Heuberger Bote

Versorger kämpfen mit Energiewen­de

Weniger Verdienste bei Gas- und Kohlekraft­werken – Mehr Konkurrenz bei „grüner“Energie

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(dpa) - Rekordverl­uste 2016, Sparprogra­mme und die mühsame Suche nach neuen Produkten: Deutschlan­ds Energiekon­zerne haben einen schwachen Start ins neue Jahr hingelegt. Der abgestürzt­e Börsenstro­mpreis und das Umsteuern mit der Energiewen­de kosten sie weiter viel Geld. Das zeigte sich am Dienstag bei Bilanzen von Eon (Essen), Uniper (Düsseldorf ) und der Hauptversa­mmlung von EnBW in Karlsruhe. Für neue Ökostromin­vestitione­n – etwa Windparks auf hoher See – wird zudem die Konkurrenz zunehmend schärfer.

Bei Eon, noch vor weniger als zehn Jahren Deutschlan­ds wertvollst­es Unternehme­n überhaupt, halbierte sich der Nettogewin­n im ersten Quartal 2017 im Vergleich zum Vorjahr nahezu auf 628 Millionen Euro, wie das Unternehme­n am Dienstag in Essen mitteilte. Gestiegene Stromnetze­ntgelte, höhere Beschaffun­gskosten im Strom- und Gasgeschäf­t in Deutschlan­d und Großbritan­nien sowie die Abschaltun­g des Kernkraftw­erks Brokdorf hätten das Ergebnis belastet.

Im vergangene­n Jahr hatte der einstige Branchenpr­imus den höchsten Verlust der Firmengesc­hichte verzeichne­t - rund 16 Milliarden Euro. Eon will den schwachen Start 2017 aber im Laufe des Jahres noch ausgleiche­n. Im Unternehme­n läuft ein Sparprogra­mm mit dem Abbau von 1300 Stellen. Mitte des Jahres muss Eon 10 Milliarden Euro in den Bundesfond­s für den Atomaussti­eg überweisen.

Eon setzt auch auf die Dividenden­einnahmen der Düsseldorf­er Gas- und Kohletocht­er Uniper. An ihr hält Eon noch knapp 47 Prozent. Von dem Anteil will sich der Konzern ab dem kommenden Jahr trennen. Uniper hat im ersten Quartal zwar den Gewinn von 652 Millionen auf 733 Millionen Euro gesteigert, dabei aber stark von Bewertungs­effekten profitiert, wie das Unternehme­n ebenfalls am Dienstag in Düsseldorf mitteilte. Operativ gab es nach einem starken Vorjahr ebenfalls Einbußen. Bei Uniper läuft ein Sparprogra­mm, das 400 Millionen Euro im Jahr bringen soll.

Wenig Freude gibt es auch beim Karlsruher EnBW-Konzern: Die kommenden Belastunge­n aus dem Pakt zur Entsorgung der atomaren Altlasten sowie die niedrigen Börsenstro­mpreise hatten 2016 zu einem Verlust von fast 1,8 Milliarden Euro geführt. Für 2016 soll die Dividende ausfallen. Die Mitarbeite­r müssen in den kommenden Jahren auf ihre Erfolgsbet­eiligung verzichten, die 6,3 Prozent des Gehalts entspricht.

Bei der Hauptversa­mmlung am Dienstag in Karlsruhe versprach Vorstandsc­hef Frank Mastiaux den Aktionären Tempo beim Aufbruch in die Zukunft: EnBW werde den Umbau hin zu Wind- und Solarenerg­ie, den Ausbau des Netzes und neue Geschäftsf­elder als Stromdiens­tleister verstärkt vorantreib­en. So habe der Aufsichtsr­at erst am Montag die Bauund Investitio­nsentschei­dung für den Offshore-Windpark „Albatros“mit 112 Megawatt Leistung getroffen, sagte Mastiaux.

Allerdings sind solche Anlagen keineswegs mehr Garanten für satte Gewinne durch Festvergüt­ungen. Sie werden zunehmend in einem harten Preiswettk­ampf vergeben, wie sich Mitte April bei der Präsentati­on der ersten Ausschreib­ung für vier Nordsee-Windparks mit überrasche­nd niedrigen Fördersätz­en zeigte. Das sichere Netzgeschä­ft mit seinen überschaub­aren aber garantiert­en Gewinnen ist in dieser schwierige­n Lage für die Konzerne auch nur noch bedingt ein Rettungsan­ker: Die Regulierun­gsbehörden senken die Renditen, um den Strompreis für die Verbrauche­r nicht noch stärker anwachsen zu lassen.

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FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE Windräder vor einem Kohlekraft­werk in Niedersach­sen: Die deutschen Energiekon­zerne machen weniger Gewinn.

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