRW Probeläufe für den Bund?

Jede Wahl steht für sich. Unsere Leute vor Ort kämpfen hoch motiviert, klingeln an den Haustüren und werben für den notwendige­n Wechsel in Kiel und Düsseldorf. Beide Länder werden deutlich unter Wert regiert – ob es um die Schulen, die Straßen oder die innere Sicherheit geht.

Horst Seehofer (CSU) will im Wahlkampf auf Sicherheit setzen. Nimmt er der CDU die Kernkompet­enz ab?

Nein, Bayern ist gut aufgestell­t, aber Hessen mit Innenminis­ter Peter Beuth oder Baden-Württember­g mit Innenminis­ter Thomas Strobl auch. Sicherheit ist kein CSU-Thema, sondern Kernkompet­enz der Union. Und wir haben mit Thomas de Maizière einen sehr erfolgreic­hen Bundesinne­nminister.

Herr Tauber, Sie mussten kürzlich Ihre Teilentmac­htung verkünden. Jetzt ist Peter Altmaier General der CDU und Sie der Sekretär.

Das wurde von Journalist­en so interpreti­ert, aber das ist falsch. Alle wissen: Dieser Wahlkampf wird anders, es gibt mehr zu tun – und deshalb müssen die Aufgaben auf viele Schultern verteilt werden. Als Generalsek­retär habe ich eine dienende Funktion für ein übergeordn­etes Ziel: dass die Union am 24. September klar gewinnt und Angela Merkel Kanzlerin bleibt. Und dafür tue ich das, was notwendig ist.

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FOTO: AFP Für CDU-Generalsek­retär Peter Tauber fallen unter Leitkultur alle Werte, die das Zusammenle­ben ausmachen.

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