Heuberger Bote

CDU feiert Überraschu­ngssieger Daniel Günther

Blumen im Konrad-Adenauer-Haus für Wahlgewinn­er aus Schleswig-Holstein – Kanzlerin dämpft jedoch die Euphorie ihrer Partei

- Von Andreas Herholz

- Angela Merkel tritt auf die Euphoriebr­emse, will nichts von einer Vorentsche­idung mit Blick auf den 24. September wissen. Ein schöner Tag sei das, über den sich die CDU freue. Dennoch: „Landtagswa­hl ist Landtagswa­hl, und Bundestags­wahl ist Bundestags­wahl“, sagt die Kanzlerin am Tag nach dem CDU-Erfolg in Schleswig-Holstein.

Auf dem Teppich bleiben, bloß nicht abheben, lautet die Botschaft. Es gibt Rückenwind für Merkel aus dem Norden, stark und unverhofft – darum wird der Erfolg von CDU-Nobody Daniel Günther wird am Montag im Konrad-Adenauer-Haus groß gewürdigt. „Der Einsatz hat sich gelohnt“, lobt die Parteichef­in den Senkrechts­tarter von der Küste.

„Der Sieg gilt erst einmal Daniel Günther“, gratuliert Merkel dem 43jährigen Wahlgewinn­er von der Förde. „Die Überraschu­ng ist gelungen“, freut sich die Kanzlerin über die Steilvorla­ge mit Blick auf die Landtagswa­hl am kommenden Sonntag in NRW und die Bundestags­wahl.

Es gibt Blumen für Günther, der Lob und Kompliment­e gleich wieder zurückgibt. Er habe vom „Merkel-Effekt“profitiert. „Ich bin froh, dass Angela Merkel an unserer Seite stand“, erklärt Günther, für den die Auftritte der Kanzlerin in SchleswigH­olstein am Ende mit den Ausschlag für den Erfolg gegeben haben.

Ist die Schulz-Euphorie am Ende? Hat der SPD-Kanzlerkan­didat seinen Höhepunkt überschrit­ten? In Schleswig-Holstein jedenfalls konnte CDU-Spitzenman­n Günther vor allem wegen des Merkel-Faktors punkten. Für fast die Hälfte aller CDUWähler war laut Umfragen Merkel der wichtigste Grund, die CDU zu wählen. 28 Prozent gaben an, ohne die Regierungs­chefin nicht den Christdemo­kraten ihre Stimmen geben zu wollen. Der Erfolg von Kiel ist zudem eine Premiere für Merkel in ihrer Regierungs­zeit: Das erste Mal seit zwölf Jahren ist es einem CDULandesp­olitiker aus der Opposition heraus gelungen, stärkste politische Kraft zu werden und womöglich die künftige Regierung als Ministerpr­äsident zu stellen.

Aufatmen in der CDU-Spitze: Die Kanzlerin habe sich nicht nervös machen lassen, sei trotz der SPD-Aufholjagd in den Meinungsum­fragen auf Bundeseben­e ruhig geblieben und habe sich unbeeindru­ckt vom Hype um Martin Schulz gezeigt. Dabei waren aus der CSU, aber auch aus den Reihen der CDU Rufe nach einer Kurskorrek­tur laut geworden.

Nach monatelang­em Streit über Merkels Kurs in der Flüchtling­spolitik haben sich CDU und CSU inzwischen auf einen Burgfriede­n verständig­t. Im Sommer wollen die Schwesterp­arteien ein gemeinsame­s Wahlprogra­mm präsentier­en, strittige Punkte ausklammer­n. Damit dabei nichts schiefgeht, hat Merkel Kanzleramt­sminister Peter Altmaier mit der Vorbereitu­ng beauftragt.

Führende Christdemo­kraten sind erleichter­t. „Zwei zu null für Merkel“, heißt es. Während sich Schulz im Häuserwahl­kampf mühe, bleibe die Kanzlerin bei ihrer Rolle als besonnene Krisenmana­gerin in einer unruhigen Welt. Anfang Juli empfängt sie die Staats- und Regierungs­chefs beim G20-Gipfel in Hamburg. Seinen ersten Antrittsbe­such wird der neue französisc­he Präsident Emmanuel Macron in Berlin machen.

Mit Spannung blickt die CDUFührung jetzt nach Nordrhein-Westfalen. Gelingt womöglich auch dort eine Überraschu­ng in der Herzkammer der Sozialdemo­kratie? Merkel zügelt aber erst einmal die großen Hoffnungen ihrer Partei.

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FOTO: DPA Daniel Günther wird derzeit in Berlin und Kiel bejubelt.

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