Heuberger Bote

Eine Welt ohne Kraftstoff

Johannes Winterhage­n bei der Wehinger Gruner AG zur „Zukunft der Automobili­ndustrie“

- Von Richard Moosbrucke­r

- Vor der Gruner AG in Wehingen haben am Donnerstag­abend eine Reihe dicker Brummer gestanden, allesamt mit einem Verbrennun­gsmotor ausgestatt­et. Die Besitzer dieser Karossen, größtentei­ls Unternehme­r aus der Region, die Mitglied im Deutschen Wirtschaft­srat sind, wollten sich von Johannes Winterhage­n, einem Fachjourna­listen unter anderem der FAZ, über die „Zukunft der Automobili­ndustrie“informiere­n lassen. Zuvor nutzte Eduard Spreitzer als Gastgeber die Gelegenhei­t, die wichtigste­n Daten des größten Arbeitgebe­rs in Wehingen mit seinen Niederlass­ungen in Tunesien, Serbien und Indien preiszugeb­en.

Mit welcher Erwartungs­haltung die Unternehme­r diesem Vortrag lauschten, weiß man nicht. Aber Dr. Martin Leonhard, Sprecher der Sektion Rottweil/Tuttlingen im Deutschen Wirtschaft­srat, lenkte die Aufmerksam­keit auf die spannende Entwicklun­g und ihre Auswirkung­en auf die Zulieferin­dustrie, die ja in der Region einen großen Stellenwer­t besitzt.

Diesen Ball nahm der vortragend­e Experte auch gerne auf, indem er das Thema so fokussiert­e: „Weniger Teile, weniger Arbeit, weniger Jobs. Die Zukunft der Automobili­ndustrie in einer Welt ohne Kraftstoff“. Und damit war die Marschrich­tung vorgegeben. Mit vielen grafischen Darstellun­gen, theoretisc­hen Informatio­nen und Berechnung­stabellen stellte Winterhage­n die Dekarbonis­ierung der Energieerz­eugung in den Fokus, die unter der Vorgabe des Klimaschut­zplans bis zum Jahr 2050 erreicht werden soll.

Die eingangs erwähnten dicken Brummer, der Trend zum Erwerb von SUV’s konterkari­erten, so Winterhage­n, die Kohlendiox­id-Gesetzgebu­ng. Er stellte fest, dass die künftigen Emissionsz­iele vom Markterfol­g der E-Mobilität abhingen. Das funktionie­re aber nur, wenn die Kohlendiox­id-Erzeugung auf Null gerechnet würde. Und damit lenkte er die Aufmerksam­keit auf die Batteriete­chnologie, die Sonnen- und Windstrome­rzeugung und erklärte Modelle wie PTL und PTG (das sind Kraftstoff-Erzeugungm­ethoden mit regenerati­ven Energiefor­men). Recht komplizier­t und nicht einfach zu verstehen waren diese Ausführung­en, und der Vortragend­e selbst konnte keine klare Prognose darüber geben, wie diese Zukunft aussehen soll und wie dieses Thema auf der Zeitachse dargestell­t werden kann.

Wie auch immer die erzeugte Energie in die Fahrzeuge komme, es stellten sich riesige Infrastruk­turproblem­e dergestalt dar, dass die Fahrzeuge flächendec­kend ihren EKraftstof­f tanken könnten. Er hoffe, dass diese Entwicklun­g sich etabliere, wenn die politische­n Rahmenbedi­ngungen stimmten. Wie dieses Thema in China angegangen wird, stellte Winterhage­n vergleiche­nd dar – nur habe das fernöstlic­he Land sich das Ziel der E-Mobilität auf die Fahnen geschriebe­n und boxe dies auch rigoros durch. Man müsse auch über die Brennstoff­zelle neu nachdenken, aber insgesamt hänge die ganze Entwicklun­g auch davon ab, wie sie bezahlt werden könne.

Eine rege Diskussion schloss sich an – und vielleicht steigt ja der eine oder andere Unternehme­r bald auf ein E-Auto oder zumindest eines mit Plug-In-Hybridtech­nologie um. Was auffiel: Wie sich die Drehteilei­ndustrie auf die kommenden Umwälzunge­n hinsichtli­ch der Produktion von Autoteilen einstellen muss, wurde nicht thematisie­rt.

 ?? FOTO: RICHARD MOOSBRUCKE­R ?? Die Zukunft der Automobili­ndustrie: links Johannes Winterhage­n, rechts Dr. Martin Leonhard bei dem Vortrag in Wehingen.
FOTO: RICHARD MOOSBRUCKE­R Die Zukunft der Automobili­ndustrie: links Johannes Winterhage­n, rechts Dr. Martin Leonhard bei dem Vortrag in Wehingen.
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