Bundeswehr will Nazi-Andenken entfernen
Wehrmachtsdevotionalien in Donaueschinger Kaserne - Vorzeige-Verband betroffen
- Mit dem Fund von Wehrmachtsdevotionalien wie Soldatenbildern, Stahlhelmen und einer Pistole in der Donaueschinger Fürstenberg-Kaserne rückt die im Südwesten Deutschlands und Ostfrankreich stationierte Deutsch-Französische Brigade ein weiteres Mal in den Mittelpunkt des jüngsten BundeswehrSkandals.
Der mutmaßlich rechtsextremistische Oberleutnant Franco A. im elsässischen Illkirch gehörte zum Jägerbataillon 291, in Donaueschingen ist das Jägerbataillon 292 stationiert. Beide Einheiten sind Teile der binationalen, etwa 5000 Mann starken Brigade. Der CDU-Bundestagsabgeordnete und langjährige Oberbürgermeister von Donaueschingen, Thorsten Frei, zeigte sich am Sonntag überrascht. Bisher sei der Vorzeige-Verband ohne Skandale geblieben und habe einen guten Ruf zu verteidigen.
Das Bundesverteidigungsministerium hatte am Samstag den Fund von Wehrmachtsandenken in Donaueschingen bestätigt. In einer Vitrine vor der Kantine waren demnach Stahlhelme ausgestellt. Ein Besprechungsraum war mit einer Art Bleistich eines bewaffneten Wehrmachtssoldaten sowie mit Orden und einem nachgebauten Maschinengewehr dekoriert. Nun sollen in der Bundeswehr alle Spuren der Wehrmacht aufgespürt und entfernt werden. Generalinspekteur Volker Wieker ordnete die Durchsuchung sämtlicher Kasernen und Bundeswehrgebäude an. Sollten Devotionalien gefunden werden, müssten diese entfernt werden. Ministerin Ursula von der Leyen sagte: „Es geht um nicht weniger als den Ruf unserer Bundeswehr.“
Zwischenbericht am Dienstag
Die Überprüfung soll am 16. Mai abgeschlossen sein, bereits am morgigen Dienstag soll ein Zwischenbericht vorgelegt werden. Von der Leyen sagte, ein „weiter so“komme nicht infrage. Die Ministerin rief alle auf, „vom General bis zum Rekruten“, diesen Prozess zu unterstützen.
Die CDU-Politikerin hatte am Freitag in den ARD-„Tagesthemen“gesagt, es werde noch ermittelt, ob in der Bundeswehr rechtsextreme Netzwerke existierten. Sie gehe davon aus, „dass das, was wir bisher wissen, nicht alles ist, sondern, dass sich dort noch mehr zeigen wird“.
Der Donaueschinger CDU-Bundestagsabgeordnete Frei ist von dem Fund in der Fürstenberg-Kaserne erstaunt, kennt er doch das Bataillon und die Deutsch-Französische Brigade seit 20 Jahren. Bei seinen Besuchen sei ihm niemals aufgefallen, dass irgendwo Wehrmachtsandenken zur Schau gestellt worden wären.
Die Brigade habe als Ausbildungsstätte und Vorzeige-Verband einen ausgezeichneten Ruf, sagte Frei. Freilich sei der große Unterschied zwischen beiden Armeen im Alltag sichtbar. Frei beschreibt: „Die französischen Soldaten zeigen die stolze Tradition ihres Landes, in der Bundeswehr dagegen hat sich keine Tradition aufbauen können.“
Es sei falsch, von Einzelfällen auf mögliche rechtsradikale Haltungen in der gesamten Bundeswehr zu schließen: „Nur weil irgendwo Wehrmachtszeug herumsteht, kann man nicht von Rechtsradikalismus in der ganzen Truppe ausgehen.“Auch sehe er nicht, dass es ein rechtsradikales Netzwerk gebe.