Zwiespältiges Verhältnis
Zum Artikel „Religiöser Dialog soll in Kommunen ankommen“(26.5.): Wo runde Tische nötig scheinen, läuft etwas nicht rund. Im Fall der runden Tische zum interreligiösen Dialog liegt das am zwiespältigen Verhältnis der Religionen zu den Grundwerten des säkularen Staates.
Leider haben viele Religionsanhänger ihren Frieden noch nicht damit gemacht, dass religiöse Betätigung in einer modernen, aufgeklärten Gesellschaft nur innerhalb der Grenzen demokratischer Verfassung erlaubt ist. Aber daran wollen diese „runden Tische“gar nicht anknüpfen.
Sie tun so, als bestehe unsere Gesellschaft nur aus religiösen Menschen, die lernen sollten, miteinander auszukommen, und übergehen den Umstand, dass die größte gesellschaftliche Gruppe längst aus Religionsfernen oder religiös „Unmusikalischen“besteht. Mit diesen sollten die Religionsgruppen diskutieren, um in einer modernen, säkularen Gesellschaft ankommen zu können.
Im Übrigen ist Religion Privatsache, und der Staat hat keinesfalls die Aufgabe, religiöse Identitäten zu stärken und zu fördern. Wer es dennoch tut, macht sich zum Steigbügelhalter der Resakralisierung der Gesellschaft und setzt damit die Errungenschaften der Aufklärung leichtfertig aufs Spiel.
Waldburg
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