Mehr Möglichkeiten für Behinderte
Beim Aktionstag in Tuttlingen geht es auch um neue Angebote
- 4200 Menschen mit Schwerbehinderung leben in Tuttlingen und seinen Ortsteilen. Damit sie und viele weitere Menschen mit Beeinträchtigungen ein möglichst barrierefreies Leben leben können, kümmern sich etliche Einrichtungen um ihre Interessen. Beim Aktionstag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen haben sie sich auf dem Marktplatz vorgestellt.
Die Gruppe des Familienentlastenden Diensts (FED) fällt unter den vielen Zuhörern kaum auf. Interessiert sitzen die Mädchen und Jungen mit ihren sichtbaren oder weniger sichtbaren Handycaps auf einer Bank und lauschen den Klängen des Ensemble Lautenbachs, einer Combi aus behinderten und nicht-behinderten Menschen. „Manchmal kommt es vor, dass Leute schauen, wenn wir unterwegs sind“, meint FED-Betreuerin Sigrid Nübling, „schlechte Erfahrungen im Umgang mit Behinderten in der Öffentlichkeit machen wir aber zum Glück selten.“
Dennoch: „Es gibt noch viel zu tun“, weiß Isabel Krichel-Bonstein von der Stiftung Liebenau. Nicht zuletzt deshalb wurde das Projekt „Zusammen für ein inklusives Tuttlingen“ ins Leben gerufen, das für drei Jahre von der Aktion Mensch gefördert wird und dort ansetzt, wo es noch hapert. Neben der Vernetzung bestehender Angebote geht es darum, Menschen mit Behinderungen etwas anzubieten – etwa Treffs, Sportliches oder auch Kulturelles. „Diese Angebote sind bis jetzt nur langsam in die Gänge gekommen, es muss sich noch besser rumsprechen“, bilanziert sie. Dabei haben Krichel-Bonstein und ihre Mitstreiter auch vermeintlich einfache Dinge im Blick: Bauliche Hürden wie fehlende Rampen oder die Frage „wie komme ich von zuhause zum öffentlichen Angebot?“Diese Punkte beschäftigen Jörg Zwecker, Behinderten-Beauftragter des Landratsamts. „Es gibt Bereiche, da geht was, doch in anderen ist es noch lange nicht ausreichend“, blickt er auf die Bemühungen, die Inklusion im Landkreis voranzubringen. „Natürlich ist das ein weites Feld“, sagt er – angefangen von der Inklusion in der Schule bis hin zum Blindenleitsystem oder dem Dolmetscher für einen Gehörlosen.
Wie auch immer: „Das große Ziel ist es, dass Menschen mit und ohne Behinderungen selbstverständlich zum Stadtbild gehören und auch an allem teilnehmen können.“