In den Fängen höherer Mächte
s muss ein lustiger Nachmittag gewesen sein für die höheren Mächte, die im und um den Fußball immer wieder beschworen werden. Ein bierseliger, vorgezogener Himmelfahrtsausflug, in dem zuvorderst der sogenannte Wetterund der ebenfalls sogenannte Fußballgott auf einem Tandem durch den lauen Mai radelten, allerlei Späße ausheckten und sich an der Reaktionen der Mannschaften ergötzten. Anders ist dieser 33. Spieltag kaum zu erklären, in der wieder einmal Tränen und Jubelstürme gleichermaßen das Bild prägten.
Da wäre zuvorderst natürlich das Tränenmeer von Ingolstadt. „Leider haben uns am Ende zwei, drei Spiele gefehlt“, sagte Trainer
zu seiner nun gescheiterten Rettungsmission. „Die Leistung, die die Mannschaft jetzt auf den Platz bringt, ist top.“Und während der Trainer des Gegners aus Freiburg,
mit dem Absteiger litt (siehe Seite 27), bleibt den Ingolstädtern zumindest – so bitter es klingt – ein Gefühlschaos am letztens Spieltag erspart.
Christian Streich, Maik Walpurgis
So richtig verdient – im doppelten oder sogar dreifachen Sinne – haben sich dieses Gefühlschaos wiederum die Mannen aus Hamburg, die mit ihrem Last-Minute-Ausgleich sogar noch auf eine direkte Rettung hoffen dürfen. Dass das entscheidende Tor
erzielte, der den HSV bereits 2014 in der Relagation gegen die SpVgg Greuther Fürth rettete und seitdem stetig in der Gunst der Hanseaten abrutschte, ist auch so eine Wendung im Drehbuch des sogenannten Fußballgottes, zu deren Krönung sich das nichtgegebene Last-Last-Minute-Tor der Schalker aufschwang. Schicksalsspiel heißt nun das Zauberwort.
Pierre-Michel Lasogga
Darauf verzichtet hätten natürlich gerne auch die Grünhemden aus der Autostadt. Am letzten Spieltag kommt es nun zum entscheidenden, direkten Duell mit dem HSV – direkte Rettung oder Nachsitzen, für beide ist beides möglich. Doch müssen die Kicker bis dahin erstmal das Ereignis des vergangenen Spiels gegen die Fohlen aus Gladbach verarbeiten. Ein Unwetter – Danke Wettergott! – machte hier allen, die pünktlich zum Abendbrot daheim sein wollten, einen Strich durch die Rechnung. „Ich habe persönlich riesig Schiss vor Gewitter und war froh, dass unterbrochen wurde“, so Wölfe-Trainer
Fast eine halbe Stunde mussten sie ausharren, bevor es auf dem schwimmenden Untergrund weiterging – und doch nichts passierte. Es endete 1:1.
Jonker. Andries
Darauf, dass aber noch etwas passiert dort, ein Tor für Gladbach zuvorderst, hofften die Augsburger. Die überließen die wartenden Journalisten nach ihrem 1:1 gegen den BVB sich selbst und verfolgten erst einmal die Wolfsburger Schlussphase am TV. Ebenso wie übrigens einige Augsburger Reporter, die sich das Geschehen in Wolfsburg auf ihren Smartphones anschauten. Ein Tor der Niederrheiner hätte den Fuggerstädtern zur direkten Rettung gereicht. „Man sitzt da in der Kabine, verfolgt ein Fußballspiel und hofft, dass Gladbach das Spiel gewinnt, aber genauso hätte das Wolfsburg gewinnen können, und dann wäre die Situation noch schlimmer“, beschrieb seine Gefühlslage.
Daniel Baier
Etwa genauso hin und her gerissen waren die Gefühlswelten aller Beteiligten beim nun geretteten Club aus Mainz und den Gegnern aus Frankfurt. Während die 05er Verantwortlichen die wirklich wichtigen Fragen beschäftigten – „heute will ich einfach nur planen, was ich trinke“, sagte Sportdirektor – war den Frankfurtern überhaupt nich nach Sekt. „Natürlich verstehe ich die Fans. Ich würde auch pfeifen, wenn ich das mit ansehen müsste“, gab sich Torwart nach der 2:4-Niederlage einfühlsam.
Huntelaar Rouven Schröder Lukas Hradecky
Große Gefühle, die auch Schalkes langjährigen Dauer-Knipser
überfielen, der nach sieben Jahren im Revier sein letztes Heimspiel absolvierte. „Schalke ist mein Verein, der geht unter die Haut und geht nicht mehr weg“, lyrikte er.
KlaasJan