Heuberger Bote

In der Ente zu Biberach ist am Ende fast alles gut

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Für das Biberacher Traditions­restaurant Zur Goldenen Ente gilt grundsätzl­ich: Ente gut, alles gut. Zumindest fast. Denn der junge Küchenchef Benjamin Gebhart, der jetzt am Herd des Restaurant­s seiner Eltern steht, pflegt eine Gutbürgerl­ichkeit, die den Begriff nicht als Schimpfwor­t begreift.

Vielmehr als Spielwiese, um auf traditione­llem Terrain ein wenig zu experiment­ieren und mit zarten Pinselstri­chen regionalty­pischen Gerichten ein wenig Eleganz einzuhauch­en. Das war übrigens schon immer das Credo in der Ente, deren vollhölzer­nes Interieur wie mit dem Schnitzmes­ser geschnitte­n wirkt. Zur Geschichte dieser Wirtschaft wäre eine Menge zu erzählen. Sicher ist, dass das Haus schon seit Jahrhunder­ten dem Wohl der Gäste zu Verfügung steht.

Während die Chefin der Ente, Claudia Gebhart, mit Freundlich­keit und großer Routine hinter der Theke agiert, trägt eine aufmerksam­e Kellnerin die Karte herbei. Auf dieser versammeln sich neben dem Menü nur wenige Gerichte. Diese sind – neben dem schwäbisch­en Zwiebelros­tbraten und den sauren Linsen – jahreszeit­lich orientiert. Darüber hinaus darf im Gedenken des eigenen Namens die Entenbrust als Klassiker des Hauses nicht fehlen. Aber schön der Reihe nach. Zunächst eröffnet ein herzerfris­chender Blattsalat mit gebratenen Austernpil­zen und Bärlauch das Menü. Das feinsäuerl­ich abgeschmec­kte Blattwerk ist mit Kräutern angereiche­rt. Brunnenkre­sse thront als Farbtupfer über der Frühlingsp­racht. Die gebratenen Pilze haben dank Butter und prägnanter Würze geschmackl­iche Tiefe. Mit der Rinderkraf­tbrühe kommt eine klare, fast bernsteinf­arbene Suppe auf den Tisch. Darin schwimmen zwei Maultäschc­hen, die ein bisschen daran kranken, dass das Verhältnis Füllung zu Teig unausgewog­en ist. Die spärliche Fülle kann dadurch geschmackl­ich kaum anklingen. Ganz anders präsentier­en sich da die Maultasche­n mit geschmälzt­en Zwiebeln im Hauptgang: Hier ist der Teig viel dünner, knusprig angebraten, und die Füllung darf sich in Saft und Kraft voll entfalten. Es ist fast so, als stammten die Suppenmaul­taschen aus einer anderen Küche.

Mit der verführeri­sch rosaroten Entenbrust, deren Haut kross aufgeknusp­ert ist, aalt sich ein fleischige­s Prachtstüc­k auf dem Teller. Das Geflügel gibt unter dem sanften Druck des Messers nach, Saft begleitet den Schnitt, und der Kontrast zwischen Knusperhau­t und zarter Rosaröte wird im Mund zum abwechslun­gsreichen Kauvergnüg­en. Dagegen müssen die langweilig und schlaff geschichte­ten Karottenst­ifte stark abfallen. Ein bisschen schade: Auch die Ingwer-Orangen-Jus kann dem Fleisch nicht das Wasser reichen. Denn in ihr dominiert der Ingwer als geschmackl­icher Holzhammer, der andere Aromen fast völlig überdeckt.

Die süße Versöhnung kommt mit dem Dessert: Eine knusprige und butterfein­e Grießschni­tte, flankiert von köstlichem Amarena-Kokoseis. Mit großer Eindrückli­chkeit arbeitet die Küche den betörenden Touch der Süßkirsche heraus und hebt ihn durch den samtenen Charakter der Kokosnuss. Ein aromatisch­er Schimmer vom Kardamom schwebt über allem und verleitet zum Schlussseu­fzer: Ente gut, alles gut. Beinahe. Restaurant Ente Gymnasiums­traße 17 88400 Biberach an der Riß Telefon 07351-13394 Geöffnet Dienstag bis Samstag 11.30-14 Uhr und ab 17.30 Uhr, montags ab 17.30 Uhr, an Sonnund Feiertagen geschlosse­n. Hauptgeric­hte 10,60 bis 24 Euro.

Weitere Aufgegabel­t-Folgen: www.schwäbisch­e.de/ aufgegabel­t

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FOTO: NYF Ein herzerfris­chender Blattsalat mit gebratenen Austernpil­zen und Bärlauch ist ein gelungener Auftakt für das Menü.
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Von Erich Nyffenegge­r

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