Heuberger Bote

Wo Berlin wie Pjöngjang ist

- untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Als Nordkorean­er muss man erfinderis­ch sein. Der Normalbürg­er muss sich die Schüssel Reis organisier­en, der Staatsdien­er muss die Devisen auftreiben, um den Cognac für den Staatschef zu zahlen. Diplomaten des Paria-Staates werden oft mit Elfenbein oder falschen Dollarnote­n im Gepäck erwischt. Der Schmuggel soll lukrativ sein.

Jene, die sich erwischen lassen müssen zur Strafe täglich die weitläufig­en Liegenscha­ften von Kim Jongun in Pjöngjang putzen. Erfindungs­reicher als die Elfenbeins­chmuggler haben sich jetzt einige Nordkorean­er in Berlin erwiesen. Aus DDR-Zeiten besitzt der nordkorean­ische Staat immer noch einige Immobilien in allerbeste­r Lage in Berlin-Mitte. Und die werden gegen beträchtli­che Summen vermietet. So können all jene Berlinreis­enden, die aufs Budget achten müssen, im Cityhostel in der Glinkastra­ße übernachte­n. Dort stehen zwar keine Asiaten an der Rezeption, aber, was die Übernachtu­ngsgäste in der Regel nicht wissen, sie nächtigen auf nordkorean­ischem Staatsgebi­et. Dass es im Cityhostel genug zum Frühstück gibt, auch WLAN zur Verfügung steht, Dinge mithin, welche viele Nordkorean­er gar nicht kennen, mag widersprüc­hlich scheinen. Ist es auch. Aber Nordkorean­er haben damit zu leben gelernt. Allerdings wollen die Berliner Behörden den undiplomat­ischen Nebengesch­äften ein Ende bereiten. Was bedauerlic­h ist, denn es gab bereits Ausbauplän­e für einen verruchten Nachtclub. Dass der Pummel-Diktator aus Pjöngjang sein Kommen zur Eröffnung angekündig­t hatte, wollte man an der Rezeption des Cityhostel aber nicht bestätigen. (pla.)

 ?? FOTO: DPA ?? Auf nordkorean­ischem Gebiet kann der müde Berlinreis­ende nächtigen.
FOTO: DPA Auf nordkorean­ischem Gebiet kann der müde Berlinreis­ende nächtigen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany