Wie Vergleichsseiten in die Irre führen
Testberichte im Netz stehen hoch im Kurs – Doch die Suche nach seriösen Produkttests führt oft zu schwarzen Schafen
(dpa) - Smartphone-Tests, Kaffeemaschinen-Tests, sogar Seiten für Betonmischer-Tests finden sich im Netz: Scheinbar gibt es kaum etwas, was Experten noch nicht auf Herz und Nieren geprüft haben – aber nur auf den ersten Blick. Denn oft sind es nur Vergleichsseiten mit Fotos und Tabellen voller Produktdaten, die den Anschein eines Tests erwecken. Einen Wert haben die Ergebnisse solcher Seiten nicht, warnen Verbraucherschützer. Sie dienen den Betreibern einzig dazu, Verkaufsprovisionen einzustreichen.
„Man weiß nicht, welche Kriterien zugrunde gelegt wurden“, erläutert Kerstin Hoppe, Referentin im Team Rechtsdurchsetzung beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) die Problematik der Pseudo-Tests und ihrer Bewertungen. Fünf solcher Seiten hat der vzbv schon wegen Vortäuschung von Produkttests abgemahnt. „In den meisten Fällen haben die nicht ein Produkt in den Händen gehalten, alles hübsch aufbereitet und einen Link hinterlegt.“Der Link führt zu Online-Marktplätzen und Händlern, die eine Provision zahlen, wenn das Produkt dann bei ihnen gekauft wird.
Bei der Handvoll Abmahnungen wird es wohl nicht bleiben. „Ich glaube das Problem ist sehr viel größer“, sagt Hoppe. Mindestens 15 Seiten, die vorgeben, zu testen, hat sie gerade auf ihrer Prüfliste: „Ein versteckter Hinweis, dass sich nur um einen Vergleich oder eine Zusammenstellung handelt, reicht nicht.“
Intransparente Fantasie-Urteile
Die abgemahnten Vergleichsseiten machen weiter mit ihren Daten-Tabellen und intransparenten FantasieUrteilen. Nur küren sie nun eben keine Testsieger mehr, sondern Vergleichssieger. Auffällig, aber wenig überraschend: Das teuerste Produkt erhält meist die beste Note. Schließlich winkt der Seite so eine höhere Provision.
Immer wieder ist auf solchen Portalen auch von Warentests die Rede. „Wir gehen dagegen vor, wenn jemand unseren guten Namen nutzt, um seine Seite zu promoten“, sagt aber Heike von Laak von der Stiftung Warentest. „Im Grunde sind es VerkaufsShops.“Mit Tests hätten die Seiten am Ende gar nichts zu tun. „Ausgenutzt wird der Wunsch von Verbrauchern, möglichst schnell und umsonst im Netz an Informationen zu kommen, das ist der Anker.“
Eine andere Kategorie Seiten sind sogenannte Test-Aggregierer, die verschiedenste Testergebnisse zusammenfassen. Mit solchen Angeboten hat sich die Stiftung Warentest abfinden müssen, sagt van Laak: „Man kann rechtlich nicht dagegen vorgehen, das fällt unter das Zitatrecht.“Die Aussagekraft sei begrenzt, weil allen Tests andere Kriterien zugrunde liegen. „Manchen Leuten reicht das aber schon.“
Der Erkenntnisgewinn aus einem Produktdatenvergleich, in den oft noch frei verfügbare, teils veraltete Ergebnisse echter Tests oder auch im Netz eingesammelte Kundenbewertungen eingestreut werden, tendiert gegen Null. Insbesondere vor den Käuferbewertungen warnt Georg Tryba von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Sie können gefälscht sein, beziehen sich vielleicht nur auf die Lieferung oder die Rezensenten hätten schlicht keine Ahnung:
Aussagekräftig ist ein Test am Ende nur dann, wenn man nachvollziehen kann, wie das Urteil zustande gekommen ist, sagt Tryba. „Die Schwerpunkte und Bedingungen des Tests müssen bekannt sein.“Dann hat auch jeder Kaufinteressent die Chance, gezielt nach Teilnoten für Produkteigenschaften zu schauen, die ihm besonders wichtig sind.