„Sie Brötchen mögen? Erst kaufen, dann essen“
Der amerikanische Kabarettist John Doyle berichtet von seinen Erfahrungen mit den Deutschen
- „Voll der Stress“ist der Programmtitel des Kabaretts gewesen. Es ist unheimlich witzig, wenn John Doyle loslegt. Eingeladen vom Kulturarbeitskreis Spaichingen erzählt der amerikanische Kabarettist aus seinem Leben und von seinen Erlebnissen in Deutschland. Er treibt seinem Publikum in der Aula des Spaichinger Gymnasiums Lachtränen in die Augen.
Doch manchmal auch die Schamesröte ins Gesicht. Wenn er schildert, wie er die deutsche Sprache gelernt hat. Denn mit den beiden Sätzen „Was ist Herr Schmidt von Beruf? Herr Schmidt ist Baggerfahrer“aus seinem Deutschkurs ist Doyle so gar nicht zufrieden gewesen. Er nahm die Sache lieber selbst in die Hand. Auf einem Schwarz-WeißFernseher schaute er sich amerikanische Serien mit deutschem Untertitel an, zum Beispiel „Alf“. Und seine zweite Lehrerin im TV stammte aus dem halbseidenen Gewerbe, was im Alltag etwas kontraproduktiv war.
Bevor er mit seinen Erzählungen beginnt, klärt er ab, ob man sich Duzen könne. Bei einer älteren Dame kommt das nicht ganz so gut an, da sie zunächst auf dem „Sie“beharrt. Und auch mit seinem Einwand, „Ja, aber Du bist alt“kann er nicht punkten.
Die Spaichinger darf er duzen. Und auch die „visuelle Orientierung“passt, da die Dame in der ersten Reihe lacht und nicht mit einem „Ich will mich beschweren-Gesicht“und versteinerter Miene sein Programm verfolgt. Dies hat er schon erlebt. Und hinterher kommt diese Dame zu ihm und lobt ihn, sie habe noch nie so gelacht.
Ein Phänomen ist für John Doyle auch, wie Deutsche mit Ausländern reden. Er bekomme immer einen Tinnitus, weil die Leute lauter reden, wenn sie erfahren, dass er Amerikaner ist. Und dunkelhäutige Menschen werden mit absichtlich falschem Deutsch angeredet „Sie Brötchen mögen? Erst kaufen, dann essen.“
Der Kabarettist hat einen Tipp, wie er mit 50 Beamten gleichzeitig ins Gespräch kommt. Ein Wort genügt: „Mahlzeit.“Und er hat gelernt: „Du kommst gut ins Gespräch, wenn Du über Deine Krankheit redest.“Seither ist seine Lieblingslektüre die Zeitschrift aus der Apotheke.
John Doyle plaudert auch gekonnt und amüsant aus dem Nähkästchen, über seine deutsche Frau und seinen pubertierenden Sohn, mit dem er seine liebe Not hat. Und glücklich sei er auch nur, wenn seine Frau glücklich sei. Er weiß aus Erfahrung: „Zu viel Ehrlichkeit ist schwierig in einer Beziehung.“
Anschaulich schildert der Komiker, was er beim Zahnarzt erlebt hat. „Und der Arzt will ja nur mit Dir reden, wenn Du grad nicht sprechen kannst.“Doyle ist auch nicht glücklich mit seiner sprechenden Zahnbürste, die ihn mobbt, wenn er mal weniger gründlich die Zähne geputzt hat.
Sein Verhältnis zu Sport und zu Fitness-Studios ist eher zwiespältig. Denn dass jemand fürs Treppensteigen (den Treppensteiger) Geld ausgibt, obwohl er die Treppen draußen kostenlos hat, kann John Doyle nicht verstehen. Auch mit dem Ratschlag, nicht das Atmen zu vergessen, kann er wenig anfangen, denn ohne zu atmen, würde er sterben. Yoga ist ebenfalls nicht sein Ding.
Viel lieber isst er nachts Tiefkühlpizza, wenn auch das Gespräch mit seiner Frau nicht ganz so unangenehm sei. Eine Möhre als Alternative ist für ihn keine Option.
Huhn oder Fisch?
Anschaulich schildert Doyle seine Flugerlebnisse, wenn er seine Verwandten in Amerika besucht. Er erzählt unter anderem vom Kampf um die Armlehne. Und bringt sein Publikum zum verwunderten Lachen, als er schildert, wie sich sein Sitznachbar über dem großen Ozean erkundigt, ob er auch nach Amerika fliege. Nein, er gedenke, demnächst aus dem Flugzeug zu steigen und weiter zu schwimmen. Sprachlos macht ihn auch die Stewardess, die sich nach dem Speisewunsch erkundigt. Als Angebotsalternative zählt sie Huhn und Fisch auf. Doch als er Huhn auswählt, bekommt er zu hören, dies habe sie nicht, es gebe nur Fisch …
Diesen gibt es nicht beim Spaichinger Inklusioncafé „Herzlich“, das für die Bewirtung sorgt, aber die Kabarett-Besucher sind mit dem Angebot hochzufrieden.