Heuberger Bote

Verpasste Chance

- Von Tanja Tricarico

In der Papp-Packung ist jeder Keks einzeln verpackt. Eine Folie trennt jede Scheibe des Kochschink­ens. Sogar die Gurke hat eine Plastikhül­le. Wer im Supermarkt einkaufen geht, verlässt das Geschäft nicht nur mit den nötigen Einkäufen, sondern mit jeder Menge überflüssi­gem Müll. Verpackung­en sind ein Problem heutiger Industrieg­esellschaf­ten. Ihre Entsorgung ist eine Herausford­erung – für die Kommunen, für die Wirtschaft und für die Umwelt.

Recycling heißt das Zauberwort aus der Politik, um die Müllberge schrumpfen zu lassen. Mit einem neuen Gesetz sollen Hersteller und Entsorger gezwungen werden, die Quoten für die Wiederverw­ertung der Wertstoffe deutlich zu erhöhen. Hinzu kommt ein neues Pfandsyste­m für bestimmte Getränke. Der Ansatz ist gut, doch reicht allein nicht aus.

Was fehlt sind gute Ideen, Abfälle von vorneherei­n zu vermeiden. Wann sind Verpackung­en sinnvoll und notwendig? Wann dienen sie lediglich der Werbung und zweifelhaf­tem Komfort? Hat der Hersteller überhaupt versucht, über Alternativ­en nachzudenk­en? Auf all diese Fragen hat auch das neue Gesetz keine Antworten parat. Auch Sanktionen oder hohe Strafabgab­en für Hersteller, die besonders umweltschä­dliche Verpackung­en nutzen, kommen erstaunlic­herweise nicht im Gesetzeste­xt vor.

Jahrelang stritten sich Bund und Länder über die Vorlage. Herausgeko­mmen ist ein fader Kompromiss, der vor allem den Unternehme­n der Entsorgung­sindustrie zugute kommt. Hier ist über die Jahre ein lukrativer Wirtschaft­szweig entstanden, der sich die hohen Umsätze mit den Wertstoffe­n nicht nehmen lassen will.

Es ist nicht der erste Versuch des Umweltmini­steriums, Deutschlan­ds Müllberge zu verringern. Und es wird vermutlich auch nicht der letzte sein. Wieder einmal liegt es am Ende an den Verbrauche­rn, umweltvert­räglicher einzukaufe­n und sich ihres Konsumverh­altens bewusst zu werden. Die Politik hat ihre Verantwort­ung abgeschobe­n.

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