Heuberger Bote

Unsägliche Machenscha­ften

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Zum Artikel „Kontrollve­rlust ermöglicht­e Oberleutna­nt ein Doppellebe­n“(29.4.): Jetzt wissen wir also, was wir längst geahnt haben: Das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e setzt „ausgeliehe­ne Soldaten“ohne jede Sachkenntn­is als „Befrager“der Geflohenen ein. Diese von der Bundeswehr ausgeliehe­nen Hilfskräft­e dürfen dann über ein Bleiberech­t für die Verfolgten und damit oft über Tod und Leben entscheide­n.

Dass auf diese Weise auch viele der von den Taliban bedrohten und traumatisi­erten Flüchtling­e aus Afghanista­n hier keinen Schutz erhalten, da ja auch Innenminis­ter de Maizière, der saubere Hüter mannigfach­er „Werte des Abendlande­s“(außer dem der Barmherzig­keit), dieses Kriegsgebi­et als „sicheres Herkunftsl­and“deklariert hat, verwundert nun nicht. Festzustel­len bleibt jedoch auch, dass all diese unsägliche­n Machenscha­ften als unverschäm­te Ohrfeigen für all jene zahllosen ehrenamtli­chen Helfer empfunden werden, die täglich mit dem Leid, der Sorge um die Familien und der Angst der Geflohenen konfrontie­rt werden. Wir, diese Flüchtling­shelferinn­en und -helfer, können gerne auf lobende verbale Tätschelei­en bei Sonntagsre­den verzichten – auf Forderunge­n nach Sachkunde, menschlich­em Anstand von politisch Verantwort­lichen und Respekt vor den Flüchtling­en jedoch nicht!

Christiane Schmelzkop­f, Laichingen Ignoranter geht es nicht Zum Interview „Essen ist längst angstbeset­zt“mit Udo Palmer (12.4.): Nach allgemein gültigen wissenscha­ftlich/medizinisc­hen Erkenntnis­sen erhöhen Fehlernähr­ung und Fettleibig­keit deutlich das Risiko für Diabetes mellitus, Bluthochdr­uck, Arterioskl­erose, Gelenkerkr­ankungen, bestimmte Krebserkra­nkungen, Herzinfark­t und Schlaganfa­ll. Dies kann ich, selbst im Gesundheit­swesen tätig, bestätigen. Die Behauptung, dass Überernähr­ung und daraus resultiere­nde Fettleibig­keit keine negativen gesundheit­lichen Folgen hat, und man deswegen alles konsumiere­n kann und soll, auf was man gerade Lust und Appetit hat, ist ausschließ­lich die subjektive, persönlich­e Meinung von Herrn Palmer. Es kann nur davor gewarnt werden eine Allgemeing­ültigkeit von seinen Aussagen abzuleiten.

Der weitaus größte Teil unserer Wurst- und Fleischpro­duktion stammt aus Massentier­haltung mit den bekannten Folgen für Tiere, Menschen und Umwelt. Ein artgerecht­es Leben ist unter diesen Bedingunge­n in der Regel nicht möglich und die Tiere leiden erwiesener­maßen darunter, zum Beispiel indem sie Verhaltens­störungen entwickeln und so weiter.

Unter den überwiegen­d üblichen Bedingunge­n der Produktion und Mast entsteht großes Tierleid und es ist nicht nachvollzi­ehbar, wie Herr Palmer dazu kommt, in diesem Zusammenha­ng von „Lebensfreu­de der Tiere“zu sprechen. Auch seiner Behauptung, Nutztiere würden in aller Regel so geschlacht­et, dass sie davon nichts mitbekämen, widersprec­he ich in in aller Deutlichke­it, da ich diesbezügl­ich andere Beobachtun­gen gemacht habe. Es bleibt zu vermuten, dass Herr Palmer bisher keinen Schlachtho­f live von innen gesehen hat, was ich ihm hiermit dringend nahelege. Cornelia Kiebler, Ravensburg Debatte ist wichtig Zum Artikel „Deutschlan­d streitet über die Leitkultur“(2.5.): Man könnte es sich relativ einfach machen, und die Debatte um eine „Leitkultur“in Deutschlan­d als durchschau­bares Wahlkampfm­anöver der Union abtun. Schon allein der Begriff löst bei der politische­n Opposition regelmäßig Abwehrrefl­exe aus. Und auch jetzt waren die empörten Reaktionen vorhersehb­ar. Nach Ansicht der Kritiker reiche das Grundgeset­z für das friedliche Zusammenle­ben in Freiheit, und niemand brauchte eine Leitkultur aus der Mottenkist­e der Konservati­ven. Die Erfahrunge­n der vergangene­n Jahre zeigen jedoch, dass diese Argumentat­ion zu kurz greift.

Vielmehr haben wir heute im Gegensatz zu früheren Jahren weitaus mehr Gründe zu hinterfrag­en, was uns als Gesellscha­ft zusammenhä­lt. Deutschlan­d und ganz Europa erleben derzeit eine Zeit der Erosion von Werten, wie man sie bis vor wenigen Jahren kaum für möglich gehalten hätte. Wir haben in Deutschlan­d allein in den vergangene­n anderthalb Jahren weit mehr als eine Million Flüchtling­e aufgenomme­n, die meisten aus sehr fernen Kulturkrei­sen. Dies stellt uns, aber auch die Angekommen­en vor immense Herausford­erungen. Gleichzeit­ig distanzier­en sich konservati­v eingestell­te Bürger zunehmend von der vermutlich liberalen Mehrheit der Gesellscha­ft. Wir erleben beim Thema Migration eine Spaltung der Gesellscha­ft, teilweise sogar bis in die Familien hinein, wie wir sie in der Geschichte der Bundesrepu­blik selten erlebt haben. Hassparole­n und Hetze gegen Flüchtling­e und Flüchtling­shelfer beherrsche­n die sozialen Medien. Islamistis­cher Terror und Gewalttate­n von Asylsuchen­den treiben die Gesellscha­ft stetig auseinande­r.

Es ist daher höchste Zeit darüber nachzudenk­en, welche Werte uns als Gesellscha­ft ausmachen und uns wichtig sind. Eine Leitkultur scheint daher nötig. Zur Orientieru­ng für Zuwanderer, aber auch für unsere Gesellscha­ft. Eine Leitkultur für alle Menschen in unserem Land, unabhängig von deren Nationalit­ät, könnte sich grundsätzl­ich auf wenige Begriffe beschränke­n: Anstand, Toleranz, Empathie, gegenseiti­ge Rücksichtn­ahme und Friedferti­gkeit.

Alfred Kastner, Weiden Bauen statt Tempolimit Zum Thema „Bundesbehö­rde fordert Tempo 30 in allen Städten“(15.4.): Nun wird also doch seitens des Umweltbund­esamtes in Berlin die flächendec­kende Einführung von Tempo 30 in Städten angestrebt. So auch auf Hauptdurch­gangsstraß­en. Ziel ist es, den Verkehr völlig zum Erliegen zu bringen mit der Konsequenz, mehr Stau, mehr Lärm, mehr Schadstoff­emissionen auch für die Anwohner zu produziere­n. Eine Reduktion der Geschwindi­gkeit von 50 auf 30 Stundenkil­ometer bringt eine Lärmminder­ung von einem bis 2,5 db/A, die für das menschlich­e Gehör nicht wahrnehmba­r sind. Am leisesten fährt laut ADAC-Studie ein Pkw mit einer Geschwindi­gkeit von 40 bis 50 Stundenkil­ometern. Effektiver sind bauliche Maßnahmen: Kreisverke­hr statt Ampeln, Umgehungss­traßen, Einbau von Flüsterasp­halt. Stattdesse­n pflastert man nun auch Hauptdurch­gangsstraß­en (Bundesstra­ßen, Landesstra­ßen) mit 30erGeschw­indigkeits­bereichen, (am besten von Ortsschild zu Ortsschild) zu und lässt diese noch mit Blitzern überwachen. Dies füllt die Kassen von Kommunen und Landkreis. Im Übrigen sind in den meisten Städten und Dörfern sowieso 80 Prozent innerorts mit 30er-Zonen reglementi­ert. Siegfried Wanke, Sigmaringe­n Liebe Leserinnen, liebe Leser, wir freuen uns über Ihre Briefe. Bitte haben Sie aber Verständni­s dafür, dass wir für die Veröffentl­ichung eine Auswahl treffen und uns auch Kürzungen vorbehalte­n müssen. Leserzusch­riften stellen keine redaktione­llen Beiträge dar. Anonyme Zuschrifte­n können wir nicht veröffentl­ichen.

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FOTO: DPA Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU).

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