„Den Platz für rechte Randgruppen geräumt“
- Der Historiker Michael Wolffsohn (Foto: rase), früher Professor an der Bundeswehrhochschule, hält wegen der rechten Umtriebe in der Bundeswehr die Rückkehr zur allgemeinen Wehrpflicht für nötig. Sabine Lennartz sprach mit ihm.
Stellt Ursula von der Leyen die Bundeswehr unter Generalverdacht?
Nein. Wenn jetzt innerhalb der Bundeswehr sehr viele die beleidigte Leberwurst spielen, ist das falsch. Sie sollten sich lieber selbstkritisch fragen, was sie falsch gemacht haben. Diese Bereitschaft ist noch nicht sehr ausgeprägt.
Ist es richtig, wenn jetzt alle Stuben inspiziert werden?
Das ist notwendig. Es muss aber auch eine Bestandsaufnahme gemacht werden, ob es sich um eine Devotionalie oder eine Art Information handelt. Erzähle mir niemand, dass man das nicht erkennen kann, wenn ein Stahlhelm mit Hakenkreuz auf einer Art Altar gezeigt wird. Doch die Kommunikation von unten nach oben ist immer verstopfter geworden, es wurde immer mehr gemauert. Jetzt bohrt die Ministerin von oben nach, das ist nicht unproblematisch, muss aber sein.
Haben rechtsextreme Umtriebe in der Bundeswehr zugenommen?
Eindeutig. Wir haben traditionell vermeintliche Einzelfälle gehabt, hier und dort altrechtes Gedankengut bei den neuen Soldaten gehabt. Das war eindeutig die Minderheit. Die Bundeswehr war ein Spiegel der Republik. Das ist längst nicht mehr der Fall. Wenn sich die Allgemeinheit den Streitkräften entzieht, räumt sie den Platz für rechte Randgruppen, die eindeutig angekündigt haben, dass sie den Marsch durch die Institution Bundeswehr antreten würden. Ich bin für die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht in Form einer allgemeinen Dienstpflicht.
Reicht es nicht, wenn die Bundeswehr attraktiver wird?
Das gehört dazu. Frau von der Leyen wurde von der traditionellen Männergesellschaft beim Thema Familienfreundlichkeit ausgelacht. Besseres Wohnen, Kitas – haha, wie lustig. Dabei ist all das nötig.