Wie sieht eine moderne Bewerbung aus?
Ältere Arbeitssuchende müssen oft erst lernen, wie sie sich „verkaufen“.
- Entlassene Mitarbeiter aufzubauen, zu stärken, ihre Selbsteinschätzung zu schulen – das mache am Anfang des Beratungsprozesses 80 Prozent aus, sagt Martin Gosch, Geschäftsführer der Transfergesellschaft „Quali plus“. Gerade ältere Mitarbeiter hätten oft keine Ahnung, wie eine moderne Bewerbung aussehe. Und davon, wie ein Personaler tickt. „Die meisten haben eine völlig falsche Vorstellung davon, wie viel Zeit Entscheider haben, um bei einer Bewerbung zu sagen: Den will ich sehen.“Das sind oft nämlich nur Sekunden.
Dazu komme, dass Bewerbungen optisch ansprechend sein müssen und dass das Foto mit dem Lebenslauf übereinstimme, also aktuell sei. „Ein schlechtes Foto, ein langweiliges Schreiben oder eine ungenaue Beschreibung der Qualifikation“, und schon sei die Bewerbung weg. Gosch weiß genau, wie Personaler ticken. Denn vor seiner Zeit als Geschäftsführer der im ganzen süddeutschen Raum tätigen Transfergesellschaft (Schlecker, Efkadruck in Trossingen, aktuell Siebe in Gosheim) war er Geschäftsführer bei einem Maschinenbaukonzern und dort für eine Einheit von 700 Mitarbeitern tätig.
Wer in einer Transfergesellschaft etwa nach einer Insolvenz oder Umstrukturierung landet, ist zwölf Monate lang bei dieser angestellt und bekommt aus Mitteln der Agentur für Arbeit und/oder Zahlungen des Betriebs 80 Prozent des seitherigen Nettoentgelts. In dieser Zeit widmet er oder sie sich ganz der Suche nach einem neuen Job, mit Unterstützung der Transfergesellschaft, die wiederum auf externe Dienstleister zurück greift. Dabei schreiben die Berater die Bewerbungen nicht, sondern leiten die Arbeitssuchenden an. „Nichts ist schlimmer, als wenn jemand bei einem Vorstellungsgespräch sitzt und seinen eigenen Lebenslauf nicht erklären kann“, so Gosch.
Oft wissen ältere Mitarbeiter aber auch gar nicht, was sie alles können, es fehlt das Selbstvertrauen. Genau das versuche man herauszukitzeln, sagt Gosch. Steht jemand hinter seinem Lebenslauf mit stolz geschwellter Brust? Nur dann könne er sich auch gut „verkaufen“. Bei unmotivierten Leuten warte man eher ab. Es sei nötig, dass jemand an sich glaube, so Gosch.
Und dies aufzubauen, das sei Aufgabe der Berater. „Sie werden bei uns keine 25-jährigen Berater finden“, sagt Gosch und meint, dass man die zu Beratenden oft nach beruflichem und persönlichem Profil zuordne und dass ältere Berater über Lebenserfahrung und oft auch eigene berufliche Trennungserlebnisse verfügten. Denn eine Beratung sei eine Vertrauenssache. Jeder sei anders, so Gosch. Manche bräuchten viel Verständnis, andere eine klare Ansage.
Traumschlösser abbauen
Manche hätten Traumschlösser im Kopf, sagt Gosch, etwa meinte jemand, er habe beim vorherigen Arbeitgeber so nahe gewohnt, dass er mit den Hausschuhen zur Arbeit gehen konnte. Und hier gebe es tatsächlich altersbedingte Unterschiede, so Gosch. Ältere seien oft weniger flexibel oder aber zählen sich selbst zum alten Eisen, und zwar, wenn die „Restlaufzeit“noch 15 Jahre betrage, der Arbeitnehmer also 50 sei. Dabei sei ein älterer Mitarbeiter nicht nur erfahren, sondern mit Sicherheit in den folgenden 15 Jahren im Betrieb, „also eine sichere Bank“. Davon könne man bei einer 25-jährigen Frau nicht ausgehen.
Schwierig werde eine Vermittlung jenseits der 58 Jahre, vor allem, wenn altersbedingte Krankheiten dazukämen.
Es auszuhalten, wenn von 100 Bewerbungen 90 Absagen kämen, das falle jungen wie älteren Arbeitssuchenden schwer. Aber wenn eine Bewerbung gut und sorgfältig gemacht seiund der Arbeitssuchende flexibel sei und dann neuere Zertifikate von berufsrelevanten Weiterbildungen angefügt sind, dann steigen die Chancen auf jeden Fall, so Gosch.