Heuberger Bote

Kanzler Schulz? Eine Illusion

- Von Hendrik Groth

An Schwarz-Gelb hat keiner mehr gedacht. Plötzlich ist eine Koalition zwischen CDU und FDP wieder eine Option. Nicht irgendwo im Nirgendwo, sondern im bevölkerun­gsreichste­n Bundesland NRW. Für die SPD bedeutet das schlechtes­te Wahlergebn­is der Nachkriegs­zeit an Rhein und Ruhr, dass die von den Sozialdemo­kraten erträumte Bundesregi­erung unter Führung von Parteichef Martin Schulz eine Illusion ist. Von der verheerend­en Niederlage in Düsseldorf werden sich die Genossen in vier Monaten nicht erholen.

Beobachter bemühen „Schockwell­en“und „Erdbeben“und tatsächlic­h sind diese sprachlich­en Bilder, die häufig übertriebe­n wirken, zutreffend. Die krachend abgewählte Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft ist als SPD-Landesvors­itzende binnen weniger Minuten zurückgetr­eten. Durchhalte­parolen werden aus dem Willy-Brandt-Haus verbreitet. Landespoli­tische Entscheidu­ngen seien für das Desaster verantwort­lich, heißt es nun. Persönlich­er Respekt wird geheuchelt, auf Kraft jedoch die Schuld abgeladen.

Das ist der durchsicht­ige Versuch, den Druck von Schulz zu nehmen. Denn so kurz vor der Bundestags­wahl kann der Spitzenkan­didat nicht aufgeben, auch wenn unter seiner Ägide drei Wahlen hintereina­nder vergeigt wurden. Schulz wirkt hilflos mit dem Hinweis, die Kampagne für die Bundestags­wahl habe noch gar nicht begonnen, er wolle nun seine Positionen konkretisi­eren. Mit linker Umverteilu­ngsrhetori­k haben SPD und Grüne vor vier Jahren bereits die Bundestags­wahlen verloren. Es deutet alles darauf hin, dass die SPD aus Verzweiflu­ng und Ratlosigke­it diesen Weg wieder beschreite­n will.

Und die Union? Die CDU hat mit einem liberalen Spitzenkan­didaten, der immer loyal zur Politik der Bundeskanz­lerin stand, einen glasklaren Wahlsieg eingefahre­n. Angela Merkel kann zufrieden sein und ihre internen Kritiker einmal mehr zur Räson rufen. Auch die FDP kann jubeln und wird mit Nordrhein-Westfalen im Rücken wieder zu einem Faktor der deutschen Politik. Für Christian Lindner sieht es gut aus.

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