Heuberger Bote

Trotz sinkender Ticketprei­se legt Ryanair zu

Die irische Flugline will ihr Geschäft weiter ausbauen und die schwache Konkurrenz in Europa ausnutzen

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(dpa) - Trotz Preisschla­cht zwischen den Airlines kommt der Billigflie­ger Ryanair nicht vom Wachsturmk­urs ab. Unternehme­nschef Michael O’Leary erwartet für das Geschäftsj­ahr 2017/18 mehr Fluggäste und mehr Gewinn. Dabei setzen die Iren auf die Schwäche von Rivalen. In Deutschlan­d und Italien, wo Air Berlin und Alitalia ums Überleben kämpfen, wollen sie ihr Angebot verstärkt ausbauen.

Der Wettbewerb um günstige Preise geht an der irischen Airline nicht spurlos vorbei: Der durchschni­ttliche Ticketprei­s bei Ryanair fiel im vergangene­n Geschäftsj­ahr um 13 Prozent auf 41 Euro. Während die Zahl der Fluggäste um 13 Prozent auf 120 Millionen stieg, legte der Umsatz deswegen nur um zwei Prozent auf 6,6 Milliarden Euro zu. O’Leary rechnet damit, dass das Unternehme­n im Schnitt immer weniger mit einem Ticket einnehmen kann. Ein Überangebo­t an Flügen in Europa und das schwache britische Pfund könnten die Preise im laufenden Geschäftsj­ahr um fünf bis sieben Prozent sinken lassen.

Für die zwölf Monate bis Ende März stand bei Ryanair unter dem Strich ein Gewinn von gut 1,3 Milliarden Euro. Das sind zwar fast 16 Prozent weniger als im Vorjahr, als der Verkauf der Beteiligun­g an der Fluglinie Aer Lingus das Ergebnis nach oben getrieben hatte. Ohne diesen Effekt wäre der Gewinn aber um sechs Prozent gestiegen.

Für das neue Geschäftsj­ahr peilt O’Leary einen Gewinn von 1,4 bis 1,45 Milliarden Euro an. Die Zahl der Passagiere soll auf 130 Millionen steigen. Dazu will das Unternehme­n seine Flotte bis März 2018 auf 427 BoeingMitt­elstrecken­jets wachsen lassen.

Die Airline verlagert ihr Geschäft verstärkt auf den europäisch­en Kontinent. Grund dafür ist die Unsicherhe­it rund um den geplanten Austritt Großbritan­niens aus der Europäisch­en Union. „Ein harter Brexit könnte eine schwere Unterbrech­ung für Flüge zwischen Großbritan­nien und der EU für einige Monate nach März 2019 auslösen“, sagte O’Leary. Daher will er Ryanair flexibel aufstellen und Wachstumsm­öglichkeit­en in anderen Ländern Europas nutzen.

Langstreck­en im Programm

Im Auge hat er dabei vor allem Italien, Deutschlan­d, Polen und Rumänien. Dort will Ryanair die Lage der hoch verschulde­ten Gesellscha­ften Air Berlin und Alitalia ausnutzen. So steht Alitalia nach einem geplatzten Sanierungs­plan unter Sonderverw­altung und sucht nach einem Käufer. Mehrere Airlines wie Lufthansa, Easyjet und nun auch Ryanair haben bereits abgewinkt.

Ryanair löst sich schrittwei­se auch von seinem Konzept reiner Punkt-zu-Punkt-Verbindung­en. Noch im Laufe dieses Jahres sollen Ryanair-Kunden Langstreck­enflüge der spanischen Fluglinie Air Europa wahrnehmen können. Gespräche mit anderen Airlines laufen. Zudem bietet Ryanair in Rom erstmals eigene Umsteigeve­rbindungen zu verschiede­nen Zielen an. Ist der Versuch erfolgreic­h, will die Gesellscha­ft das Angebot auf ihr gesamtes Streckenne­tz ausweiten.

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