Heuberger Bote

Der Scharfmach­er frisst Kreide

- Von Frank Herrmann

Kein Zweifel, Donald Trump hat manches Richtige gesagt. Es stimmt, dass die islamische­n Länder mehr tun müssen, um das Übel des islamistis­chen Extremismu­s zu bekämpfen. Es hat etwas Beruhigend­es, wenn er versichert, Amerika wolle andere weder belehren noch ihnen seinen „Way of Life“aufzwingen. Es entspricht ausnahmswe­ise den Fakten, wenn er betont, dass die Opfer des Terrors zu 95 Prozent Muslime sind. In manchen Passagen klang er kaum anders als Barack Obama, der sich 2009 in Kairo an die islamische Welt wandte. Nur ist es eben nicht glaubwürdi­g, wenn solche Sätze ausgerechn­et aus seinem Mund kommen.

Es war Trump, der im Wahlkampf Hysterie schürte, indem er ohne jede Differenzi­erung davon sprach, dass der Islam Amerika hasse. Es war Trump, der einen Einreisest­opp für Muslime verlangte. Schließlic­h war es der Kandidat Trump, der nahezu täglich vom radikalen islamische­n Terrorismu­s sprach. Nun hat der Scharfmach­er Kreide gefressen, allerdings fehlt der Wandlung die Gravitas. Eher verrät sie den Immobilien­tycoon, der seine Slogans stets dem jeweiligen Geschäft anpasst. Hauptsache, am Ende stimmt der Gewinn. Dass das Königshaus in Riad 110 Milliarden Dollar locker macht, um US-Rüstungsgü­ter zu kaufen, trug sicher dazu bei, den Gast aus Washington freundlich zu stimmen.

Die Saudis werden jubeln, dabei hat es etwas Absurdes, wie Trump dem Iran sämtliche Schuld in die Schuhe schiebt. Einem Land, das weit davon entfernt ist, der Hauptspons­or des Terrorismu­s zu sein, zu dem Trump es stempelt. Als wäre der IS, eine Miliz fanatische­r Sunniten, eine Kreatur der schiitisch­en Ayatollahs in Teheran. Als hätte Saudi-Arabien, das gedanklich rückständi­gste Land der Region, damit nur am Rande zu tun. Die plumpe Polemik verkennt nicht nur die Realität, sie deutet auch einen verhängnis­vollen Kurswechse­l an. Hatte Obama versucht, die Iraner aus der Kälte zu holen, so drängt Trump sie erneut in die Ecke der Ausgestoße­nen. Gefährlich wird es, wenn er das mühsam ausgehande­lte Atomabkomm­en kündigt.

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