Dotschy Reinhardt begeistert Jazz-Liebhaber
Die aus Ravensburg stammende Sängerin gastiert mit ihrer Band vor 50 Musikfreunden in Schwandorf
- Die Jazz-Sängerin Dotschy Reinhardt hat den Bürgersaal in Schwandorf in eine JazzHalle verwandelt. Reinhardt war extra für das Konzert aus Berlin angereist, da es kein Termin innerhalb einer Tournee war.
Ortsvorsteher Günter Binder begrüßte rund 50 Liebhaber der JazzMusik. Einige Stühle blieben leer. Doch die Besucher, die den Weg in die Halle gefunden hatten, erlebten ein kurzweiliges Jazz-Konzert mit einem hochklassigen Ensemble und einer wunderbaren Sängerin. Doch bevor die musikalische Darbietung startete, las Dotschy Reinhardt, die sich nicht nur als Sängerin, sondern auch als Buchautorin einen Namen machte, aus ihrem zweiten Buch „Everybody’s Gypsy – Popkultur zwischen Ausgrenzung und Respekt“einige Passagen vor.
Nach der Lesung nahm Redakteur Dieter Kleibauer neben Reinhardt auf der Bühne Platz, um in einer Fragerunde mehr über die Person Reinhardt als Mensch zu erfahren. Die Besucher erfuhren, dass die Gesprächspartnerin bereits in der Schule als Zigeunerin gemobbt, als „dreckige Zigeunerin“beschimpft wurde und sie das für ihre berufliche Zukunft geprägt hatte. Wie es ihr erging, als sie als Schwäbin (Reinhardt wurde in Ravensburg geboren) nach Berlin zog, um mit ihrem Ehemann, der als Sänger bei einem Swing-Orchester einen Job erhielt, regte zum Nachdenken an. Die Sprache der Sinti, Romanes, spricht sie heute meist nur noch mit dem Ehemann. Aber mit ihrem Entschluss, auch in der Sprache der Sinti, dem Romanes, zu singen, habe sich die Sängerin ein wichtiges Anliegen erfüllt.
Die Besucher erfuhren außerdem, dass Reinhardt schon als kleines Kind sich für Jazz-Musik begeisterte und mit elf Jahren Gesangsunterricht nahm. Als Lieblingsinterpreten nannte Reinhardt neben Frank Sinatra auch Marylin Monroe und Django Reinhardt.
Kleibauer wollte wissen, wie weitläufig sie zum Jazz-Gitarristen Django Reinhardt verwandt sei. Reinhardt antwortete, dass sie keinen direkten Familienzweig zu ihm habe, aber zur selben Großfamilie gehöre. Weiter erfuhren die Besucher, wie Reinhardt bei ihren Recherchen und dem Tabu der Verfolgung, Vertreibung der Sinti und Roma während der Nazizeit zu kämpfen hatte. Reinhardt kämpft weiterhin für die Sinti und Roma und erzählte, wie sie es geschafft habe, dass die Firma Maggi ihre „Zigeuner“Produkte aus dem Programm genommen habe.
Nach der Talkrunde begann der musikalische Teil. Das Ensemble mit Bobby Falta, eine Jazz-Gitarrenlegende, Jens Loh am Kontrabass und Lorenzo Petrocca an der Gitarre spielten Stücke von Django Reinhardt und Frank Sinatra. Dotschy Reinhardt sang mit atemberaubender Stimme in Romanes. Gitarrensoli wechselten sich mit dem Kontrabass ab. Reinhardt setzte mit ihrer Stimme dem Konzert das i-Tüpfelchen auf. Ob bei „Moon was yellow“, dem „Troublant Bolero“oder „Minor swing“gab es Zwischenapplaus. Nach „Down here on the ground“und einer Zugabe verabschiedete sich das Quartett.