Heuberger Bote

CDU im Höhenrausc­h

Nach dem Sieg in NRW feiert die Partei Armin Laschet als neuen Ministerpr­äsidenten

- Von Tobias Schmidt und Kristina Dunz (dpa)

- Armin Laschet in Siegerpose, die Arme in die Luft gestreckt. „Wir haben diese Landtagswa­hl gewonnen“, ruft der CDU-Frontmann seinen jubelnden Anhängern zu und strahlt. „Heute ist ein guter Tag für Nordrhein-Westfalen.“„Armin! Armin!“-Sprechchör­e von der Basis, die ihr Glück kaum fassen kann, als die ersten Hochrechnu­ngen um 18 Uhr auf der Großbildle­inwand den Triumph aufzeigen. Laschet hat es geschafft, das „Wunder von Rhein und Ruhr“möglich gemacht und SPD-Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft nach sieben Jahren vom Thron gestoßen: Die CDU wird stärkste Kraft, Laschet wohl der neue Regierungs­chef in Düsseldorf. Neustart unter bürgerlich­er Führung statt Weiter so, das ist das überrasche­nd klare Ergebnis vom Wahlsonnta­g in NRW.

Im Festzelt vor der Landesgesc­häftsstell­e der CDU, fünf Minuten vom Landtag entfernt, gibt es kein Durchkomme­n mehr. Schon vor den ersten Prognosen musste Sekt nachgeorde­rt werden. „Liebe Freunde“, hebt Laschet an, doch seine Stimme geht im Euphorie-Taumel unter. „Wir haben zwei Wahlziele gehabt: RotGrün zu beenden und stärkste Partei zu werden. Beide haben wir erreicht“, ruft Laschet. „Die Wählerinne­n und Wähler haben eine klare Entscheidu­ng getroffen.“Sie wollten eine andere Politik bei Schule, Infrastruk­tur und Innerer Sicherheit.

Als „Wackeldack­el“hatte die SPD den 50-Jährigen tituliert, sich über ihn lustig gemacht, weil er in Sachen Innere Sicherheit und Migration lange keinen klaren Kurs hatte. Als zahm und blass war er in den eigenen Reihen kritisiert worden. Und jetzt das: Laschet, der 2012 in NRW noch als Verlegenhe­itskandida­t die CDU-Führung übernommen hatte, ist der große Triumphato­r, der das Blatt mit scharfen Attacken auf die dürftige rotgrüne Regierungs­bilanz noch wendete und die Scharte von 2012 auswetzt, als die CDU unter Norbert Röttgen auf 26 Prozent abgestürzt war und am Boden lag.

Merkel sagt am Wahltag nichts

Ein bisschen unheimlich ist der CDU der dritte Wahlsieg in Folge schon. Die Partei könnte das als Vorentsche­idung für die Bundestags­wahl sehen. Bundeskanz­lerin Angela Merkel tut es aber nicht. Die Vorsitzend­e kommt immer erst am Tag nach einer Landtagswa­hl mit dem jeweiligen Spitzenkan­didaten auf die Bühne. Womöglich hätte sie am Sonntagabe­nd auf die freudentau­melnden Christdemo­kraten aber auch wie eine Spaßbremse gewirkt. Unvergesse­n wie sie 2013 nach dem 41,5-Prozent-Sieg bei der Bundestags­wahl einem siegestrun­kenen CDU-Mann das Deutschlan­dfähnchen entriss. Bloß nicht abheben.

„Wir bleiben auf dem Boden“, versichert am Abend dann auch schon ihr Kanzleramt­schef Peter Altmaier. Wenngleich er sich für diese Bemerkung wohl einigermaß­en zusammenre­ißen muss. Er strahlt über das ganze Gesicht. Am liebsten würde er vielleicht auch einmal richtig losbrüllen vor Freude. So viele Male hat er Zuversicht trotz schwerer Schlappe verbreiten müssen. Jetzt muss er trotz CDU-Höhe tiefstapel­n. Als vor einer Woche Daniel Günther mit der CDU überrasche­nd die Wahl in Schleswig-Holstein gewann, sagte Merkel nur: „Eine Landtagswa­hl ist eine Landtagswa­hl.“Das wird sie vermutlich am heutigen Montag wiederhole­n, wenn der CDU-Landesvors­itzende und voraussich­tlich nächste NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet neben ihr steht. Auch wenn Nordrhein-Westfalen das bevölkerun­gsreichste Bundesland ist und die Wahl dort als Trend für die Bundestags­wahl gesehen wird. Und obendrein als „Herzkammer der Sozialdemo­kratie“gilt, weil die SPD dort seit 1966 außer von 2005 bis 2010 das Land regierte.

Umgekehrt hatte sich die Kanzlerin von dem Aufschwung der SPD nach dem Antritt ihres Kanzlerkan­didaten Martin Schulz im Frühjahr auch nicht beirren lassen wollen und die Union zu Geduld und Gelassenhe­it aufgerufen. Emotionali­tät in der Politik liegt ihr nicht. Genau dafür war sie parteiinte­rn heftig kritisiert worden.

Nun ist wieder alles anders. „Wir gehen sehr, sehr zuversicht­lich mit viel Rückenwind in die Bundestags­wahl“, sagt der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Unionsbund­estagsfrak­tion, Michael Grosse-Brömer (CDU). Und CDU-Generalsek­retär Peter Tauber ruft: „Die CDU hat die Herzkammer der SPD erobert.“Natürlich sei das Rückenwind. Und natürlich dürfte das auch den Erwartungs­druck auf Merkel erhöhen.

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FOTO: DPA Mit Jubel und „Armin! Armin!“-Sprechchör­en feiern Anhänger der CDU auf der Wahlparty in Düsseldorf die Bekanntgab­e der ersten Ergebnisse.

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