Totes Baby in Rulfingen: Polizei geht von Gewalttat aus
Das Mädchen ist nach derzeitigem Ermittlungsstand am Fundort zur Welt gekommen und dann getötet worden
- Das Baby, das am Samstag bei einem Aussiedlerhof in Rulfingen tot gefunden wurde, ist nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen offenbar in der Nähe des Fundortes zur Welt gebracht und dann getötet worden. Wie Staatsanwaltschaft und Polizeipräsidium Konstanz mitteilen, hat die Obduktion des weiblichen Neugeborenen Anhaltspunkte ergeben, die auf eine mutmaßliche Gewalttat schließen lassen. Am Tatort wurde eine mit Blut befleckte Jeanshose sichergestellt, die wahrscheinlich von der noch unbekannten Mutter stammt.
Aufgrund des vorläufigen rechtsmedizinischen Obduktionsberichts hat die Staatsanwaltschaft Ravensburg ein Ermittlungsverfahren wegen eines Tötungsdeliktes eingeleitet. Die kriminalpolizeilichen Ermittlungen ergaben, dass sich die Geburt des Kindes möglicherweise in dem Bereich zwischen dem Hof in der Krauchenwieser Straße 80 und der Bundesstraße 311 ereignet hat. Laut Pressemitteilung könnte der Gebärvorgang eventuell in einem Fahrzeug oder an den dort gelagerten Strohballen stattgefunden haben.
Laut Thomas Straub, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Konstanz, muss die Tat innerhalb von ein bis drei Tagen vor dem Fund am Samstag stattgefunden haben. Eine am Tatort zurückgelassene, kurze Jeanshose könnte Hinweise auf die Mutter geben. Sie ist von der Marke „Miss Blind Date“und hat die Größe XL. Am Hosenbund hat sie spezielle Knöpfe, die vielleicht jemand wieder erkennen könnte, der eine schwangere Frau in kurzer Jeans gesehen hat.
Bitte um Hinweise
In diesem Fall haben sich Polizei und Staatsanwaltschaft entschlossen, die Adresse des Hofs zu veröffentlichen. „Die Bundesstraße ist sehr stark frequentiert, deshalb ist es wichtig, den Fundort der Leiche möglichst gut einzugrenzen, um hilfreiche und relevante Zeugenhinweise zu bekommen“, sagte Oberstaatsanwalt KarlJosef Diehl. Dies könnten Hinweise auf verdächtige Personen, Fahrzeuge oder Beobachtungen in der Nähe des Hofs sein, aber auch Hinweise zur Herkunft der Jeanshose. Wer eine Frau kennt, die im Mai noch schwanger war und jetzt kein Kind vorweisen kann, wird gebeten, sich unter der Telefonnummer 07571/1040 zu melden.
Der Oberstaatsanwalt betonte auch, dass die Familie, der der Hof gehört, mit der Tat in keiner Verbindung steht. Eine schwangere Frau habe es hier nicht gegeben. Die Familie, die auch Ferienwohnungen auf dem Bauernhof anbietet, muss derweil mit einem Ansturm von Presseanfragen rechnen. Am Telefon machte ein Familienmitglied im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“deutlich, dass sich von ihnen niemand zu dem Leichenfund äußern möchte und den Fotografen den Zugang zum Grundstück verweigert wird. Auf dem Hof hält der Hund nach Eindringlingen Ausschau.
Mengens Bürgermeister Stefan Bubeck hat die Nachricht vom Leichenfund im Urlaub erreicht, den er nach den Jubiläumsfeierlichkeiten zur Städtepartnerschaft in Frankreich genommen hat. „Ich bin sehr bestürzt über diesen Fund und hoffe, dass sich der Fall schnell aufklärt“, sagte er am Telefon. „So schockierend es ist, aber so etwas ist überall möglich. Sonst haben wir solche Fälle in anderen Orten nur aus der Ferne mitbekommen.“