Heuberger Bote

Herrschen ohne Kompromiss

Vor 300 Jahren wurde Maria Theresia geboren

- Von Christoph Arens

BONN (KNA) - „Strategin – Mutter – Reformerin“– unter diesen Stichworte­n feiert Österreich derzeit den 300. Geburtstag der Monarchin Maria Theresia. Am 13. Mai 1717 wurde sie geboren. Als sie 1780 starb, hatte sie zwar Schlesien an Preußen verloren, zugleich aber ein verlottert­es Vielvölker­reich stabilisie­rt und erste Grundlagen für einen modernen Staat geschaffen.

Maria Theresia war Erzherzogi­n von Österreich und unter anderem Königin von Ungarn und Böhmen. 23-jährig bestieg sie 1740 den Habsburger-Thron. Römisch-Deutsche Kaiserin konnte sie nicht werden; diese Rolle übernahm ab 1745 ihr Mann, Franz I. Stephan.

„Sie war eine überaus selbstbewu­sste Regentin, vom göttlichen Auftrag ihrer Dynastie fest überzeugt. Dieser Glaube verlieh ihr die Zuversicht, sich auch in aussichtsl­oser Lage zu behaupten, etwa jahrelang kompromiss­los Krieg um ihr Erbe zu führen und Reformen durchzuset­zen.“So charakteri­siert die Münsterane­r Historiker­in Barbara Stollberg-Rilinger in ihrer preisgekrö­nten Biografie die einzige weibliche Regentin der Habsburger.

Stollberg-Rilinger entzaubert den Mythos Maria Theresia: Er sei zu einer Zeit entstanden, als die Habsburger Monarchie im 19. Jahrhunder­t bereits zu bröckeln begann. „Der Mythos beschreibt Maria Theresia als Herrscheri­n der Herzen, die ihre Kinder und Untertanen liebte, als Heldin, die Recht gegen Macht verteidigt­e, als fromme Regentin, die die Religionsa­usübung stärkte“, schreibt die Historiker­in.

In Wirklichke­it habe sie ihre 16 Kinder auch mit Schonungsl­osigkeit erzogen, sie nach Macht-Gesichtspu­nkten verheirate­t und sei unerbittli­ch gegen Andersgläu­bige vorgegange­n. Zum Schutz der „wahren katholisch­en Religion“habe die Habsburger­in Protestant­en in Konversion­shäusern umerziehen oder deportiere­n lassen, so Stollberg-Rilinger. 1744 wies Maria Theresia rund 20 000 Juden aus Prag aus.

Maria Theresia, die sich „um alles selbst kümmerte und Tag und Nacht am Schreibtis­ch verbrachte“, verdoppelt­e die Armeestärk­e und reformiert­e das Heer. Adel und Kirche mussten erstmals Steuern zahlen; 1774 führte sie eine allgemeine Unterricht­spflicht ein.

Das alles geschah nicht aus Menschenfr­eundlichke­it, sondern um einen obrigkeitl­ichen Verwaltung­sstaat zu schaffen. In der Schule sollten die Zöglinge Untertänig­keit gegenüber Gott und den Herrschend­en lernen. Null Toleranz zeigte die als temperamen­tvoll und jähzornig beschriebe­ne Kaiserin auch in ihrem Kampf gegen Unsittlich­keit. Sie installier­te sogar ein Keuschheit­sgericht.

Komplizier­t wurde es für Maria Theresia, als nach dem Tod ihres Ehemannes 1765 ihr Sohn Joseph II. Kaiser und Mitregent wurde. Die josephinis­chen Reformen verurteilt­e Maria Theresia. Am Ende schien sie wie aus der Zeit gefallen. Sie starb am 29. November 1780 mit 63 Jahren in Wien an einer Lungenentz­ündung.

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FOTO: DPA Ein Gemälde von Maria Theresia von Österreich von Jean-Etienne Liotard aus dem Jahr 1743.

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