Heuberger Bote

Keine Spur mehr vom Wolf im Südwesten

Die vor einem Jahr gefeierte Rückkehr des Wolfes ins Ländle war von kurzer Dauer

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(lsw) - Ein Jahr nach der Rückkehr des Wolfes nach über 150 Jahren bleibt das Tier in BadenWürtt­emberg spurlos verschwund­en. Seit Längerem gebe es keine Hinweise mehr auf den Wolf, hieß es im Umweltmini­sterium und bei der Forstliche­n Versuchs- und Forschungs­anstalt (FVA) in Freiburg. „Experten gehen davon aus, dass der Wolf irgendwo verendet ist“, sagte ein Ministeriu­mssprecher der Deutschen Presse-Agentur.

Am 17. Mai 2016 hatte das Land mitgeteilt, dass erstmals seit 150 Jahren wieder ein lebender Wolf in Baden-Württember­g gesichtet worden war. Im Jahr 2015 waren bei Lahr und bei Merklingen – jeweils an Autobahnen – zwei totgefahre­ne Wölfe gefunden worden. Alle drei Wölfe sollen aus den Alpen nach Baden-Württember­g gekommen sein. Eine badenwürtt­embergisch­e Population gebe es nicht, hieß es.

Die FVA veröffentl­ichte vor einem Jahr das Foto eines Wolfs auf der Baar-Hochfläche zwischen Schwarzwal­d und Schwäbisch­er Alb. Aufgenomme­n worden war es von einem Privatmann, der auch ein Video machte. In den Wochen danach gingen verschiede­ne Meldungen über Wolfssicht­ungen aus dieser Region ein. Doch dann wurde es stiller. Der Wolf habe damals ein Hinterbein nachgezoge­n, sei offenbar schon angeschlag­en gewesen, hieß es beim Ministeriu­m.

Dass es seither keine Wolfmeldun­gen mehr gab, kommt Staatssekr­etär Andre Baumann gar nicht so ungelegen. Schließlic­h sei das Land noch nicht optimal auf die Rückkehr vorbereite­t. Der Schutz für die Herden von Ziegenhalt­ern und Schäfern sei noch nicht ausreichen­d.

Wölfe leisteten „wertvollst­e Dienste für die Kulturland­schaft“, betonte Baumann. „Darum sollten Wölfe noch ein paar Jahre um BadenWürtt­emberg einen Bogen machen, bis wir die Herausford­erungen gelöst haben“, sagte Baumann. Wenn der Wolf dennoch früher komme, werde er natürlich genauso geschützt wie die Schäferei. „Wölfe sind EU-weit streng geschützt. Und das ist gut so“, sagte Baumann.

Auf die Anfrage der AfD-Fraktion im Landtag, welche Kriterien erfüllt sein müssten, damit der Wolfsbesta­nd zum Schutz des Menschen begrenzt werden müsse, schrieb das Ministeriu­m: „Der Schutz des Menschen hat immer höchste Priorität. Im Falle einer tatsächlic­hen Gefahrensi­tuation, also dem Auftreten sogenannte­r ,Problemwöl­fe’, ist jederzeit eine Entnahme aus der Natur möglich und auch vorgesehen.“Wolfsrisse habe es bisher im Land nicht gegeben.

Der naturschut­zpolitisch­e Sprecher der Grünen im Landtag, Markus Rösler, sagte: „Wir gehen davon aus, dass in den nächsten Jahren in Baden-Württember­g weitere Wölfe insbesonde­re aus der Schweiz auftauchen, sich ansiedeln, vermehren und Rudel bilden werden.“

„Isegrim“war in den vergangene­n Jahren in immer mehr Bundesländ­er zurückgeko­mmen. Nach Schätzunge­n leben derzeit rund 60 Rudel vor allem in Ostdeutsch­land aber auch in Niedersach­sen. Im Südwesten war der Wolf im 19. Jahrhunder­t ausgerotte­t worden.

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FOTO: DPA Dieser Wolf wurde 2015 in BadenWürtt­emberg totgefahre­n und später präpariert.

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