Justizminister Wolf will sich für Journalistin einsetzen
Bitte um Termin bei türkischem Generalkonsul – Vater darf Mesale Tolu heute im Gefängnis besuchen
- Baden-Württembergs Justizminister Guido Wolf (CDU) will mit dem türkischen Generalkonsul in Stuttgart, Ahmet Akinti, über die in der Türkei inhaftierte deutsche Journalistin und Übersetzerin Mesale Tolu (33) sprechen. Wolf hat Akinti angeschrieben und um einen Termin gebeten. In dem Schreiben erklärt Wolf, er sei irritiert über das Verhalten der Türkei. Denn die Behörden hätten bislang nicht einmal auf die Bitte reagiert, zwecks konsularischer Betreuung Zugang zu Frau Tolu zu gewähren. Wolf wörtlich: „Sollte es zutreffen, dass Frau Tolu das Recht auf konsularischen Beistand im Strafprozess verweigert wird, wäre das nicht hinnehmbar.“
Der Vater der Journalistin, Ali Riza Tolu, darf seine Tochter nach Angaben der Familie heute erstmals im Istanbuler Frauengefängnis besuchen. Der Bruder der Inhaftierten, der in Neu-Ulm lebende Hüseyin Tolu, sagte der „Schwäbischen Zeitung“am Sonntag, dass die Behörden diesen Kontakt gestattet hätten. Am Dienstag werde die Familie mit dem deutschen Generalkonsulat über das weitere Vorgehen sprechen. Ob und wann die deutschen Diplomaten seine Schwester besuchen dürfen, ist dagegen entgegen erster Meldungen nach wie vor unklar. Mesale Tolu müsse, so sagte Hüseyin Tolu weiter, nach Angaben ihrer Anwältin eine Haftstrafe von sechs bis sieben Monaten erwarten, sollte sie nicht vorher nach Deutschland ausgeliefert werden.
Die aus Ulm stammende Mesale Tolu, die für die linksgerichtete Agentur Etha arbeitet, war am Morgen des 1. Mai von einer Antiterroreinheit festgenommen worden.
Zu den Gründen für die Festnahme gibt es mittlerweile widersprüchliche Angaben. Nach Medienberichten erließ ein Richter einen Haftbefehl wegen Terrorpropaganda und Mitgliedschaft in einer Terrororganisation. Ali Riza Tolu, der Vater der Journalistin, sagte hingegen einem Mitarbeiter der „Tageszeitung“, die politische Tätigkeit des Ehemannes von Mesale Tolu habe zu der Festnahme geführt. Suat Corlu sitzt ebenfalls im Gefängnis, wegen angeblicher Mitgliedschaft in der Marxistisch-Leninistischen Kommunistischen Partei. Er war am 5. April festgenommen worden. Ali Riza Tolu berichtet: „Sie (die Polizei, d. Red.) riefen mich an und sagten mir, dass sie sie wegen ihres Ehemannes festgenommen hätten und dass sie für vier bis fünf Tage ‚ihr Gast‘ sei.“