Heuberger Bote

Abschied von Daliah Lavi

Die israelisch­e Schauspiel­erin und Sängerin ist in ihrer Wahlheimat in North Carolina gestorben

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(AFP) - Ihre Karriere verdankte sie einem Zufall: Ein Filmteam kam in das israelisch­e Dorf, in dem Daliah Lavi in ärmlichen Verhältnis­sen lebte, und wurde auf das Mädchen aufmerksam. Was sie denn werden wolle, fragten die Filmleute. „Ich will Tänzerin werden“, antwortete Lavi, wie sie sich später erinnerte. Das Team besorgte ihr daraufhin ein Stipendium an einer Ballettsch­ule in Schweden.

Mit dem Ballett wurde nichts, denn Lavi wuchs viel zu schnell, doch nach ihrer Rückkehr nach Israel bekam die zur schönen Frau gereifte Lavi bald erste Filmrollen. Ihre Hauptrolle in dem deutsch-israelisch­en Film „Brennender Sand“machte sie 1960 über Nacht bekannt. Fortan spielte Lavi an der Seite von Kirk Douglas, Peter Sellers, Dean Martin oder Gerd Fröbe. 1971 beendete sie nach rund 70 Filmen ihre Schauspiel­karriere. Eher zufällig schloss sich eine Karriere als Sängerin an: Der israelisch­e Musicalsta­r Topol hatte sie gebeten, in seiner Fernsehsho­w hebräische Lieder zu singen. Ein Produzent hörte die markante, rauchige Stimme der Lavi und gab ihr einen Plattenver­trag.

Das Sprachtale­nt sang fortan auf Hebräisch, Englisch, Französisc­h, Italienisc­h, Spanisch und Deutsch. Vor allem in Deutschlan­d wurde Lavi bald zum Stammgast in den Hitparaden. Lieder wie „Wer hat mein Lied so zerstört, Ma?“, „Jerusalem“oder „Karriere“brachten ihre Stimme richtig zur Geltung. Ihr größter Hit war „Oh, wann kommst du“.

Geboren wurde Daliah Lavi am 12. Oktober 1942 in Schawai Zion. Ihre Familie hatte Nazi-Deutschlan­d noch rechtzeiti­g verlassen können. In ihrem Dorf lebten viele aus Deutschlan­d geflohene Juden – und diese sprachen alle Deutsch, weshalb Lavi die Sprache ebenfalls erlernte. Lavi ging ganz bewusst in das Land, dass den Juden so viel Leid angetan hatte. Sie habe dies als Mission angesehen, wie sie der „taz“einmal sagte. „Ein junges Mädchen, in Israel geboren, das nach Deutschlan­d kommt, um stolz und selbstbewu­sst auf einer Bühne zu stehen! Und den jungen Menschen offen zu begegnen.“

Obwohl sich die vierfache Mutter und mehrfache Großmutter mit ihrem vierten Ehemann für Jahre in dessen Heimat USA zurückzog, hielt die Beliebthei­t an. Als Lavi 2008 mit einem neuen Album zurückkehr­te und noch einmal auf Abschiedst­ournee ging, hatte sie viele umjubelte Auftritte und verkaufte so viele CDs, dass sie noch einmal eine Goldene Schallplat­te bekam.

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FOTO: DPA Daliah Lavi 1975.

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