„So eine Situation wünscht man sich nicht“
Immendingens Hauptamtsleiter zu den Herausforderung vor der möglichen Bombenentschärfung
- Womöglich stecken zwei Bomben im Boden zwischen Immendingen und Zimmern. Redakteurin Katja Mielcarek wollte von Hauptamtsleiter Manuel Stärk (Foto: Archiv) wissen, wie ernst die Lage ist und was auf die Gemeinde, die Bewohner und die Hilfskräfte jetzt zukommt.
Bomben im Boden, Evakuierung von 16 Straßen – die Nachricht war für viele Immendinger erst einmal ein Schock. Für Sie auch?
Ja, natürlich. So eine Situation wünscht man sich ja wirklich nicht. Klar ist auch, dass auf alle Beteiligten eine Menge Arbeit zukommt. Aber ganz ehrlich: Ein bisschen spannend ist das Ganze auch.
Wie wurden die beiden potentiellen Blindgänger endeckt?
Wir wollten ein Grundstück verkaufen. Dafür lassen wir uns in diesem Gebiet, das kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs noch heftig bombardiert wurde, immer Luftbildauswertungen kommen. Die wurden kurz nach dem Krieg aufgenommen und man kann Bombenkrater erkennen, aber auch Einschläge von Bomben, die nicht detoniert sind. Das betroffene Gebiet war noch nicht vom Kampfmittelbeseitigungsdienst freigegeben, also haben wir eine Oberflächensondierung machen lassen. Und dabei haben sich eben zwei Stellen als verdächtig gezeigt.
Verdächtig heißt aber noch nicht, dass da tatsächlich Bomben liegen.
Nein, es kann auch sein, dass wir im Boden später zwei Tanks oder etwas anderes harmloses finden. Aber die Stelle war immerhin so auffällig, dass sowohl der baden-württembergische Kampfmittelbeseitigungsdienst als auch eine private Kampfmittelbeseitigungsfirma alarmiert sind. Gewissheit haben wir erst, wenn wir am 7. Juni den Boden aufgemacht haben und tatsächlich sehen, was dort liegt.
7. Juni – bis dahin ist es noch mehr als drei Wochen. Ist das nicht gefährlich, die Bomben so lange noch im Boden zu lassen?
Nein. Gefährlich wird es erst, wenn sie freigelegt sind. Aber damit niemand auf die Idee kommt, selber mal schauen zu gehen oder gar ein bisschen zu buddeln, werden wir die Stelle, wo wir die Bomben vermuten, nicht nennen.
Wissen Sie schon, wie viele Menschen Sie evakuieren müssen?
Nein, das hängt vor allem davon ab, was wir im Boden finden. Wir bereiten uns intensiv auf einen Evakuierungsradius mit 500 Meter vor, dies sind die bereits veröffentlichten 16 Straßen in Immendingen und Zimmern, die ganz oder teilweise evakuiert werden müssen – davon wären etwa 650 Personen betroffen. Hinzu kommen Mitarbeiter und Kunden der im Evakuierungsbereich liegenden Einzelhandelsgeschäfte und Gewerbebetriebe. Wenn ein 300 Meter Radius ausreicht sind die Zahlen natürlich entsprechend kleiner und liegen bei etwa 150 Personen. Selbstverständlich haben alle Beteiligten aber auch den „worst case“mit 1000 Meter Radius entsprechend im Blick. Aber für alle eventuellen Szenarien hoffen und appellieren wir, dass sich Bewohner gar nicht vor Ort aufhalten werden und einer eventuell notwendigen Evakuierung durch rechtzeitiges Verlassen des Gebietes zuvorkommen. Das wäre jedenfalls eine große Hilfe für die Einsatzkräfte.
Wie bereitet man so eine für Immendinger Verhältnisse große Evakuierung vor?
Das läuft auf verschiedenen Ebenen. Zu allererst informieren und sensibilisieren wir jetzt die Bevölkerung sowie die betroffenen Gewerbetreibenden. Wir schreiben alle Betroffenen an und informieren sie und versuchen zu ermitteln, wer besondere Unterstützung braucht. Das können Ältere, Behinderte und Kranke sein, aber auch Kinder und Jugendliche, die wegen der Pfingstferien alleine zu Hause wären. Wir werden in der Donauhalle eine zentrale Anlaufstelle einrichten. Die Polizei sorgt dafür, dass sie genügend Personal hat, um sicherzustellen, dass sich niemand mehr in dem evakuierten Gebiet aufhält. Immerhin müssen ja auch Waldund Wiesengebiete geräumt werden. Dafür werden auch ein Hubschrauber und eine Wärmebildkamera angefordert. Die Feuerwehr wird die Polizei unterstützen und auch helfen, in Wohungen zu gelangen, aber nur, wenn der Verdacht besteht, dass sich dort noch jemand befindet. Da die B 311 gesperrt werden muss, stehen wir auch in engem Kontakt mit dem Landratsamt. Die Züge halten bis zum Ende einer eventuellen Entschärfung nicht in Immendingen. In der ganz heißen Phase wird der Bahnverkehr ganz gestoppt.