Es braucht mehr als Kasernen-Kitas
Die Bundeswehr soll sich zum attraktivsten Arbeitgeber wandeln: Mit diesem Versprechen trat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen 2013 an. Viel belächelt wurden Stuben mit Flachbildschirmen und WLAN ausgestattet, eröffneten Generäle Kitas.
Der Ansatz war richtig, aber zu kurz gedacht. Denn bei wirklich attraktiven Arbeitgebern herrscht eine offene Fehlerkultur, sind Arbeitsplätze modern ausgestattet, reichen die Budgets aus, um Aufträge zu erfüllen. Und rechtsradikale oder gar rechtsextreme Tendenzen werden nicht geduldet. Wenigstens dies setzt die Ministerin um.
Doch das Grundproblem bleibt: Kenner der Bundeswehr machen für die Nähe einiger Soldaten zu Neonazi-Gedankengut die Abschaffung der Wehrpflicht im Jahr 2011 verantwortlich. Der Truppe fehlten jetzt die „ganz normalen Bürger“, kritisiert Michael Wolffsohn, früherer Historiker an der Bundeswehr-Hochschule in München. Jetzt ströme extremistisches Personal in die Bundeswehr. Das würde angelockt durch eine Gratisausbildung an Waffen. Die Wiedereinführung der Wehrpflicht wird im Wahlkampf sicherlich diskutiert werden.
Aber auch die anderen Probleme wird die Ministerin trotz allen Geredes um diverse Trendwenden nicht drehen: Bewerber- und Personalmangel, Duckmäusertum, zu wenig Geld, Ausrüstungsmängel und Einsatzbelastung werden auch nach der Ära von der Leyen große Baustellen bleiben. Ist die Bundeswehr wirklich ein attraktiver Arbeitgeber, wenn der alte Grundsatz „Melden macht frei“bestraft statt belohnt wird, wenn Überbringer schlechter Nachrichten nicht mehr ins System passen?
Eine Diskussion um die Nato-Verpflichtung sollte folgen: Wer die geforderten zwei Prozent vom Bruttoinlandsprodukt für den Wehretat verplant, dürfte das Plus von 24 Milliarden Euro nicht für mehr Soldaten, mehr Panzer oder mehr Schiffe ausgeben. Sondern die Bundeswehr sollte ihre Soldaten so ausstatten, dass sie vernünftig arbeiten können. Das könnte die Attraktivität nachhaltiger erhöhen als jeder Flachbildschirm.