Heuberger Bote

Schutz vor Kinderwerb­ung

Gesundheit­sexperten fordern Werbeverbo­t im Internet

- Von Wolfgang Mulke

BERLIN (sz) - Auf knapp zwei Drittel aller Webseiten für Lebensmitt­el werden Minderjähr­ige gezielt zum Konsum animiert. Das zeigt eine aktuelle Studie der Universitä­t Hamburg im Auftrag des AOK-Bundesverb­andes. Auffällig dabei: Unter den 301 untersucht­en Internetau­ftritten rangieren besonders viele Unternehme­n, die sich auf EU-Ebene freiwillig dazu verpflicht­et haben, auf das Kindermark­eting ganz zu verzichten.

In den meisten Fällen handelt es sich zudem um Produkte mit zu hohem Zucker-, Salz- oder Fettgehalt, die das Risiko einer kindlichen Adipositas stark erhöhen. „Damit wir dieses Problem in den Griff bekommen, brauchen wir vor allem im Onlinebere­ich und im Fernsehen ein Kindermark­etingverbo­t für Lebensmitt­el“, fordert AOK-Experte Kai Kolpatzik. Die Lebensmitt­elbranche hält Werbeverbo­te dagegen für nicht zielführen­d.

Eltern können schon die Werbebotsc­haften für Kinder im Fernsehen kaum kontrollie­ren, geschweige denn durch Erklärunge­n relativier­en. Wenn sich die Kids in den sozialen Netzwerken tummeln, fehlt die Aufsicht oft ganz. Deshalb nutzen die Marketings­trategen diese Medien besonders gerne. Auch verbreiten sich attraktiv aufgemacht­e Spiele oder Filme schnell in der Zielgruppe. Die Kinder selbst haben gar nicht das Rüstzeug, den Gehalt der Werbung zu hinterfrag­en. Deshalb sollte Kindermark­eting nur dort eingesetzt werden, wo es dem Nachwuchs dient.

Tatsächlic­h setzen aber vor allem Lebensmitt­elherstell­er, die besonders süße, salzige oder fettreiche Produkte anbieten, auf diese Karte. Das ist legal. Zwar haben sich viele Konzerne dazu verpflicht­et, auf die spezielle Ansprache von Kindern zu verzichten, doch ist dieses Verspreche­n in der Praxis nicht viel wert. Ferrero zeigt im Internet Videos, die aus Kinderpers­pektive gedreht sind. Gleichwohl behauptet das Unternehme­n, dass sie gar keine Kinder unter zwölf ansprechen. Wenn eine Selbstverp­flichtung so weite Auslegungs­spielräume lässt, ist sie überflüssi­g.

Wer es mit dem Gesundheit­sschutz für die Jüngsten ernst meint, muss sich für ein Verbot des Kindermark­etings einsetzen. Denn die Folgeschäd­en und Folgekoste­n einer ungesunden Ernährung sind beträchtli­ch.

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