Eine Welt ohne Kraftstoff
Johannes Winterhagen bei der Wehinger Gruner AG zur „Zukunft der Automobilindustrie“
- Vor der Gruner AG in Wehingen haben am Donnerstagabend eine Reihe dicker Brummer gestanden, allesamt mit einem Verbrennungsmotor ausgestattet. Die Besitzer dieser Karossen, größtenteils Unternehmer aus der Region, die Mitglied im Deutschen Wirtschaftsrat sind, wollten sich von Johannes Winterhagen, einem Fachjournalisten unter anderem der FAZ, über die „Zukunft der Automobilindustrie“informieren lassen. Zuvor nutzte Eduard Spreitzer als Gastgeber die Gelegenheit, die wichtigsten Daten des größten Arbeitgebers in Wehingen mit seinen Niederlassungen in Tunesien, Serbien und Indien preiszugeben.
Mit welcher Erwartungshaltung die Unternehmer diesem Vortrag lauschten, weiß man nicht. Aber Dr. Martin Leonhard, Sprecher der Sektion Rottweil/Tuttlingen im Deutschen Wirtschaftsrat, lenkte die Aufmerksamkeit auf die spannende Entwicklung und ihre Auswirkungen auf die Zulieferindustrie, die ja in der Region einen großen Stellenwert besitzt.
Diesen Ball nahm der vortragende Experte auch gerne auf, indem er das Thema so fokussierte: „Weniger Teile, weniger Arbeit, weniger Jobs. Die Zukunft der Automobilindustrie in einer Welt ohne Kraftstoff“. Und damit war die Marschrichtung vorgegeben. Mit vielen grafischen Darstellungen, theoretischen Informationen und Berechnungstabellen stellte Winterhagen die Dekarbonisierung der Energieerzeugung in den Fokus, die unter der Vorgabe des Klimaschutzplans bis zum Jahr 2050 erreicht werden soll.
Die eingangs erwähnten dicken Brummer, der Trend zum Erwerb von SUV’s konterkarierten, so Winterhagen, die Kohlendioxid-Gesetzgebung. Er stellte fest, dass die künftigen Emissionsziele vom Markterfolg der E-Mobilität abhingen. Das funktioniere aber nur, wenn die Kohlendioxid-Erzeugung auf Null gerechnet würde. Und damit lenkte er die Aufmerksamkeit auf die Batterietechnologie, die Sonnen- und Windstromerzeugung und erklärte Modelle wie PTL und PTG (das sind Kraftstoff-Erzeugungmethoden mit regenerativen Energieformen). Recht kompliziert und nicht einfach zu verstehen waren diese Ausführungen, und der Vortragende selbst konnte keine klare Prognose darüber geben, wie diese Zukunft aussehen soll und wie dieses Thema auf der Zeitachse dargestellt werden kann.
Wie auch immer die erzeugte Energie in die Fahrzeuge komme, es stellten sich riesige Infrastrukturprobleme dergestalt dar, dass die Fahrzeuge flächendeckend ihren EKraftstoff tanken könnten. Er hoffe, dass diese Entwicklung sich etabliere, wenn die politischen Rahmenbedingungen stimmten. Wie dieses Thema in China angegangen wird, stellte Winterhagen vergleichend dar – nur habe das fernöstliche Land sich das Ziel der E-Mobilität auf die Fahnen geschrieben und boxe dies auch rigoros durch. Man müsse auch über die Brennstoffzelle neu nachdenken, aber insgesamt hänge die ganze Entwicklung auch davon ab, wie sie bezahlt werden könne.
Eine rege Diskussion schloss sich an – und vielleicht steigt ja der eine oder andere Unternehmer bald auf ein E-Auto oder zumindest eines mit Plug-In-Hybridtechnologie um. Was auffiel: Wie sich die Drehteileindustrie auf die kommenden Umwälzungen hinsichtlich der Produktion von Autoteilen einstellen muss, wurde nicht thematisiert.