Siemens heizt Spekulationen um Zug-Allianz an
Gespräche mit Bombardier offenbar bereits weit gediehen
(dpa) - Der Elektrokonzern Siemens kommt stärker in Fahrt. Für das zweite Quartal des laufenden Geschäftsjahres (30. September) meldete das Unternehmen am Donnerstag in München anziehende Aufträge und Umsätze. „Wir haben wiederum eine starke Teamleistung gezeigt und uns erneut besser entwickelt als die Märkte“, erklärte Konzernchef Joe Kaeser. Deshalb ist er auch noch etwas optimistischer fürs Gesamtjahr. Für Aufsehen sorgen die Spekulationen um einen Zusammenschluss der Zugsparte von Siemens mit dem kanadischen Flugzeug- und Bahntechnikkonzern Bombardier.
Finanzchef Ralf Thomas hielt sich dazu bedeckt, machte zugleich aber klar, dass er fest mit weiterer Bewegung in der Branche rechnet. Thomas warb bei den Wettbewerbswächtern für andere Spielregeln. „Eine weitere Konsolidierung des Marktes wird seit Langem erwartet und sollte auch kartellrechtlich mit einer globalen Sicht auf die Veränderungen betrachtet werden“, sagte er in einer Telefonkonferenz.
In China haben sich die beiden größten chinesischen Zughersteller zum neuen Giganten CRRC zusammengeschlossen. Es sei klar, dass die dadurch angestoßene Neuordnung zwangsläufig nicht auf dem momentanen Stand stehen bleiben könne, meinte Thomas vielsagend. Siemens und Bombardier werden bereits weit gediehene Gespräche zur Zusammenlegung ihrer Zugsparten nachgesagt, was Thomas aber nicht kommentieren wollte. Die Spekulationen wurden damit weiter angeheizt. Der Markt in Europa wird bisher von lediglich drei Anbietern beherrscht, neben Siemens und Bombardier ist dies der französische Anbieter Alstom.
Rückenwind durch Aufträge
Bei der Gewinnprognose blieb Siemens zwar bei den angepeilten 7,20 bis 7,70 Euro je Aktie. Damit könnte der Konzern unter dem Strich im laufenden Jahr bis zu 6,55 Milliarden Euro verdienen. Das Unternehmen traut sich nun aber zu, das Ziel auch inklusive der Kosten für die Übernahme des Softwareherstellers Mentor Graphics sowie für das mit dem spanischen Unternehmen Gamesa zusammengelegte Windkraftgeschäft zu schaffen. Bisher sollten diese Belastungen, die sich auf rund 500 Millionen Euro summieren könnten, herausgerechnet werden.
Rückenwind bekommt Siemens dabei vom Auftragseingang: Im zweiten Quartal zog der Industrieriese zwei Prozent mehr Bestellungen an Land, obwohl es im Vorjahreszeitraum einen Riesenauftrag für Kraftwerke in Ägypten gegeben hatte. Der Umsatz kletterte um sechs Prozent auf 20,2 Milliarden Euro. Gut lief es vor allem im Geschäft mit der Industrieautomatisierung in China und Deutschland. Unter dem Strich stand ein für die Aktionäre verbleibender Gewinn von 1,45 Milliarden Euro und damit etwa ebenso viel wie im Vorjahr.
Keine Details wollte Thomas zur geplanten Börsennotierung der ertragsstarken Medizintechnik nennen. Über Zeitpunkt und Ausgestaltung sei noch nicht entschieden, sagte der Finanzchef. An dem Geschäft will Siemens nach früheren Angaben die Kontrolle behalten. Spekuliert wird wegen der hohen Bewertung von Technologiefirmen gerade an US-Börsen über eine Notierung in den USA.
Zuletzt war auch immer wieder im Gespräch, dass Siemens durch Abspaltungen und Börsengänge ein loser Dachgesellschaft-Verbund werden könnte. Dies treffe nicht zu, sagte Thomas. „Klar ist: Wir fokussieren unsere Geschäfte und wir schauen uns ganz genau an, wie wir jedes einzelne bestmöglich voranbringen.“