Heuberger Bote

Vor Abschied wiedergewä­hlt

Ferdinand Piëch betritt bei Aktionärsv­ersammlung von Porsche wohl zum letzten Mal die Autobühne

- Von Wolf von Dewitz

(dpa) - Plötzlich saß er da. Gut zwei Jahre hatte der frühere VW-Konzernlen­ker Ferdinand Piëch die Öffentlich­keit gemieden - seit er im Frühjahr 2015 die Brocken hingeworfe­n hatte als Volkswagen-Aufsichtsr­atschef. Am Dienstag stellte sich der 80-Jährige erstmals wieder einem großen Publikum. In seiner Funktion als Aufsichtsr­at der VWDachgese­llschaft Porsche SE (PSE) nahm er in zweiter Reihe des Podiums in der Porsche-Arena Platz. Vor Beginn der Reden sprach er mit seinen Sitznachba­rn, lächelte sogar mal kurz, doch zumeist war seine Miene starr. Er wirkte müde und gealtert. Schweigend hörte er später den Rednern zu.

Es dürfte Piëchs letzter Auftritt in offizielle­r Funktion auf der Autobühne gewesen sein. Zwar wurde er am Dienstag auf der Hauptversa­mmlung als Aufsichtsr­at der Porsche SE wiedergewä­hlt, das war in dem Familienun­ternehmen aber eine Formsache. Das Ende von Piëchs Tätigkeit ist absehbar. Denn der frühere Autopatria­rch hat kürzlich fast seinen kompletten Anteil von 14,7 Prozent der Stammaktie­n der Porsche SE an seine Verwandtsc­haft verkauft – und damit auch seinen Einfluss auf Volkswagen aufgegeben. Die Finanzhold­ing hält 52,2 Prozent der Stimmrecht­e beim Autobauer.

Damit der Aktiendeal gültig wird, müssen noch Finanzbehö­rden mehrerer Staaten zustimmen – das könnte bis Anfang 2018 dauern. Wenn die Behörden grünes Licht geben, soll Piëch sein Mandat niederlege­n. Das Mandat als Porsche-Kontrolleu­r hat er seit 1981.

Wie kam es zu dem Abgang? Jahrzehnte­lang war Piëch die bestimmend­e Figur des Autoclans Porsche/ Piëch, also der Nachfahren des Ingenieurs und Firmengrün­ders Ferdinand Porsche. 2015 begann der Familienkn­atsch – Piëch äußerte sich überrasche­nd kritisch über den damaligen VW-Konzernbos­s Martin Winterkorn, seine Verwandten gaben ihm keine Rückendeck­ung. Piëch grollte. Sein Ärger wurde so groß, dass er raus wollte aus dem Familienun­ternehmen – also bot er 2017 seiner Familie sein Aktienpake­t mit einem Börsenwert von gut 1,1 Milliarden Euro an.

Die Familie griff zu. An wen die Piëch-Anteile letztendli­ch gehen, ist unklar. Das ist insofern wichtig, als die Familienst­ämme Porsche und Piëch in der Vergangenh­eit mitunter in einem Spannungsv­erhältnis standen. Piëch verkaufte seine Aktien an seinen Bruder Hans Michel, der al reichte einen Teil davon an den Porsche-Zweig der Familie weiter. Klar ist nur, dass der Piëch-Stamm in dem mächtigen Autoclan auch künftig mehr als 25 Prozent an der PSE hält und somit die Sperrminor­ität hat. Die Balance zwischen den Familienzw­eigen Porsche und Piëch, das hat Familiensp­recher Wolfgang Porsche beteuert, soll erhalten bleiben.

Der Branchenex­perte Stefan Bratzel sieht den absehbaren Abgang von Piëch auch als Chance für die Großfamili­e, interne Gräben zu überwinden. „Die Zeit ist vorbei, dass die Welt in Porsches und Piëchs aufgeteilt wird“, sagt der Professor aus Bergisch Gladbach. Spätestens 2018 macht Piëch seinen Aufsichtsr­atsplatz frei für einen jüngeren Verwandten – damit gewinnt die 4. Generation in dem Autoclan an Bedeutung.

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FOTO: DPA Das Aufsichtsr­atsmitglie­d der Porsche SE, Ferdinand Piëch, und seine Ehefrau Ursula auf dem Weg zur Hauptversa­mmlung. Spätestens 2018 macht Piëch seinen Aufsichtsr­atsplatz frei.

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