„Jeder braucht landwirtschaftliche Produkte“
Die Europaabgeordnete Maria Heubuch spricht bei der Kreisversammlung der Grünen
- Bis zur nächsten turnusmäßig anstehenden Wahl im kommenden Jahr wird der Tuttlinger Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen nur noch von drei Vorstandsmitgliedern vertreten. Denn nach seinem Umzug nach Pforzheim steht Johannes Höpfner nicht mehr zur Verfügung. Ein Nachfolger wurde bei der Mitgliederversammlung am Donnerstag im „La Gondola“in Tuttlingen nicht gefunden.
Eröffnet wurde der Abend von der einzigen baden-württembergischen grünen Europaabgeordneten, Maria Heubuch aus Leutkirch, die über „Gute Landwirtschaft für ein gutes Leben – hier und weltweit“referierte. Seit 37 Jahren ist sie mit ihrem Mann mit einem eigenen Betrieb in der Milchwirtschaft tätig.
Milchquote war der Einstieg
jeder braucht sie. Wir müssen über unseren Tellerrand hinausblicken, denn nur gemeinsam können wir ein gutes Leben fördern, unterstützen und für ein auskömmliches Einkommen für alle, weltweit sorgen“, betonte Heubuch.
Durch die Milchquote sei es für viele Betriebe nur bergab gegangen: „Durch den Preisverfall ist es zu einem Strukturwandel gekommen. Erhebungen für den Zeitraum vom 3. November 2015 bis zum 3. November 2016 belegen, dass allein in Deutschland 4081 Milchbetriebe ihre Stalltore zu machten. Europaweit werden täglich 300 Höfe dicht gemacht.“Dabei seien die industriell durchstrukturierten Betriebe nicht unbedingt beständiger, denn „hier geht es , insbesondere nach der Aufhebung der Milchquote, nur darum, das Maximale herauszuholen. Die Beteiligung am Weltmarkt geht nur über Masse und einen niedrigen Preis, Dumping existiert in allen Bereichen.“
Insbesondere die Ausrichtung auf den Weltmarkt berge Gefahren: „Wir werden abhängiger und angreifbar. Das beste Beispiel ist das Embargo gegen Russland.“Sie zeigte sich enttäuscht darüber, dass die Politik es nicht geschafft habe, die Produktion von Milch, Fleisch und Gemüse auf das zu begrenzen, was in Europa benötigt werde
Alternativen suchen
„Wenn wir in eine widerstandsfähige Struktur gehen wollen, brauchen wir die kleinen Betriebe. Da sind die Bauern gefragt“, sagte sie. Sie sollten den Umbruch mitgestalten und nach Alternativen, zum Beispiel im BioBereich, Hofläden, Ferienwohnungen, suchen: „Oder sie werden umgebrochen. Entweder die Industriealisierungswelle überrollt uns, oder wir erhalten neue maßregelnde Vorschriften.“