Zahl der Vögel geht zurück
Halb so viel Brutpaare wie 1980 – Nahrung und Lebensraum fehlen
(dpa/ume) - Die Zahl der Vögel in Deutschland und Europa geht dramatisch zurück. Vor allem Vögel, die in Agrarlandschaften leben, sind zunehmend bedroht. In einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen hat die Bundesregierung die Zahlen zusammengetragen: Insgesamt ist demnach in der Europäischen Union die Zahl der Brutpaare in den landwirtschaftlichen Gebieten zwischen 1980 und 2010 um 300 Millionen zurückgegangen, das ist ein Minus von 57 Prozent.
In Deutschland hat etwa der Bestand der Kiebitze zwischen 1990 und 2013 um 80 Prozent abgenommen, die Zahl der Braunkehlchen um 63 Prozent, die der Uferschnepfen um 61 Prozent und die der Feldlerchen um 35 Prozent. Die Zahl der Rebhühner hat zwischen 1990 und 2015 sogar um 84 Prozent abgenommen. Ein Drittel aller Vogelarten zeigte seit Ende der 90er-Jahre „signifikante Bestandsabnahmen“.
Gründe dafür gibt es viele – das Fehlen geeigneter Lebensräume und das Insektensterben gehören zu den wichtigen. Bei manchen Insektenarten ist der Bestand demnach um bis zu 90 Prozent zurückgegangen. Unkrautund Insektengifte stellten dabei Studien zufolge einen „relevanten Einflussfaktor“dar, heißt es in der Antwort der Regierung.
Für Anton Hofreiter sind die Zahlen ein Alarmsignal. „Es geht nicht nur um die Vögel selbst“, sagt der Bundestagsfraktionschef der Grünen, der sich schon als Diplom-Biologe mit dem Thema Artenvielfalt befasst hat, im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. „Das Artensterben zerstört unsere Lebensgrundlagen. Werden immer mehr Arten ausgerottet, werden die Ökosysteme instabil, und dann bekommt die Landwirtschaft existenzielle Probleme.“In manchen Regionen Chinas gebe es beispielsweise keine Bienen mehr, die Blüten bestäuben könnten. Das müssen dort Menschen übernehmen – mit dem Pinsel.