Heuberger Bote

Siemens heizt Spekulatio­nen um Zug-Allianz an

Gespräche mit Bombardier offenbar bereits weit gediehen

- Von Marco Engemann und Christine Schultze

(dpa) - Der Elektrokon­zern Siemens kommt stärker in Fahrt. Für das zweite Quartal des laufenden Geschäftsj­ahres (30. September) meldete das Unternehme­n am Donnerstag in München anziehende Aufträge und Umsätze. „Wir haben wiederum eine starke Teamleistu­ng gezeigt und uns erneut besser entwickelt als die Märkte“, erklärte Konzernche­f Joe Kaeser. Deshalb ist er auch noch etwas optimistis­cher fürs Gesamtjahr. Für Aufsehen sorgen die Spekulatio­nen um einen Zusammensc­hluss der Zugsparte von Siemens mit dem kanadische­n Flugzeug- und Bahntechni­kkonzern Bombardier.

Finanzchef Ralf Thomas hielt sich dazu bedeckt, machte zugleich aber klar, dass er fest mit weiterer Bewegung in der Branche rechnet. Thomas warb bei den Wettbewerb­swächtern für andere Spielregel­n. „Eine weitere Konsolidie­rung des Marktes wird seit Langem erwartet und sollte auch kartellrec­htlich mit einer globalen Sicht auf die Veränderun­gen betrachtet werden“, sagte er in einer Telefonkon­ferenz.

In China haben sich die beiden größten chinesisch­en Zugherstel­ler zum neuen Giganten CRRC zusammenge­schlossen. Es sei klar, dass die dadurch angestoßen­e Neuordnung zwangsläuf­ig nicht auf dem momentanen Stand stehen bleiben könne, meinte Thomas vielsagend. Siemens und Bombardier werden bereits weit gediehene Gespräche zur Zusammenle­gung ihrer Zugsparten nachgesagt, was Thomas aber nicht kommentier­en wollte. Die Spekulatio­nen wurden damit weiter angeheizt. Der Markt in Europa wird bisher von lediglich drei Anbietern beherrscht, neben Siemens und Bombardier ist dies der französisc­he Anbieter Alstom.

Rückenwind durch Aufträge

Bei der Gewinnprog­nose blieb Siemens zwar bei den angepeilte­n 7,20 bis 7,70 Euro je Aktie. Damit könnte der Konzern unter dem Strich im laufenden Jahr bis zu 6,55 Milliarden Euro verdienen. Das Unternehme­n traut sich nun aber zu, das Ziel auch inklusive der Kosten für die Übernahme des Softwarehe­rstellers Mentor Graphics sowie für das mit dem spanischen Unternehme­n Gamesa zusammenge­legte Windkraftg­eschäft zu schaffen. Bisher sollten diese Belastunge­n, die sich auf rund 500 Millionen Euro summieren könnten, herausgere­chnet werden.

Rückenwind bekommt Siemens dabei vom Auftragsei­ngang: Im zweiten Quartal zog der Industrier­iese zwei Prozent mehr Bestellung­en an Land, obwohl es im Vorjahresz­eitraum einen Riesenauft­rag für Kraftwerke in Ägypten gegeben hatte. Der Umsatz kletterte um sechs Prozent auf 20,2 Milliarden Euro. Gut lief es vor allem im Geschäft mit der Industriea­utomatisie­rung in China und Deutschlan­d. Unter dem Strich stand ein für die Aktionäre verbleiben­der Gewinn von 1,45 Milliarden Euro und damit etwa ebenso viel wie im Vorjahr.

Keine Details wollte Thomas zur geplanten Börsennoti­erung der ertragssta­rken Medizintec­hnik nennen. Über Zeitpunkt und Ausgestalt­ung sei noch nicht entschiede­n, sagte der Finanzchef. An dem Geschäft will Siemens nach früheren Angaben die Kontrolle behalten. Spekuliert wird wegen der hohen Bewertung von Technologi­efirmen gerade an US-Börsen über eine Notierung in den USA.

Zuletzt war auch immer wieder im Gespräch, dass Siemens durch Abspaltung­en und Börsengäng­e ein loser Dachgesell­schaft-Verbund werden könnte. Dies treffe nicht zu, sagte Thomas. „Klar ist: Wir fokussiere­n unsere Geschäfte und wir schauen uns ganz genau an, wie wir jedes einzelne bestmöglic­h voranbring­en.“

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FOTO: AFP Siemens-Chef Joe Kaeser.

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