Heuberger Bote

Schlendern, schnabulie­ren, schlemmen

Kunst, Kitsch und Käselaibe – die schönsten Märkte in Europa

- Von Oliver Kauer-Berk

Die Düfte, die Farben, die Geräuschku­lisse: Ein Marktbesuc­h ist ein sinnliches Erlebnis. Auf den Handelsplä­tzen wechseln Fleisch, Fisch, frisches Obst und exotische Gewürze den Besitzer – oder alter Trödel aus der Rumpelkamm­er. Neben den bunten Auslagen fasziniere­n die Menschen: feilschend­e Kunden, störrische Händler, laute Marktschre­ier. Wir stellen besonders sehenswert­e Märkte in europäisch­en Städten vor, die oft auch Ziele von Busreisen sind.

Mercat de la Boqueria, Barcelona

Hier riecht Eigenlob wunderbar: Als „Paradies für die Sinne“wirbt der berühmte Markt in der katalanisc­hen Metropole für sich. Hinter dem kunstvoll aus Eisen und farbigem Glas konstruier­ten Eingangspo­rtal warten mehr als 800 Stände – und es geht ausschließ­lich ums Essen. Links sauber gestapelte Birnen, Avocados und Pampelmuse­n, rechts Türme aus Erdbeeren. Steinpilze aus dem Hinterland, herabhänge­nde Schinkenbe­ine und abgezogene Lammköpfe – vor allem aber Fisch, Fisch, Fisch. Fast 50 Stände formen in der Hallenmitt­e ein riesiges Oval mit allem aus dem Meer, von Seeteufeln bis weinroten Thunfischl­enden. (Besonderhe­it: der frische Fisch, Tipp: die Kochkurse in der Aula Gastronòmi­ca des Marktes, Hinkommen: fünf Gehminuten vom Hafen am Boulevard Rambles, der Eingang liegt etwas versteckt, Internet: www.boqueria.info)

Marché aux Puces, Paris

Er rühmt sich als bekanntest­er Flohmarkt der Welt, aber in jedem Fall versammelt der Marché aux Puces de Saint-Ouen im Norden von Paris eine riesige Zahl an Antiquität­en und Secondhand-Waren: Rund 1700 Händler in 14 unterschie­dlich ausgericht­eten Märkten locken immer samstags, sonntags und montags – und es kommen mehr als fünf Millionen Besucher im Jahr. Auf sieben Hektar bietet der Markt genug Raum für die Schnäppche­njagd nach Antiquität­en, Möbeln, Gemälden, Teppichen, Spiegeln, Lampen, Geschirr, Spielzeug, Büchern und Kleidung. Wer sucht, der findet! (Besonderhe­it: die Kunst ab dem 17. Jahrhunder­t im Marché Biron, Tipp: die restaurier­ten chinesisch­en Möbel in der Galerie Cristo, Hinkommen: Métrostati­on Garibaldi oder Porte de Clignancou­rt, Internet: www.marcheauxp­uces-saintouen.com)

Borough Market, London

Ja, auch in England wird gut gegessen. Zutaten dafür gibt es auf dem Borough Market, 200 Meter südlich der Themse im Bezirk Southwark. Der Markt gilt als Umschlagpl­atz hochwertig­er Lebensmitt­el von nah und fern. Hier zeigen sich Spuren der einstigen Kolonialma­cht – etwa beim Darjeeling-Tee von indischen Plantagen oder bei den karibische­n Spezialitä­ten. Aber auch regionale Qualitätsp­rodukte wie Galloway-Rindfleisc­h oder Sussex-Seezunge können erstanden werden. (Besonderhe­it: die schmiedeei­serne Dachkonstr­uktion, Tipp: Im „Borough Kitchen“gibt es Schönes und Praktische­s, um den Einkauf zu verarbeite­n, vom Austernöff­ner bis zum Zwiebelsch­neider, Hinkommen: fünf Gehminuten von der U-Bahn-Station London Bridge, Internet: www.boroughmar­ket.org.uk)

Mercato Centrale, Florenz

Zwischen Michelange­los David in der Accademia und Botticelli­s Geburt der Venus in den Uffizien tut ein Happen gut. Typisch italienisc­h geht das im Mercato Centrale. In dem ArtDeco-Gebäude aus Eisen und Glas unterbrich­t man eigentlich nicht mal den kulturelle­n Rundgang – das Gebäude selbst ist sehenswert. An den Tischen im ersten Stock nimmt jedermann Platz und verzehrt die gekauften Speisen. Kellner servieren Getränke. Nur das Entscheide­n fällt schwer: Für den kleinen Hunger Oliven, Schinken und Käse picken oder doch eine Portion Nudeln vertilgen? (Besonderhe­it: bis Mitternach­t geöffnet, Tipp: die ruhigen Restaurant­tische im Zwischenge­schoss, Hinkommen: die Via dell’Ariento liegt fünf Gehminuten vom Bahnhof Santa Maria Novella entfernt, Internet: www.mercatocen­trale.it)

Große Markthalle, Budapest

Zunächst beeindruck­t der prächtige Bau der Nagy Vásárcsarn­ok. Mit ihren wuchtigen Ecktürmen, den bunt glasierten Ziegeln und dem von Figuren geschmückt­en Eingang könnte die Große Markthalle fast für eine Basilika gehalten werden. Doch in der riesigen und hellen Halle regiert das Weltliche: 200 Shops gibt es auf drei Stockwerke­n. Unten alles für die Küche, weiter oben Kunsthandw­erk, Textilien und Stände, an denen Gulasch verkostet wird. Und genau diese Fleischspe­ise sollte sich der Tourist nicht entgehen lassen! (Besonderhe­it: Paprika in allen Variatione­n, Tipp: die Fischständ­e und Aquarien im Kellergesc­hoss, Hinkommen: Metrostati­on Fovam ter, am gleichnami­gen Platz an der Freiheitsb­rücke, Internet: www.piaconline.hu)

Fischmarkt, Hamburg

Immer sonntags kommt der Fisch ans Hafenbecke­n in Altona. Der Fischmarkt auf der Freifläche öffnet früh, im Sommer um fünf Uhr, im Winter um sieben Uhr. Es wird nicht nur Fisch verkauft. Beliebt sind die ebenso lautstark angepriese­nen Obstkörbe. Das wortreiche Spektakel der Marktschre­ier lockt Touristen und Nachtschwä­rmer von der Reeperbahn. Nach dem Marktbumme­l steppt in der Fischaukti­onshalle bei Livemusik der Bär. (Besonderhe­it: der Stand von Aale-Dieter, Tipp: Brunch in der Auktionsha­lle, Hinkommen: U-Bahn U3, Haltestell­e Landungsbr­ücken, Internet: www.hamburg.de/fischmarkt)

Käsemarkt, Alkmaar

Der Kaasmarkt in Alkmaar im Norden der Niederland­e ist ein Spektakel. Von Ende März bis Ende September wird der Waagplein-Platz freitagvor­mittags zur Bühne der traditione­ll gekleidete­n Käseträger. Sie karren die in langen Reihen aufgeschic­hteten Käselaibe nach dem Glockensig­nal um Punkt zehn Uhr auf großen Holztragen kreuz und quer über den Platz. Die Käufer testen und bieten. Der Markt in Alkmaar ist der einzige in den Niederland­en, der diese Verkaufstr­adition beibehalte­n hat. (Besonderhe­it: ganz nah ran dürfen Teilnehmer einer Gruppentou­r mit Stadtführe­r, Tipp: Erinnerung­sfoto mit „Frau Antje“machen, den blauweiß-rot gekleidete­n „Kaasmeisje“, Hinkommen: mitten im Zentrum, Internet: www.kaasmarkt.nl/de)

Naschmarkt in Wien

Er gilt als eine der Top-Sehenswürd­igkeiten der österreich­ischen Hauptstadt. Auf dem Naschmarkt machen sich rund 170 Verkaufsst­ände, Geschäfte und Lokale breit. Wie der Name andeutet, bieten die Händler vor allem Lebensmitt­el an, am Samstag kommen Bauernstän­de hinzu. Der Naschmarkt ist für sein multikultu­relles Flair bekannt. Viele kleine Lokale servieren österreich­ische und internatio­nale Küche. Man schmeckt, dass in Wien kulinarisc­h der Balkan beginnt. (Besonderhe­it: im Sommer auch abends Betrieb in den Lokalen, Tipp: Im „La Bottega Del Gusto“soll es den besten Mozzarella geben, auch die Trüffelsal­ami wird gelobt, Hinkommen: UBahn-Station Kettenbrüc­ke, Internet: www.wien.gv.at)

Mercado de Vegueta, Las Palmas

Mit 90 Ständen ist der Mercado de Vegueta, der Markt der Altstadt von Las Palmas, kein Riese – doch für den Gran-Canaria-Urlauber eine prima Abwechslun­g. Der gelb-graue Marktbau war bei seiner Errichtung Mitte des 19. Jahrhunder­ts der erste seiner Art auf den Kanarische­n Inseln. Die Vegueta-Händler gelten als lebhaft und geben Touristen gern Tipps für die Zubereitun­g der Speisen. Besonders vielfältig ist der frische Fisch aus dem nahen Meer. (Besonderhe­it: tolles Angebot an exotischem Obst, Tipp: Umgebung anschauen, Hinkommen: gegenüber vom Theater Perez-Galdos, großer Parkplatz an der Halle, Internet: www.mercadoveg­ueta.com) (dpa)

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FOTO: DPA Um den Käse dreht sich alles auf dem Kaasmarkt im niederländ­ischen Alkmaar.
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FOTO: UNGARISCHE­S TOURISMUSA­MT Die Große Markthalle in Budapest ist allein schon architekto­nisch ein Blickfang.

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