„Bei großen Auftritten ist es schwieriger“
ESC-Kandidatin Levina will am Samstag punkten
(dpa) - „Deutschland: zwölf Punkte“: Wenn am Samstag in Kiew der Eurovision Song Contest entschieden wird, will Levina kein ähnlich blamables Ergebnis einfahren, wie es deutschen Interpreten in den vergangenen Jahren erging. Im Interview mit Ronny Thorau verrät die 26-Jährige unter anderem, wie sie mit dem Druck des größten Musikwettbewerbs der Welt umgeht.
Wie haben Sie die Zeit zwischen dem Vorentscheid und jetzt, da es in die heiße Phase geht, genutzt?
Für mich war die Zeit so gar nicht ruhig. Wir haben sofort angefangen, das Album aufzunehmen. Dann waren wir auf Europa-Tour, auch in Ländern, in denen ich vorher nicht war: Georgien, Armenien, Mazedonien, Albanien und Ungarn. Wir waren auf einigen ESC-Events und Pre-Partys, auf denen auch schon andere Teilnehmer dabei waren – in Israel, in London –, im Grunde die ganze Zeit unterwegs.
Ist das eine bewusste Taktik: Wir müssen die Bekanntheit steigern, denn wir haben ja etwas gutzumachen im Vergleich zu den beiden letzten ESC-Auftritten?
Es geht ja um Eurovision, um Europa – ich reise gern. Und so war es ja auch eine gute Möglichkeit, Kontakt aufzubauen und auch schon mal die Kandidaten aus den anderen Ländern kennenzulernen. Wir wurden gut aufgenommen und die anderen haben sich sehr gefreut, die Kandidatin aus Deutschland zu sehen.
Wie geht man denn nun mit diesem Gefühlsgemisch um, die zweifache Schmach in der jüngsten Vergangenheit zum einen und die große Vorfreude zum anderen?
Für mich ist das gar nicht so ein Gefühlsmischmasch, ich freue mich einfach drauf. Es ist natürlich total schade, wie es in den vergangenen Jahren gelaufen ist, aber es ist jetzt nicht so, dass ich deswegen wesentlich mehr Druck verspüre. Für mich geht es darum, eine gute Platzierung zu bekommen, deswegen lasse ich mich nicht verrückt machen, weil es vorher nicht so gut lief.
Wie wird der Bühnenauftritt aussehen – wie ist der Plan?
So genau kann ich es noch nicht sagen, aber es wird schon etwas Spezielles sein, was hoffentlich heraussticht aus all den anderen und was den Leuten im Gedächtnis bleibt. Es geht um die Stimme, der Auftritt sonst wird schlicht gehalten werden.
Sie haben Erfahrungen in Bar-Atmosphäre und vor kleinerer Kulisse – aber noch nicht vorm Millionen-Publikum. Was muss man da anders machen?
In einer Bar kann man jedem in die Augen gucken und einzeln ansprechen. Dadurch hat man eine engere Bindung zum Publikum. Bei großen Auftritten ist es schwieriger, die Menschen direkt zu erreichen. Da muss man eine Extraportion Gefühle reinpacken, damit diese auch in den hinteren Reihen ankommen.
Gibt es den Plan B außer Musik?
Es ist ein Risiko, das ist klar. Aber ich habe ja noch etwas anderes als Musik. Ich habe mein Geografiestudium in London gemacht. Aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich das beruflich machen sollte. Ich wollte mir auch nicht die Gedanken um Plan B machen, weil man dafür viel Zeit und Gedanken verschwendet, die man sonst in Plan A investiert hätte. Ja, es ist ein Risiko – aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ich irgendwann nicht Musik mache.