Eine wahre Krimi-Wohltat
Der Chef ist tot (ZDF, Mo., 20.15 Uhr) -
Dieser Fernsehfilm der Woche lohnt sich. Und das nicht nur wegen Fritzi Haberlandt, die als Kommissarin auftritt. Als der Chef der Zweigstelle eines Logistikunternehmens die Anordnung von oben erhält, eine Stelle einzusparen, kündigt er seinen fünf Mitarbeitern einen Wettbewerb an. Das „Allround-Arschloch“, wie ihn so mancher im Betrieb nennt, will denjenigen feuern, der sich eine Woche lang am wenigsten ins Zeug legt. Tags drauf liegt er tot im Treppenhaus, die Kripo ermittelt. Jeder Einzelne ist verdächtig, und in die Gruppe gerät Dynamik. Man beschuldigt sich gegenseitig, Zweierkonstellationen zerbrechen, andere tun sich auf.
Die Spurensuche ist hier aber mal etwas ganz anderes. Keine der sonst üblichen „Wo-waren-Sie-gestern-um-fünf-Verhöre“. Die Kommissarin „lässt die Verdächtigen zu Spielfiguren für ihr Krimifieber werden“, wie Haberlandt selbst sagt. „Haben Sie keine Fragen?“, sagt ein Verdächtiger einmal zu ihr, und sie kontert: „Ich dachte Sie hätten Antworten.“Das raffinierte Drehbuch stammt von Grimme-Preisträger Stefan Rogall. Markus Sehr führt ruhige Regie mit einer wohltuend unaufgeregten Ausstattung, die aufs Designambiente im Großraumbüro komplett verzichtet. Dafür gibt’s eine Dramaturgie mit System und klar abgezeichnete Charaktere. Und außerdem noch viel zu lachen. Eine wahre Krimi-Wohltat.