Mehr Interessenten als Bauplätze
Die Wartelisten in vielen Gemeinden sind lang – Es entsteht neuer Wohnraum
WURMLINGEN/SEITINGEN-OBERFLACHT/RIETHEIM-WEILHEIM Wer in Wurmlingen, SeitingenOberflacht oder Rietheim-Weilheim ein Haus bauen will, muss Geduld haben. Denn Bauplätze gibt es entweder derzeit keine oder es werden gerade welche erschlossen. Die Wartelisten in allen Gemeinden sind lang.
Der Wurmlinger Bürgermeister Klaus Schellenberg kennt das Problem mit den Bauplätzen nur zu gut. „Jede Woche könnte ich einen Bauplatz verkaufen“, berichtet er. Aber es gibt keinen, außer einen für eine kinderreiche Familie, die eine bestimmte Einkommensgrenze nicht überschreitet. Dieser Zielgruppe möchte Schellenberg den Traum vom eigenen Haus ermöglichen. Er schätzt, dass es in der Gemeinde etwa 85 Lücken, also einzelne Bauplätze, gibt. Viele Besitzer behielten den Platz für Nachkommen, denn das Geld dafür anzulegen sei derzeit nicht lukrativ, sagt Schellenberg.
Er bedauert, dass er bereits Interessenten absagen musste: „Damit verlieren wir junge Familien.“Regelmäßig prüfe die Gemeinde, ob ein neues Baugebiet erschlossen oder ob der Druck auf die bestehenden einzelnen Bauplätze aufrecht erhalten werden solle. Leere Wohnungen gebe es nach Angaben von Schellenberg auch keine. „Die sind ratz fatz wieder vermietet“, sagt er. Ähnliches gilt für Häuser mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Innerhalb von vier bis sechs Wochen seien sie verkauft, schätzt der Bürgermeister. Im gewerblichen Bereich gibt es derzeit zwei Plätze und Interessenten, sagt Schellenberg. Er erinnert sich, dass er bereits interessanten Firmen wegen Platzmangel absagen musste.
In Seitingen-Oberflacht tut sich dagegen langfristig gesehen ein anderes Problem auf: Wegen der topographischen Lage sei die Ausweitung gewerblicher Flächen eingeschränkt, erklärt Bürgermeister Bernhard Flad. Das bedeutet auf lange Sicht für die Gemeinde, dass „Ansiedlungswillige keine Plätze“bekommen und sich „kein Gewerbe entfalten“kann, fasst der Bürgermeister zusammen. Langfristig müsse sich die Gemeinde etwas überlegen. Er betont aber, dass es jetzt noch Plätze gebe.
Die Bebauung im privaten Bereich sieht Flad etwas entspannter. Das Baugebiet „Schießmauer“bietet insgesamt 76 Bauplätze. Elf sind bereits erschlossen, zehn werden es derzeit. Der Bürgermeister berichtet: „Wir haben mehr Interessenten als Bauplätze.“Derjenige, der sich zuerst gemeldet hat, bekomme den Platz. „Es gibt kein besseres Zuteilungssystem“, ist sich Flad sicher. Nach der Sommerpause könne mit dem Bau begonnen werden, schätzt er.
Auch der Markt in Rietheim-Weilheim ist leergefegt. Bauplätze gibt es keine. Rietheim-Weilheims Bürgermeister Jochen Arno sagt: „Der Bedarf war zu groß. Die Bauplätze waren schneller verkauft als geahnt.“Deshalb sei die Gemeinde dabei, neue zu erschließen. Das Baugebiet „Brunnenstubenäcker“in Rietheim wird voraussichtlich 29 Bauplätze haben, „Am Bol“in Weilheim voraussichtlich 75. Wenn alles gut gehe, könne Ende 2018, Anfang 2019 Baubeginn sein, schätzt Arno. Anfragen kämen ständig, berichtet er. Und leider habe er Interessenten schon einmal Absagen erteilen müssen. Wie seine Kollegen Schellenberg und Flad glaubt auch Arno, dass die günstige konjunkturelle Lage und die gute Infrastruktur der Grund für den BauBoom seien. Arno ergänzt: „Arbeitsplätze machen auch viel aus.“
In Rietheims Mitte entstehen derzeit drei Häuser mit jeweils neun Wohnungen. Die Wohnungen in zwei Häusern sollen vermietet werden. Die Eigentumswohnungen im dritten Haus seien bereits weg. „Der Bedarf ist groß. Mittelfristig wird das auch so bleiben“, sagt Arno. Gewerbeflächen für neue Firmen oder für diejenigen, die umsiedeln möchten, seien vorhanden.