Verpasste Chance
In der Papp-Packung ist jeder Keks einzeln verpackt. Eine Folie trennt jede Scheibe des Kochschinkens. Sogar die Gurke hat eine Plastikhülle. Wer im Supermarkt einkaufen geht, verlässt das Geschäft nicht nur mit den nötigen Einkäufen, sondern mit jeder Menge überflüssigem Müll. Verpackungen sind ein Problem heutiger Industriegesellschaften. Ihre Entsorgung ist eine Herausforderung – für die Kommunen, für die Wirtschaft und für die Umwelt.
Recycling heißt das Zauberwort aus der Politik, um die Müllberge schrumpfen zu lassen. Mit einem neuen Gesetz sollen Hersteller und Entsorger gezwungen werden, die Quoten für die Wiederverwertung der Wertstoffe deutlich zu erhöhen. Hinzu kommt ein neues Pfandsystem für bestimmte Getränke. Der Ansatz ist gut, doch reicht allein nicht aus.
Was fehlt sind gute Ideen, Abfälle von vorneherein zu vermeiden. Wann sind Verpackungen sinnvoll und notwendig? Wann dienen sie lediglich der Werbung und zweifelhaftem Komfort? Hat der Hersteller überhaupt versucht, über Alternativen nachzudenken? Auf all diese Fragen hat auch das neue Gesetz keine Antworten parat. Auch Sanktionen oder hohe Strafabgaben für Hersteller, die besonders umweltschädliche Verpackungen nutzen, kommen erstaunlicherweise nicht im Gesetzestext vor.
Jahrelang stritten sich Bund und Länder über die Vorlage. Herausgekommen ist ein fader Kompromiss, der vor allem den Unternehmen der Entsorgungsindustrie zugute kommt. Hier ist über die Jahre ein lukrativer Wirtschaftszweig entstanden, der sich die hohen Umsätze mit den Wertstoffen nicht nehmen lassen will.
Es ist nicht der erste Versuch des Umweltministeriums, Deutschlands Müllberge zu verringern. Und es wird vermutlich auch nicht der letzte sein. Wieder einmal liegt es am Ende an den Verbrauchern, umweltverträglicher einzukaufen und sich ihres Konsumverhaltens bewusst zu werden. Die Politik hat ihre Verantwortung abgeschoben.