120 gegen Höcke
Überwiegend friedliche Demonstration beim Auftritt des Thüringer AfD-Politikers
- Weitgehend friedlich ist die vom Tuttlinger Tom Grimm angemeldete Demonstration gegen den Thüringer AfD-Landesvorsitzenden, Björn Höcke, am Freitagabend über die Bühne gegangen. Dieser war zum Wahlkampfauftakt seiner Partei im Wahlkreis RottweilTuttlingen in die Möhringer Angerhalle gekommen. Die Redner der Demonstration sprachen sich für ein weltoffenes, friedliches und soziales Deutschland aus.
Die Antifa sorgte zunächst dafür, dass die Veranstaltung in unmittelbarer Nähe zur Angerhalle mit deutlicher Verzögerung starten konnte. Sie stellte sich vor die polizeiliche Absperrung, später gab es kleinere Scharmützel zwischen ihren Vertretern und jungen AfD-Sympathisanten. Die Polizei sprach mehrere Platzverweise aus. Dennoch konnte die Polizei während Höckes Rede gegen 21 Uhr manche ihrer Einsatzkräfte abziehen. Überall in Möhringen war zur Absicherung der AfD-Wahlkampfveranstaltung Polizei positioniert worden. Auch die Reiterstaffel aus Ostfildern war nach Möhringen gekommen, der Bahnhof wurde von der Bundespolizei gesichert.
Zu den Rednern der Demonstration „Keine Böcke auf Höcke“zählten stellvertretend für die katholische und evangelische Kirche der evangelische Pfarrer von Möhringen, Johannes Wischmeyer, die grüne Kreisvorsitzende Angelika Störk, der Tuttlinger DGB-Vorsitzende Edmond Jäger, der SPD-Bundestagskandidat Georg Sattler, der grüne Bundestagskandidat Hubert Nowack, Martina Gröne und Uli Manz. Der Tuttlinger Songschreiber Crischa Wagner sorgte für die musikalische Unterhaltung.
„Gut, dass wir Farbe bekennen“
„Höcke soll ruhig sein und nicht den Fremdenhass propagieren“, betonte Grimm. Er erinnerte daran, dass Höckes Großeltern Flüchtlinge gewesen seien. Angelika Störk freute sich, dass rund 120 Zuhörer der Gegendemonstration beiwohnten: „Es ist gut, dass wir Farbe bekennen“, sagte sie. Störk sprach von „akademisch hochgebildeten Brandstiftern“bei der AfD, die rhetorisch auf einem schmalen Grat wandern würden, so dass sie strafrechtlich nicht belangt werden könnten.
Es ist laut Angelika Störk unverständlich, dass zum Wahlkampfauftakt der AfD im Wahlkreis RottweilTuttlingen ein Hauptredner komme, gegen den ein Parteiausschlussverfahren laufen würde: „Was wirft das für einen Schatten auf den hiesigen Direktkandidaten?“, fragte sie. Zur Erinnerung: Der AfD-Direktkandidat für den Wahlkreis, Reimond Hoffmann, hatte ein Jahr unter Höcke in Thüringen gearbeitet.
Für Wischmeyer ist die Demonstration die richtige Antwort gegen Intoleranz, Demokratie- und Fremdenfeindlichkeit. Die Frage, was das Land stark mache, sei mit Mitmenschlichkeit, Nächstenliebe und gelebter Solidarität zu beantworten. Jäger meinte, dass die AfD keine Alternative für Deutschland sei, da sie gegen die Menschen arbeiten würde und das freiheitlich-demokratische System überwinden wolle: „Wofür wir gekämpft haben, das lassen wir uns nicht nehmen“, sagte er.
Auch für Georg Sattler sei die Veranstaltung ein Beweis dafür, dass in der Region Offenheit, Toleranz und der Glaube an die Demokratie vorhanden sei. Er erinnerte daran, dass Hoffmann den Anschlag auf den Mannschaftsbus von Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund als islamistisch bezeichnet habe, „ohne recherchiert zu haben“.