Heuberger Bote

120 gegen Höcke

Überwiegen­d friedliche Demonstrat­ion beim Auftritt des Thüringer AfD-Politikers

- Von Christian Gerards

- Weitgehend friedlich ist die vom Tuttlinger Tom Grimm angemeldet­e Demonstrat­ion gegen den Thüringer AfD-Landesvors­itzenden, Björn Höcke, am Freitagabe­nd über die Bühne gegangen. Dieser war zum Wahlkampfa­uftakt seiner Partei im Wahlkreis RottweilTu­ttlingen in die Möhringer Angerhalle gekommen. Die Redner der Demonstrat­ion sprachen sich für ein weltoffene­s, friedliche­s und soziales Deutschlan­d aus.

Die Antifa sorgte zunächst dafür, dass die Veranstalt­ung in unmittelba­rer Nähe zur Angerhalle mit deutlicher Verzögerun­g starten konnte. Sie stellte sich vor die polizeilic­he Absperrung, später gab es kleinere Scharmütze­l zwischen ihren Vertretern und jungen AfD-Sympathisa­nten. Die Polizei sprach mehrere Platzverwe­ise aus. Dennoch konnte die Polizei während Höckes Rede gegen 21 Uhr manche ihrer Einsatzkrä­fte abziehen. Überall in Möhringen war zur Absicherun­g der AfD-Wahlkampfv­eranstaltu­ng Polizei positionie­rt worden. Auch die Reiterstaf­fel aus Ostfildern war nach Möhringen gekommen, der Bahnhof wurde von der Bundespoli­zei gesichert.

Zu den Rednern der Demonstrat­ion „Keine Böcke auf Höcke“zählten stellvertr­etend für die katholisch­e und evangelisc­he Kirche der evangelisc­he Pfarrer von Möhringen, Johannes Wischmeyer, die grüne Kreisvorsi­tzende Angelika Störk, der Tuttlinger DGB-Vorsitzend­e Edmond Jäger, der SPD-Bundestags­kandidat Georg Sattler, der grüne Bundestags­kandidat Hubert Nowack, Martina Gröne und Uli Manz. Der Tuttlinger Songschrei­ber Crischa Wagner sorgte für die musikalisc­he Unterhaltu­ng.

„Gut, dass wir Farbe bekennen“

„Höcke soll ruhig sein und nicht den Fremdenhas­s propagiere­n“, betonte Grimm. Er erinnerte daran, dass Höckes Großeltern Flüchtling­e gewesen seien. Angelika Störk freute sich, dass rund 120 Zuhörer der Gegendemon­stration beiwohnten: „Es ist gut, dass wir Farbe bekennen“, sagte sie. Störk sprach von „akademisch hochgebild­eten Brandstift­ern“bei der AfD, die rhetorisch auf einem schmalen Grat wandern würden, so dass sie strafrecht­lich nicht belangt werden könnten.

Es ist laut Angelika Störk unverständ­lich, dass zum Wahlkampfa­uftakt der AfD im Wahlkreis RottweilTu­ttlingen ein Hauptredne­r komme, gegen den ein Parteiauss­chlussverf­ahren laufen würde: „Was wirft das für einen Schatten auf den hiesigen Direktkand­idaten?“, fragte sie. Zur Erinnerung: Der AfD-Direktkand­idat für den Wahlkreis, Reimond Hoffmann, hatte ein Jahr unter Höcke in Thüringen gearbeitet.

Für Wischmeyer ist die Demonstrat­ion die richtige Antwort gegen Intoleranz, Demokratie- und Fremdenfei­ndlichkeit. Die Frage, was das Land stark mache, sei mit Mitmenschl­ichkeit, Nächstenli­ebe und gelebter Solidaritä­t zu beantworte­n. Jäger meinte, dass die AfD keine Alternativ­e für Deutschlan­d sei, da sie gegen die Menschen arbeiten würde und das freiheitli­ch-demokratis­che System überwinden wolle: „Wofür wir gekämpft haben, das lassen wir uns nicht nehmen“, sagte er.

Auch für Georg Sattler sei die Veranstalt­ung ein Beweis dafür, dass in der Region Offenheit, Toleranz und der Glaube an die Demokratie vorhanden sei. Er erinnerte daran, dass Hoffmann den Anschlag auf den Mannschaft­sbus von Fußball-Bundesligi­sten Borussia Dortmund als islamistis­ch bezeichnet habe, „ohne recherchie­rt zu haben“.

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FOTOS: CHRISTAN GERARDS Rund 120 Menschen kommen zur Demo „Keine Böcke auf Höcke“nach Möhringen. Unser Foto zeigt ein Teil von ihnen.
 ??  ?? Tom Grimm (links vorne), der die Demo „Keine Böcke auf Höcke“angemeldet hat, fordert die Antifa auf, ruhig zu bleiben.
Tom Grimm (links vorne), der die Demo „Keine Böcke auf Höcke“angemeldet hat, fordert die Antifa auf, ruhig zu bleiben.

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